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Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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zusammengestürzt, so dass ein bunter Haufen verschiedener Kürbissorten zwischen Maiskolben über den Boden rollten.
    Catherine seufzte. »Oh mein Gott!«, rief sie laut.
    Im nächsten Moment waren sie von mehreren jungen Lageristen umringt, die sich daranmachten, die Pyramide wieder aufzubauen, während sich Ashley und Catherine überschwänglich beim Filialleiter entschuldigten und darauf bestanden, den Schaden zu bezahlen. Der Mann lehnte ihr Angebot ab, doch Catherine griff in ihre Handtasche und zog fünfzig Dollar heraus, die sie ihm unter die Nase hielt. »Also, dann sorgen Sie doch bitte dafür, dass diese netten jungen Männer, die das Chaos aufräumen, das Ashley und ich verursacht haben, für ihre Hilfe belohnt werden.«
    »Nein, nein«, wehrte der Filialleiter ab. »Wirklich, Ma’am, das ist nicht nötig.«
    »Ich bestehe aber darauf.«
    »Ich auch«, stimmte Ashley ein.
    Der Filialleiter nahm schließlich zur großen Erleichterung der Jungen kopfschüttelnd das Geld.
    Anschließend schob Ashley ihren Einkaufswagen in die Schlange vor der Kasse, und Catherine zog eine Kreditkarte heraus, um die Waren zu bezahlen. Beide Frauen achteten darauf, dass auch sie sich einmal deutlich von vorne den Überwachungskameraspräsentierten. Sie hegten wenig Zweifel, dass man sich an ihren Einkauf an diesem Abend erinnern würde. Dies war Sallys letzte Anordnung an sie beide gewesen:
Sorgt dafür, dass ihr etwas in der Öffentlichkeit tut, das eure Anwesenheit vor Ort beweist
.
    Das war ihnen wohl gelungen. Sie wussten nicht, was um diese Zeit in einem anderen Teil von Neuengland passierte, doch sie gingen davon aus, dass es etwas ganz und gar Schreckliches sein musste.
     
    Die Scheinwerfer von Michael O’Connells Wagen strichen über die im Dunkeln liegende Front seines Elternhauses. Das Licht reflektierte im Lack von Vater O’Connells Kleintransporter. Eine Wagentür wurde laut zugekracht, und Scott sah, wie O’Connell den Seiteneingang zur Küche ansteuerte. Der Gang des Sohnes war so energiegeladen, dass er in der Dunkelheit zu leuchten schien.
    O’Connells Zorn hatte einen kritischen Punkt erreicht, dachte Scott. Wer wütend ist, bemerkt oft nicht die kleinen Dinge, die sich später als wichtig erweisen können.
    Er beobachtete, wie O’Connell die Seitentür aufriss und nach drinnen verschwand. Er war nur wenige Sekunden lang in Scotts Blickfeld gewesen, doch jede einzelne Bewegung, die Scott gesehen hatte, zeugte davon, dass das, was Ashley zu ihm gesagt hatte, ihn wild entschlossen hierhergetrieben hatte.
    Scott holte einmal tief Luft, beugte sich vor und rannte die Straße entlang, indem er versuchte, sich im Schatten zu halten. So schnell er konnte, lief er zu O’Connells Wagen in der Einfahrt. Er bückte sich und griff in seinen Rucksack. Als Erstes holte er ein Paar OP-Handschuhe heraus und zog sie über. Als Nächstes nahm er einen Hartgummihammer und eine Schachtel verzinkter Dachdeckernägel heraus. Er warf einen einzigenBlick auf die Rückseite des Hauses, atmete einmal tief durch und trieb einen der Nägel in die Seitenwand von Michael O’Connells Hinterreifen. Er bückte sich und hörte ein leises Zischen.
    Dann nahm er noch ein paar Nägel und verstreute sie auf der Einfahrt.
    Möglichst geräuschlos lief Scott zum Heck von Vater O’Connells Pick-up. Dort ließ er die Schachtel mit den übrigen Nägeln offen auf dem Ladedeck liegen. Auch den Hammer deponierte er in der Nähe – eins von vielen Werkzeugen, die auf dem Pick-up und im Carport herumlagen.
    Nachdem er seine erste Aufgabe erledigt hatte, lief Scott gemächlich zu seinem Versteck zurück. Als er die Straße überquerte, hörte er laute, wutentbrannte Stimmen aus dem Haus. Er hätte gerne gewartet, um zu verstehen, was sie schrien, doch ihm war klar, dass das nicht ging.
    Als er die baufällige Scheune erreichte, zog er sein Handy heraus und drückte die Kurzwahltaste.
    Es klingelte zwei Mal, bevor Hope sich meldete.
    »Bist du schon in der Nähe?«, fragte er.
    »Keine zehn Minuten.«
    »Es ist gerade so weit. Melde dich, wenn du anhältst.«
    Hope legte auf, ohne etwas zu erwidern. Sie drückte aufs Gas und fuhr schneller. Sie hatten eine Spanne von mindestens zwan zig Minuten zwischen O’Connells und ihrer eigener Ankunft eingeplant. Sie lagen ziemlich gut in der Zeit, dachte sie. Was sie nicht unbedingt beruhigte.
     
    Im Haus standen Michael O’Connell und sein Vater sich auf wenige Schritt in dem verdreckten Wohnzimmer

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