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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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es nur noch schlimmer werden kann. Nicht besser. Er ist ein ganz und gar bösartiger Mensch. Bösartig genug, um Ashley zu töten? Ich hab jedenfalls nichts gesehen, was mir das Gegenteil nahelegt. Er hat verschlüsselte Computerdateien über sie. Eine nennt er
Ashley Liebe
und eine
Ashley Hass
. Das sagt ja wohl alles. Aber damit nicht genug. Er hat auch welche über uns. Ich habe keine Ahnung, was da drin ist. Obsession beschreibt jedenfalls das, womit wir es zu tun haben, nur sehr unzulänglich. Also, jetzt seid ihr dran. Er ist krank. Er ist entschlossen. Er ist besessen. Worauf läuft das hinaus? Können wir uns davor verstecken? Geht das überhaupt?«
    »Was willst du uns sagen, Hope?«, fragte Sally.
    »Ich will damit sagen, dass alles, was ich gesehen habe, dafür spricht, dass ein tragischer Ausgang unausweichlich ist. Undihr wisst, was das bedeutet.« Hope hatte Mühe, die Bilder aus O’Connells Wohnung abzuschütteln. Tiefgefrorene Katzen, eine Schusswaffe im Schuh, kahle, mönchische Wände, eine schmuddelige Bleibe, die nur einem Zweck gewidmet ist: Ashley. Sie ließ sich gegen die Lehne fallen, als sie merkte, wie schwer es war, den handgreiflichsten Gedanken zu vermitteln: O’Connell kannte nur einen einzigen Lebensinhalt.
    Sally wandte sich an Scott. »Wie war’s bei dir? Hast du was in Erfahrung bringen können?«
    »Eine Menge, aber nichts, was Hopes Eindruck im Mindesten widersprechen würde. Ich hab gesehen, wo er aufgewachsen ist. Ich hab tatsächlich mit seinem Vater gesprochen. Einen so miesen, verdorbenen, gewissenlosen Scheißkerl findet man nicht alle Tage.«
    Sie ließen Scotts Worte sinken. Es gab vieles zu sagen, doch sie wussten alle drei, dass es im Grunde nur auf das hinauslief, was sie bereits ahnten.
    Sally brach das Schweigen. »Wir müssen …«
    Je mehr sie gehört hatte, desto kälter fühlte sie sich innerlich. Fast kam es ihr so vor, als ob ihr Herzschlag an einem Monitor jetzt kaum mehr als eine gerade Linie bilden würde. »Ist er ein Mörder?«, platzte sie heraus. »Sind wir uns da sicher?«
    »Woran erkennt man einen Mörder? Ich meine, woher sollen wir das wissen? Sicher wissen?«, fragte Scott. »Alles, was wir bisher in Erfahrung gebracht haben, sagt mir, dass die Antwort auf deine Frage ja lauten muss. Aber bevor er nicht etwas Handgreifliches tut …«
    »Er könnte Murphy umgebracht haben.«
    »Er könnte auch Jimmy Hoffa oder JFK umgebracht haben, nach allem, was wir bislang haben«, erwiderte Scott düster. »Wir müssen uns auf das konzentrieren, worüber wir Gewissheit haben.«
    »Na ja, Gewissheit haben wir nicht eben im Überfluss«, antwortete Sally. »Genauer gesagt, ist es das, was wir am wenigsten haben. Wir wissen eigentlich gar nichts, außer dass er ein gefährlicher Mensch ist und dass er irgendwo da draußen lauert. Und dass er Ashley etwas antun könnte oder auch nicht. Dass er sie in alle Ewigkeit verfolgen könnte. Oder auch nicht. Bei dem Kerl müssen wir verflucht noch mal mit allem rechnen.«
    Wieder verfielen sie in Schweigen.
    Hope kam der Gedanke, dass sie in einer Art Irrgarten gefangen waren und, egal, welchen Weg sie nahmen, nie zum Ausgang finden würden.
    Nach geraumer Zeit sagte Sally im Flüsterton: »Es muss jemand sterben.«
    Das Wort ließ den Raum gefrieren.
    Scott war der Erste, der sich fing, auch wenn seine Stimme heiser klang, als habe er Schmerzen. Er sah Sally an. »Der Plan sah vor, eine Straftat zu finden und sie O’Connell anzuhängen. Das solltest du recherchieren.«
    »Wenn wir Gewissheit – Gott, wie ich das Wort hasse – erlangen wollen, dann können wir uns entweder etwas sehr Kompliziertes ausdenken, wozu uns möglicherweise die Zeit fehlt, oder Ashley muss lügen. Ich meine, wir könnten sie verprügeln und dann behaupten, es wäre O’Connell gewesen. Das wäre ein tätlicher Angriff und würde ihn wahrscheinlich für eine ganze Weile hinter Gitter bringen. Natürlich müsste ihr einer von uns die Blutergüsse beibringen und ihr ein paar Zähne ausschlagen und die eine oder andere Rippe brechen, damit es ein richtig ernstes Verbrechen ist. Wie gefällt euch das Szenario? Und wenn die Sache platzen würde, sobald ein Kommissar ein paar Fragen stellt …«
    »Schon gut. Aber was …«
    »Uns bleibt immer noch die Alternative, zur Polizei zu gehen und uns eine einstweilige Verfügung zu besorgen. Glaubt irgendjemand in diesem Raum, dass so ein Fetzen Papier sie schützen wird?«
    »Nein.«
    »Können wir nach

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