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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ihnen eigentlich der Romantiker war. Nicht immer konnte man Liebe mit Rosen und Diamanten zum Ausdruck bringen oder mit süßlichen Liebespostkarten. Es war an der Zeit, sie wissen zu lassen, dass sich an seiner Hingabe nichts geändert hatte. Ihm schwirrten alle möglichen Ideen durch den Kopf.
     
    Das Telefon klingelte, als Scott gerade zur Haustür hereinkam.
    »Scott?« Es war Sally.
    »Ja?«, sagte er.
    »Du klingst so außer Atem.«
    »Ich hab das Telefon klingeln gehört. Ich war draußen. Ich komme gerade heim und musste ins Haus rennen. Ist alles klar bei euch?«
    »Ja, einigermaßen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, es ist nichts Dramatisches passiert. Ashley und Catherine waren tagsüber weg, aber sie wollen nicht sagen, was sie gemacht haben. Ich war in der Kanzlei und habe versucht zu sondieren, welchen Weg wir am besten einschlagen – dasErgebnis ist durchwachsen. Hope sagt kaum ein Wort, seit sie aus Boston zurück ist, sie besteht nur darauf, dass wir alle uns unverzüglich noch mal zusammensetzen. Kannst du jetzt direkt rüberkommen?«
    »Hat sie angedeutet, wieso?«
    »Nein, sagte ich doch. Hörst du mir nicht zu? Aber es hat mit dem zu tun, was sie in Boston vorgefunden hat, als sie O’Connell observierte. Ich hab sie noch nie so missmutig gesehen. Sie sitzt nebenan, starrt ins Leere und sagt immer nur, dass wir alle sofort miteinander reden müssen.«
    Scott fragte sich, was vorgefallen war, damit Hope so in sich gekehrt war. Das passte nicht im Mindesten zu ihr. Er versuchte, nicht auf den nahezu hysterischen Unterton zu reagieren, den er bei Sally heraushörte. Sie war offenbar mit den Nerven am Ende. Das erinnerte ihn an ihre letzten gemeinsamen Monate, bevor er von ihrer Affäre mit Hope erfuhr, als er jedoch schon längst auf einer tieferen, instinktiven Ebene wusste, dass zwischen ihnen so ziemlich alles falsch lief. Er nickte unwillkürlich und erklärte: »In Ordnung. Ich hab auch eine Menge über O’Connell rausgefunden, und weiß Gott nichts Gutes …« Wieder schwieg er einen Moment, denn zum ersten Mal, seit er quer durch den Bundesstaat gefahren war, nahmen die ersten Ansätze einer Idee in seinem Kopf diffuse Gestalt an. »Ich weiß noch nicht, wie wir den besten Gebrauch davon machen sollen, aber … Also, ich bin gleich bei euch. Wie geht’s Ashley?«
    »Sie wirkt geistesabwesend, fast apathisch. Als psychologischer Laie würde man wohl sagen, das sind die ersten Anzeichen einer ausgewachsenen Depression. Es ist wie eine richtig schwere Krankheit, diesen Kerl in seinem Leben zu haben. Wie Krebs.«
    »Du solltest so etwas nicht sagen«, entgegnete Scott.
    »Du meinst, ich sollte kein Realist sein? Erwartest du mehr Optimismus von mir?«
    Scott schwieg. Sally konnte verdammt schwierig sein und einen mit ihrer direkten Art in den Wahnsinn treiben. Doch in der gegenwärtigen Situation, mit den Problemen ihrer Tochter, machte es ihm Angst. Er hätte nicht sagen können, ob er richtig lag, wenn er an der Hoffnung festhielt, einen Ausweg zu finden, oder ob Sallys Einschätzung, dass sie in den größten Schwierigkeiten steckten und alles nur schlimmer wurde, der Wahrheit näher kam. Er hätte schreien können.
    Stattdessen biss er die Zähne zusammen und antwortete: »Wie gesagt, bin ich gleich da. Du kannst Ashley …«
    Wieder unterbrach er sich. Er spürte, dass Sally schwer Luft bekam.
    »Was? Soll ich ihr sagen, alles wird gut?«, fragte sie bitter.
    »Ach, und Scott, ich hoffe, du hast unsere nächsten Schritte im Gepäck, oder wenigstens eine Pizza.«
     

     
    »Sie wollen immer noch nicht«, erklärte sie.
    »Verstehe«, antwortete ich, auch wenn ich nicht wusste, ob es stimmte. »Trotzdem muss ich wenigstens mit einem von ihnen reden. Sonst wird keine runde Geschichte draus.«
    »Na ja«, sagte sie langsam, offenbar jedes Wort abwägend. »Einer von ihnen ist bereit, ja sogar darauf erpicht, Ihnen zu sagen, was er weiß. Ich bin nur nicht sicher, ob Sie wirklich auf eine solche Unterhaltung gefasst sind.«
    »Das leuchtet mir nicht ein. Einer will reden, aber was? Die anderen wollen es verhindern, um sich zu schützen? Oder wollen Sie alle beschützen?«
    »Sie sind nicht sicher, ob Sie ihre Lage wirklich verstehen.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Ich habe schon mit allen möglichen Leuten gesprochen, hab das Ganze von allen Seiten beleuchtet. Sie waren in einer verzweifelten Lage. Was sie auch getan haben, um da irgendwie rauszukommen, scheint mir gerechtfertigt

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