Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Spektakel ihre Buden aufbauten, um die Bedürfnisse der Zuschauer während der Spielpausen zu befriedigen.
    In Rom gab es größere Veranstaltungsstätten, zum Beispiel den Circus Maximus und das Theater des Pompeius, aber der Circus war nicht so grandios angelegt, und das Theater war nicht mehr als eine überdimensionale Kopie der üblichen griechischen Spielstätten. Dieses Amphitheater war etwas völlig Neues, und ich konnte mir nur wünschen, in Rom gäbe es ebenfalls so ein wunderbares Bauwerk. Ich dankte dem Baumeister für seine Führung, und wir gingen zurück zu unseren Pferden.
    „So“, wandte ich mich an meine Männer, „das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, aber was den eigentlichen Grund unseres Besuchs angeht, sind wir noch keinen Schritt weiter. Lasst uns jetzt den Duumvir Belasus aufsuchen.“
    Wir ritten die südliche Mauer entlang und dann durch das Stabiae-Tor in die Stadt. Dort folgten wir der breiten Straße, die die Stadt durchquerte, und bogen in Richtung Westen in eine Querstraße ein, die zum Forum führte. Pompeji war eine schöne Stadt, aber das trifft eigentlich für alle campanischen Städte zu. Rom ist ein Moloch mit einigen prachtvollen Bauten, aber insgesamt mangelt es der Stadt an Charme; Rom wirkt absolut planlos, eher wie eine Ansammlung Dörfer, die wahllos in eine Mauer hineingezwängt wurden, die ein viel zu kleines Gebiet umgibt. Um nicht missverstanden zu werden: Ich liebe Rom, aber ich bin auch nicht blind für die Mängel der Stadt.
    Wir fanden beide Duumviri in der schlichten städtischen Basilika, wo sie gerade ihre öffentlichen Geschäfte beendeten. Belasus war ein kleiner, beleibter Mann mit einem weißen Haarkranz und dem Aussehen eines wohlhabenden Kaufmanns. Porcius war groß, dünn, durch und durch aristokratisch und deutlich jünger. Ich gratulierte ihnen zu dem beeindruckenden Bau, um den sie ganz Rom beneiden würde. Beide schienen sich gebauchpinselt zu fühlen.
    „Und jetzt erzählt mir von diesem ermordeten Syrer“, forderte ich sie auf.
    „Er hieß Elagabal und war Inhaber eines Import-Export Unternehmens“, erwiderte Belasus.
    „Und womit hat er gehandelt?“
    „Mit allem Möglichen. Er hat zum Beispiel eine komplette Schiffsladung spanische Orangen gekauft und sie in der Hoffnung auf steigende Preise eingelagert. Oder er hat Getreide gekauft und es an einen Ort geliefert, an dem es seinen Informanten zufolge eine Missernte gegeben hatte.“
    „Das klingt nach einem sehr riskanten Geschäft“, stellte ich fest. „Orangen halten sich nicht lange, und Transporte per Schiff sind immer gefährlich.“
    „Wir glauben auch nicht, dass er auf diese Weise viel Geld verdient hat“, sagte Porcius. „Aber er war trotzdem sehr vermögend.“
    „Und wie ist er zu diesem Wohlstand gekommen?“, wollte ich wissen.
    „Gerüchten zufolge hat er mit Diebesgut gehandelt“, erwiderte Belasus. „Das Unternehmen diente nur der Tarnung. So konnte er die gestohlene Ware an irgendwelche Orte verschiffen, wo er sie, ohne Verdacht zu erregen, verkaufen konnte.“
    „Offenbar ist sein Tun aber doch nicht unbemerkt geblieben“, stellte ich fest.
    „Hehler fliegen immer früher oder später auf“, erklärte Belasus. „Eher früher. Sie müssen sich mit Dieben einlassen, und Diebe quatschen.“
    Das stimmt. Hatte sein anstehendes Gerichtsverfahren et was mit diesen dunklen Geschäften zu tun?“

    Schwer zu sagen“, erwiderte Porcius. „Er hatte einen Bürger als Geschäftspartner, wie es für Ausländer vorgeschrieben ist. Er heißt Sextus Aureus, ein Gerber. Aureus hat Klage gegen Elagabal erhoben, da dieser ihn angeblich jahrelang um seinen Anteil am Geschäft betrogen hatte.“
    „In diesem Fall wäre eher zu erwarten gewesen, dass Aureus tot aufgefunden wird. Ich will mit ihm sprechen. Doch zuvor will ich die Leiche des Syrers und seine Geschäftsräume sehen.“
    „Du willst die Leiche sehen?“, fragte Porcius entgeistert.
    „Warum?“
    „Man weiß nie, was einem eine Leiche womöglich verrät“, entgegnete ich. Sie sahen mich an, als wäre ich komplett übergeschnappt. An diesen Blick hatte ich mich inzwischen gewöhnt.
    „Also gut“, willigte Belasus ein. „Wenn du mir bitte folgen willst, Praetor.“
    „Ich lasse inzwischen Aureus suchen und zu dir bringen“, sagte Porcius. „Wenn ich dir sonst irgendwie behilflich sein kann, lass es mich wissen.“
    Wir ließen Porcius zurück und folgten Belasus über das lange, schmale Forum

Weitere Kostenlose Bücher