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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Dollar. In bar. Und ich leg noch eine Schachtel Patronen extra drauf. Suchen Sie sich eine Übungsmöglichkeit. Das kann entscheidend sein.«
    Er nahm die Waffe und legte sie in ein billiges Lederetui. »Das ist kostenlos«, erklärte er und reichte ihr die Waffe, während sie ihm das Geld übergab.
    »Noch etwas sollten Sie vielleicht berücksichtigen. Wenn Sie beschließen, damit abzudrücken«, sagte er langsam, währender in Anschlag ging, »achten Sie darauf, immer beide Hände zu benutzen, um nicht zu wackeln, nehmen Sie eine bequeme Stellung ein, atmen Sie tief ein und dann noch etwas …«
    »Ja?«
    »Schießen Sie alle sechs hintereinander. Wenn Sie sich entscheiden, auf etwas oder jemanden zu schießen, Mrs. Frazier, dann gibt es keine halben Sachen, wissen Sie. Nur in Hollywood kann der Gute dem Bösen eine Waffe aus der Hand schießen oder ihn in die Schulter treffen. Im wirklichen Leben nicht. Wenn Sie sich also entschieden haben, dann zielen Sie mitten in die Brust und bringen Sie’s zu Ende. Sie wollen auf etwas schießen? Dann töten Sie es.«
    Catherine nickte. »Worte, die man sich zu Herzen nehmen sollte.«
     

     
    Die stellvertretende Direktorin des kunsthistorischen Instituts ließ mich wissen, sie habe nur wenig Zeit. Sie sei mitten in ihrer regulären Sprechstunde, und gewöhnlich säße noch ein Überhang an Studenten vor ihrer Tür. Sie grinste, als sie mir das ganze Arsenal an studentischen Ausreden, Beschwerden, Anfragen und Kritiken zusammenfasste, die auch an diesem Tag wieder auf sie warteten. »Also«, sagte sie und lehnte sich in ihrem Sessel zurück, »welchem Umstand verdanke ich den Besuch eines erwachsenen Menschen?«
    Ich erklärte ihr so vage, wie es ging, ohne dass sie gleich verstummte, wofür ich mich interessierte.
    »Ashley?«, meinte sie. »Ja, ich erinnere mich. Vor ein paar Jahren, oder? Ein äußerst seltsamer Fall.«
    »Inwiefern?«
    »Hervorragende Noten in den ersten Semestern, eine künstlerische Ader und auch noch richtig fleißig – sie hatte eine Teilzeitstellebeim Museum –, und auf einmal schien bei ihr alles äußerst dramatisch in die Brüche zu gehen. Ich habe immer vermutet, dass Probleme mit einem Jungen dahinterstecken. Das ist gewöhnlich der Fall, wenn vielversprechende junge Frauen ins Straucheln geraten. In den meisten Fällen lassen sich diese Probleme mit Bergen von Taschentüchern für die Tränen und ein paar Tassen Tee relativ schnell lösen. In ihrem Fall allerdings gab es im ganzen Seminar Gerede, Gerüchte, besser gesagt, darüber, wie sie im Museum gefeuert wurde und wie es um die Integrität ihrer akademischen Arbeit stand. Aber mir ist nicht ganz wohl dabei, ohne ihre Zustimmung Ihnen diese Dinge mitzuteilen. Sie haben nicht zufällig ein entsprechendes Dokument dabei?«
    »Nein.«
    Die Direktorin zuckte die Achseln und setzte ein trockenes Lächeln auf. »Dann darf ich Ihnen nur begrenzt Auskunft geben.«
    »Sicher.« Ich stand auf, um mich zu verabschieden. »Trotzdem, danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Sagen Sie«, fragte die Direktorin, »vielleicht wissen Sie, was aus ihr geworden ist? Sie scheint völlig aus unserer Welt verschwunden zu sein.«
    Ich zögerte, weil ich nicht recht wusste, wie ich ihre Frage beantworten sollte. Mein Schweigen brachte mir einen besorgten Blick der Direktorin ein.
    »Ist ihr was zugestoßen?«, erkundigte sie sich in einem Ton, aus dem alle Scherzhaftigkeit gewichen war. »Das wäre schrecklich.«
    »Ja, man kann wohl sagen, dass ihr etwas zugestoßen ist.«

37
Ein aufschlussreiches Gespräch
     
    Scott stieg langsam aus und starrte den Mann an, der zweifellos O’Connells Vater war. Der Mann schwang bedrohlich den Axtstiel. Scott trat aus der Reichweite der Waffe zurück und holte tief Luft, während er sich wunderte, weshalb er so ruhig war. »Ich weiß nicht, ob es so klug ist, mich damit zu bedrohen, Mr. O’Connell.«
    Der Senior zuckte und ächzte. »Sie haben sämtliche Nachbarn abgeklappert und über mich ausgehorcht. Also kriegen Sie das hier zu spüren, sobald ich weiß, wer Sie sind.«
    Scott fixierte den Vater. Er kniff die Augen zusammen und schwieg mit ausdruckslosem Gesicht, bis der Mann sagte: »Ich warte auf eine Antwort.«
    »Das ist mir klar. Ich überlege nur noch, was für eine Sie bekommen werden.«
    Das verwirrte O’Connells Vater. Er trat zurück, dann wieder vor und schwang den Axtstiel erneut, während er wiederholte: »Wer sind Sie?«
    Scott starrte seinen

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