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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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gut«, sage ich. »Machen Sie sich keine Sorgen um mich.«
    Damit versuche ich aufzustehen, doch er versucht mich daran zu hindern.
    »Sie sind vom dem Balkon gestürzt«, protestiert er. »Es ist ein Wunder, daß Sie das überlebt haben.«
    Noch einmal wische ich mir mit der Decke über Gesicht und Haar, dann gebe ich sie ihm blutig zurück. »Sie sind sehr freundlich«, sage ich. »Aber ich muß von hier verschwinden.«
    Obwohl ich noch lange nicht vollständig geheilt bin, bewege ich mich zu schnell, als daß er mir folgen könnte. Während ich den Olympic Boulevard überquere, spüre ich, wie sich mein Gewebe weiter regeneriert. Wenn Kalika und ich uns jetzt gleich wieder gegenüberstehen sollten, bin ich ziemlich im Nachteil. Aber wahrscheinlich bin ich das sowieso. Doch meine Furcht drängt mich zur Eile – oder ist es nicht Furcht, sondern eine närrische Hoffnung? Die Hoffnung, daß sie den einen oder anderen doch am Leben gelassen hat?
    In dem Bürogebäude fahre ich mit dem Aufzug in die sechsunddreißigste Etage. In meinem Zustand kann ich mir die Treppe nicht zumuten. Als ich aus dem Fahrstuhl stolpere, ist das erste, was ich sehe, Blut. Alle Hoffnung in mir erstirbt. Die Tür zu Suite 3670 ist förmlich in ihre Einzelteile zerlegt worden.
    Doch dann höre ich ein Geräusch, leise gemurmelte Worte, schwaches Stöhnen.
    Ich stürze vor und schaue hinein.
    Seymour und Dr. Seter befinden sich in einer Ecke des Raumes. Mein alter Freund scheint sich um den Doktor zu kümmern, der offenbar Mühe hat zu atmen. Zwanzig Fuß von ihnen entfernt, mitten im Raum, liegen die beiden Scharfschützen. Es scheint, als habe Kalika beide so hart in die Brust getreten, daß sie ihre Herzen zerschmettert hat – eine alte Spezialität auch von mir. Doch Seymour und Dr. Seter scheinen unverletzt. Ich bin so erleichtert, daß ich beinah zu weinen anfange.
    Erst dann bemerke ich, daß James fehlt.
    »Wo ist er?« will ich wissen.
    Sie zucken zusammen und blicken mich an. Ich bin noch immer über und über mit Blut besudelt.
    »Wir dachten, Sie seien tot«, keucht Dr. Seter.
    Ich gehe zu ihnen und schaue ihm ins Gesicht. »Wo ist James? Hat sie ihn mitgenommen?«
    Seymour steht auf und schüttelt den Kopf. »Er ist dir gefolgt, direkt nachdem du gegangen bist. Seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen.« Er zieht mich an sich, und ich sehe Tränen in seinen Augen. »Gott sei Dank lebst du. Wir haben gesehen, wie sie dich vom Balkon gestürzt hat. Ich dachte, alles sei vorbei.«
    Ich streiche ihm übers Haar und erhasche seinen Blick. »Das war nicht ich, den ihr gesehen habt, sondern jemand anders.« Dann wende ich mich an den Doktor. »Sie haben Probleme mit dem Herzen. Soll ich einen Notarzt rufen?«
    »Nein, es geht auch so.« Er versucht aufzustehen. »Helfen Sie mir hoch.«
    Ich reiche ihm die Hand. »Was ist passiert?« frage ich.
    Seymour macht eine schwache Geste. »Die Tür explodierte förmlich, und sie kam herein. Die zwei haben versucht, auf sie zu schießen, aber sie hatten keine Chance. Dann preßte sie Dr. Seter gegen die Wand und verlangte von ihm zu wissen, wo sich die Schrift befindet.«
    Dr. Seter schüttelt betrübt den Kopf. »Und ich habe es ihr gesagt. Alles. Ich wollte es nicht, aber ich war zu schwach, ihr zu widerstehen.« Er hält inne und beginnt beinah zu weinen. »Glauben Sie, daß sie James in ihrer Gewalt hat?«
    »Nein.« Die Antwort kommt von der Tür. James tritt ein. Er betrachtet die toten Scharfschützen, und ein Schauder durchläuft seinen Körper. »Mir ist nichts passiert«, sagt er.
    Ich trete zu ihm. »Haben Sie gesehen, ob sie verschwunden ist?«
    »Ja. Sie hat ein Polizeiauto gestohlen und ist davongefahren.«
    »Haben Sie noch etwas anderes gesehen?«
    Womit ich wissen will, ob er gesehen hat, daß ich einen Sturz in den Pool überlebt habe.
    Er starrt mich an. »Nein. Aber was meinen Sie eigentlich damit? Wir haben hier ein Massaker erlebt.«
    »Ich meine nichts Besonderes. Es tut mir leid, wie die Aktion verlaufen ist«, erkläre ich. »Ich weiß, daß sich das ziemlich banal anhört, aber ich muß es trotzdem sagen. Jetzt haben Sie zumindest mit eigenen Augen gesehen, warum wir sie aufhalten müssen.« Ich lege meine Hand auf sein Herz und bin überrascht, wie gleichmäßig und ruhig es schlägt. Trotz des Massenmordes, der stattgefunden hat, ist er immer noch gelassen. »Sie müssen mir den anderen Teil Ihrer Schrift zeigen. Das heißt, falls er noch da

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