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Das Opfer

Das Opfer

Titel: Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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tatsächlich stattgefunden hatte.
    Noch wochenlang plagte sich Edik mit drei gebrochenen Rippen herum. Jegor Bessjajew kehrte indes aus dem Ausland zurück und wurde eineinhalb Jahre später Vizepräsident der T-Grad-Com.
     
    »Hallo? Bist du noch da?«, fragte Nefedow und testete die Aufmerksamkeit des gedankenverlorenen Edik mit einer winkenden Handbewegung. »Vielleicht sollten wir Wachtangs Leute mal anrufen und ihnen verklickern, dass wir das nicht waren. Chamberlain würde es bestimmt nicht gefallen, wenn die Amok laufen.«
    Edik besann sich und nahm die Brille ab, die sich ein wenig beschlagen hatte.
    »Spike, wer von den Jungs ist gerade im Büro?«
    »Zorro.«
    »Er soll sich ein paar Leute nehmen und Serebrjanz zu mir bringen.«
    »Hä, Serebrjanz? Wer soll’n das sein?«, staunte Nefedow mit weit aufgerissenen Augen.
    »Zorro weiß, wen ich meine. Sag ihm einfach, dass er Serebrjanz zu mir bringen soll.«
    »Und wozu das?«
    Edik putzte hingebungsvoll seine Gläser, hatte es jedoch nicht eilig, die Brille wieder aufzusetzen.
    »Ich muss mit ihm reden.«
    »Und Chamberlain? Und Wachtangs Leute?«
    »Denen sagen wir einfach, was Sache ist: dass wir mit dem Mord nichts zu tun haben.«
    »Sollten wir nicht ein Treffen mit denen ausmachen? Der Moment wäre günstig! Wir könnten den Trotteln die Situation schmackhaft machen und …«
    »Nur nichts überstürzen, Spike«, unterbrach ihn Edik mit einer beschwichtigenden Handbewegung. »Der Moment ist in Wahrheit heikel, wir dürfen jetzt bloß keinen Fehler machen. Veranlasse zuerst mal, dass Serebrjanz zu mir gebracht wird, dann sehen wir weiter.«
     
     
     
    Moskau, Jablotschkow-Straße
Samstag, 16. September, 11:23 Uhr
     
     
    Zu Kornilows großer Erleichterung hatten sich vor dem Haus noch keine Journalisten eingefunden, für die es zweifellos ein gefundenes Fressen gewesen wäre, den Leiter der Sonderermittlungsgruppe am Tatort eines gewöhnlichen Verbrechens zu entdecken. Da die Verfolgung des Fräuleins Mannerheim aussichtslos erschien, instruierte der Major die Kollegen, sämtliche sichergestellten Beweismittel ins Polizeipräsidium zu bringen, und ging dann zu seinem Wagen.
    »Major Kornilow?!«
    Andrej drehte sich um. Nicht weit von seinem Wolga stand ein älterer Herr, der einen schäbigen Anzug, ein Hemd von zweifelhafter Frische und abgewetzte Schuhe trug. Unter seinem Arm klemmte eine speckige Aktentasche, in deren Leder sich canyonartige Risse auftaten.
    »Sie sind doch Major Kornilow, nicht wahr?«
    »Kennen wir uns?«
    »Professor Serebrjanz.« Der Mann deutete eine Verbeugung an. »Lew Moisejewitsch Serebrjanz. Sie müssen entschuldigen, ich kenne Ihren Vor- und Vatersnamen nicht.«
    »Andrej Kirillowitsch.«
    »Sehr erfreut, Andrej Kirillowitsch, ich muss Sie sprechen. «
    »Wird das lange dauern?«
    »Das kommt ganz darauf an, aber ich denke, dass das, was ich Ihnen zu sagen habe, von größtem Interesse für Sie wäre.«
    »Na gut.« Kornilow ging in den Schatten und zündete sich eine Zigarette an. »Was kann ich für Sie tun?«
    Serebrjanz warf einen missbilligenden Blick auf die Zigarette und rückte seine zerknitterte und bemerkenswert geschmacklose Krawatte zurecht.
    »Andrej Kirillowitsch, wenn ich recht informiert bin, sind Sie doch der Leiter der Sonderermittlungsgruppe und kümmern sich normalerweise um organisierte Schwerkriminelle. Was führt Sie an den Tatort eines gewöhnlichen Verbrechens?«
    »Sie arbeiten nicht zufällig für irgendeine Zeitung?«, erkundigte sich der Major argwöhnisch.
    »Nein. Ich wollte nur sichergehen, dass ich mich nicht getäuscht habe.«
    »Worin getäuscht?«
    Serebrjanz rieb sich verlegen die Nase.
    »Wissen Sie, Andrej Kirillowitsch, ich wohne zufällig im achten Stockwerk des Hauses, das sich gegenüber dem Tatort befindet, und habe von dort einen guten Blick, der selbst von den Bäumen kaum beeinträchtigt wird. Und heute Morgen habe ich mich auf meinem Balkon aufgehalten.«
    »Sie sind also ein Zeuge?«
    »Nicht einfach nur ein Zeuge«, erwiderte der Professor kryptisch und lächelte triumphierend. »Natürlich werde ich Ihnen sagen, was ich gesehen habe, doch darüber hinaus kann ich Ihnen interessante Dinge über die Hintergründe des Verbrechens berichten.«
    »Vielleicht sollten wir ins Präsidium fahren?«
    »Lieber nicht. Ich möchte nicht, dass mein Name in Zusammenhang mit diesem Fall genannt wird, und würde es vorziehen, hier unter vier Augen mit Ihnen zu sprechen.«
    Ein

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