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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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kannst davon ausgehen, dass du schon für mich arbeitest.«
    Wachtang versuchte, einen Schritt nach vorn zu machen, doch eine unsichtbare Kraft hinderte ihn daran. Das Plateau, auf dem er sich befand, bestand aus schwarzen Steinplatten und wies ein spiralförmiges Muster auf, das sich aus bizarren Schriftzeichen zusammensetzte.
    »Was ist das hier?«
    »Der Thron der Kraft.«
    »Und der hat mich tatsächlich hierher verfrachtet? «
    »Natürlich.«
    Wachtang schnalzte begeistert mit der Zunge.
    »Und solche Dinge hat der Geheimdienst im Kreuz?«
    »Nein. Hat er nicht.«
    Der Ring an Rionis Finger drückte auf einmal, und der Brillant begann besorgniserregend heftig zu funkeln.
    »Hör mal, was geht hier eigentlich vor?«
    Das Brandeisen glühte bereits in der kleinen Kohlenschale. Daneben harrten die übrigen Utensilien ihrer Bestimmung: ein Glaskolben mit einer durchsichtigen Flüssigkeit – der Katalysator, mit dem das Blut des Opfers auf die Tauglichkeit für das Traumarkan überprüft wurde, außerdem der gehörnte Helm und der Dolch mit der geraden Klinge. Ohne Eile legte Bogdan seinen bordeauxroten Mantel an und schnallte den Gürtel um. Dann – als wäre ihm plötzlich noch etwas Wichtiges eingefallen – zog er einen Player aus der Tasche und warf ihn auf den Boden. Den Humos konnte man wirklich jeden Bären aufbinden. Achtlos zertrat er das billige Plastikgehäuse und griff nach seinem Helm.
    »Warum sagst du denn nichts mehr?«, fragte Wachtang und in seiner Stimme lag ein Anflug von Besorgnis.
     
     
    Moskauer Eremitage, Kloster der Erli
Moskau, Zarizyno-Park
Samstag, 16. September, 00:38 Uhr
     
    Die Moskauer Eremitage, das Hauptquartier der Erli-Mönche, lag in völliger Stille, und das massive Eingangstor war verschlossen. Artjom parkte den Jeep auf einem kleinen, asphaltierten Vorplatz und nickte der jungen Frau zu.
    »Warte hier auf mich.«
    »Wo sind wir?«, fragte sie überrascht.
    Olga hätte sich als Ziel der Fahrt alles Mögliche vorstellen können: ein Restaurant, eine Kriminellenkneipe, die FSB-Zentrale oder eine konspirative Wohnung, aber nicht dieses alte Gemäuer.
    »Das ist ein Kloster.«
    »Ein bewohntes Kloster?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wirklich seltsam.« Olga sah Artjom ungläubig an und wandte den Blick dann wieder zum Tor. »Was ist mit der Laterne?«
    Artjom verstand sofort den Grund für ihre Verblüffung. Die schwere, geschmiedete Laterne über dem Tor schwankte wie verrückt hin und her, obwohl die Nacht völlig windstill war.
    »Warum schaukelt sie so?«, bohrte Olga nach.
    »Sie ist kaputt«, erwiderte er lapidar.
    Ohne weitere Fragen abzuwarten, stieg Artjom aus, ging zum Tor und betätigte den gusseisernen Klopfring.
    »Ist jemand da?!«
    Die diensthabenden Mönche in der Patientenaufnahme reagierten überraschend schnell. Die kleine Pforte im Tor öffnete sich und ein großgewachsener, breitschultriger Mönch trat auf den Vorplatz hinaus. Er trug eine grobe Kutte, die mit einer einfachen Kordel gebunden war.
    »Bist du verletzt, oder was?«, erkundigte er sich barsch und musterte Artjom argwöhnisch von oben bis unten.
    Die Sippe der Erli gehörte dem Dunklen Hof an, und die Angehörigen dieses Herrscherhauses waren für ihren schwierigen Charakter berüchtigt. Deshalb wunderte sich Artjom nicht weiter über die frostige Begrüßung, zumal er es offensichtlich mit einem Novizen zu tun hatte, der bestenfalls als Sanitäter eingestuft war. Es dauerte auch gar nicht lange, bis aus dem Inneren des Gebäudes die Stimme des diensthabenden Arztes erschallte.
    »Wen schickt uns der Schlafende, Bruder Kuskus? Wer wagt es, unsere Ruhe zu stören?«
    »Irgend so ein Humo.«
    »Ein dreistes Völkchen, diese Humos, jetzt behelligen sie uns schon mitten in der Nacht.«
    Aus der Pforte trat ein hagerer Erli mit lebendigen, schwarzen Augen, warf einen prüfenden Blick auf den Ankömmling und winkte ab.
    »Ach, das ist ein Freund, Bruder Kuskus. Sei gegrüßt, Artjom!«
    »Hallo, Bruder Lapsus!« Die alten Bekannten schüttelten sich die Hände. »Du schiebst schon wieder Nachtschicht? «
    »Und du treibst dich schon wieder mitten in der Nacht herum?«
    Artjom war bereits vor zwei Tagen nachts im Kloster gewesen und auch damals hatte Bruder Lapsus Dienst in der Aufnahme gehabt. Dabei sahen die Regeln der Erli für einen Arzt eigentlich nur einen Nachtdienst pro Woche vor. Der Söldner konnte sich schon denken, was dahintersteckte, und beschloss, seinen Freund damit

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