Das Orakel der Seherin
Downtown L.A. verantwortlich ist.
Sie werden feststellen, daß sie übereinstimmen. Sie tun es deswegen, weil tatsächlich eine einzige Frau für diese Ereignisse verantwortlich ist – eine Frau, die kein menschliches Wesen ist.« Ich zögere und fahre leiser fort. »Ich kenne ihren Namen, und ich weiß, wo sie lebt. Möglicherweise weiß sie, daß ich es weiß, das kann durchaus sein. Doch sie wird ohnehin nicht lange an ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort bleiben. Wenn Sie sie unschädlich machen wollen, müssen Sie es noch heute nacht tun. Blicken Sie nicht so entsetzt drein, ich weiß, daß Sie sich lange genug auf dieses Ereignis vorbereitet haben!«
Dr. Seter ist so fassungslos über meine Worte, daß er nicht antworten kann.
James übernimmt es für ihn: »Woher wissen Sie das alles?« fragt er. »Das haben Sie doch nicht aus alten Schriften erfahren!«
»Ich hatte einen Freund beim FBI, der einige dieser Informationen an mich weitergeleitet hat. Er wandte sich an mich, weil seine Organisation das Material, was von Suzama überliefert ist, untersucht hat. Dieser Freund ist jetzt tot – er ist bei der Explosion in der Wüste Nevadas gestorben. Doch bevor er starb, hat er mir genügend Hinweise gegeben, um die Dunkle Mutter zu finden und mit ihr zu reden.«
Die zwei kippen vor Überraschung beinah von den Stühlen. »Sie haben sie gesehen?« stößt Dr. Seter hervor.
»Nicht nur sie, ich auch«, mischt sich Seymour ein. »Wir beiden haben vor etwa drei Monaten auf dem Santa Monica Pier mit ihr gesprochen. Sie wollten uns töten, entschloß sich dann aber doch, uns gehen zu lassen.«
»Warum sollte sie Sie gehen lassen, wenn Sie eine Gefahr für sie darstellen?«
fragt Dr. Seter.
»Offensichtlich sieht sie uns nicht als Gefahr für sich«, entgegne ich. »Oder sie glaubt, daß wir sie letztendlich irgendwie zu dem Kind führen könnten. Aus diesem Grunde hat sie auch zugestimmt, uns zu treffen: Sie wollte von uns Informationen über Suzamas Schriften.«
»Wir haben Ihre Schrift immer noch nicht gesehen«, erinnert Dr. Seter.
»Das können wir auch nicht«, erkläre ich. »Sie hat sie heute nachmittag zerstört. Und möglicherweise beabsichtigt sie gerade, auch Ihre Schrift zu vernichten – mitsamt Ihrer ganzen Gruppe.« Ich lege eine Pause ein. »Sie war bei Ihrer gestrigen Veranstaltung.«
James Stimme klingt barsch: »Warum haben Sie uns das nicht gesagt?«
»Ich wußte es nicht«, antworte ich wahrheitsgemäß. »Ich habe es erst heute erfahren, als sie mich zu Hause angerufen und es mir gesagt hat.«
»Warum sollte sie Sie anrufen?« will Dr. Seter wissen.
»Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Ich glaube, daß sie in unserer Nähe bleibt, weil wir – Seymour und ich – sie möglicherweise zu dem Kind führen könnten.
Für Sie ist sie bisher nur ein bedrohlich klingender Name. Für uns ist sie ein Ungeheuer, das uns bedroht – und das uns um die Gefahr wissen läßt, in der wir uns befinden.«
Dr. Seter betrachtet mich nachdenklich. »Wie heißt sie? Kennen Sie ihren menschlichen Namen?«
»Werden Sie mir glauben, wenn ich ihn Ihnen sage?« frage ich.
»Nicht unbedingt«, gesteht Dr. Seter. »Aber möglicherweise werde ich dadurch Ihrer wilden Geschichte ein wenig mehr Beachtung schenken.«
»Ihr Name ist Kalika, Kali Ma. Das dunkle Zeitalter des Kali Yuga ist nach ihr benannt.«
Offensichtlich wird Kalika in Suzamas Schrift erwähnt. Die schockierten Gesichter der beiden zeigen es mir deutlich. Merkwürdigerweise erfüllt mich diese Erkenntnis mit Bestürzung. Gibt es keine Hoffnung mehr für meine Tochter? Ich weiß, daß ich hier bin, um ein Attentat auf sie zu unterstützen, doch gleichzeitig wünscht sich ein Teil von mir noch immer, daß ich einen schrecklichen Fehler gemacht habe – und daß all das Schreckliche, das Kalika seit ihrer Geburt getan hat, nichts als ein großes Mißverständnis war. Aber es ist nicht so, und ich weiß, daß ich mir etwas vormache. Entweder meine Tochter stirbt, oder wir alle sterben – und mit uns das Kind, das diese Welt retten kann.
Unvermittelt bemerke ich, daß Dr. Seter plötzlich wieder Mühe hat zu atmen.
»Kann das alles wahr sein?« murmelt er vor sich hin.
»Es ist wahr«, sagt Seymour. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wozu sie in der Lage ist. Sie ist stärker als zwanzig Männer und so schnell wie der Blitz.
Sie beobachtet Ihre Gruppe schon. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
James starrt Seymour an. »Woher kennen Sie
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