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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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normalen Theatern, die man unter Verzicht auf Bühne, Orchester und Bühnengebäude sozusagen einander gegenübergestellt hatte. Im Ergebnis entstand ein großes Oval mit rundum gestuften Sitzreihen und einer Arena in der Mitte.
    Zwei ansässige Geldsäcke namens Belasus Valgus und Porcius hatten vor fast zwanzig Jahren mit dem Bau begonnen. Sie hatten das Amphitheater der Stadt geschenkt, und während eines Großteils der Bauzeit war es auch bereits in Gebrauch gewesen, doch so ein gewaltiges Projekt braucht seine Zeit, und im Moment wurde dem Ganzen gerade der letzte Schliff gegeben. Wie ich schon erwähnte, sind die Campaner verrückt nach Gladiatorenkämpfen, und die Einwohner Pompejis setzten alles daran, für ihre Munera den bestmöglichen Austragungsort zu haben. Dies war ihnen in prachtvoller Weise gelungen.
    Wir stiegen von unseren Pferden, um den imposanten Bau zu besichtigen. Zu jener Zeit gab es in Rom, einer weitaus größeren und reicheren Stadt, nichts annähernd Vergleichbares. Noch vor einer Generation wurden die Spiele und sogar die Munera auf dem Forum abgehalten, wo zu diesem Anlass jedes Mal überdachte Zuschauertribünen aufgebaut wurden. Wer besonders großartige und außergewöhnliche Spiele bieten wollte, ließ - meistens auf dem Campus Martius - hölzerne Amphitheater aufbauen, die jedoch nach Beendigung der Festivitäten wieder abgerissen werden mussten. Bis zu jener Zeit war niemand bereit gewcsen, die ruinösen Kosten für den Bau eines steinernen Amphitheaters zu übernehmen, das groß genug war, sämtliche erwachsenen Bewohner Roms aufzunehmen. Und mit weniger hätten sich die Römer nicht zufrieden gegeben.
    Das neue Amphitheater Pompejis war sogar noch größer, als es den Erfordernissen der Stadt entsprochen hätte. Da Sklaven, Ausländer, Kinder und Frauen bei Kämpfen nicht zugelassen waren - wobei Frauen diese Vorschrift leicht umgehen konnten -, bot das Amphitheater nicht nur Platz für sämtliche männlichen Bewohner Pompejis, sondern auch für die Männer der Umgebung und einiger benachbarter Städte. Diese Tatsache erfüllte die Pompejianer mit großem Stolz, denn es sicherte ihnen das Wohlwollen der gesamten Gegend.
    Wir näherten uns dem gewaltigen Bauwerk und bestaunten eine halbkreisförmige Steinmauer, die vielleicht dreißig Fuß hoch war und aus zahlreichen hohen Bögen bestand. Sie war beeindruckend, verriet jedoch nicht, wie riesig das Areal tatsächlich war. Etliche Männer meißelten und malten an den Verzierungen der einzelnen Mauerabschnitte. Seitlich der Mauer führte eine Treppe nach oben. Wir stiegen sie hinauf und landeten auf einer Plattform, die einen guten Überblick ermöglichte. Zu beiden Seiten erstreckten sich die Sitzreihen und zogen sich, jeweils durch weitere Treppen unterbrochen, keilförmig hinab zur Arena. Jeder Bereich wurde von zwei Gängen durchschnitten, über die man in die anderen Abschnitte gelangte. Die niedrigen Wände dieser Gänge waren ihrerseits mit prachtvollen Malereien dekoriert. Sie zeigten Kämpfer und Sieger, die Lorbeerkränze und Palmenzweige hochhielten, und alle möglichen anderen Motive, die mit den Spielen assoziiert werden. Auf der Plattform, direkt neben uns, ragten die Masten in die Höhe, an denen bei Bedarf ein riesiges Sonnensegel befestigt wurde, das passend zum Lauf der Sonne geschwenkt werden konnte und an heißen Sommertagen Schatten spendete.
    Ein Baumeister überwachte den Einbau der letzten Steinblöcke. Wir gingen zu ihm, und ich gratulierte ihm zu dem großartigen Bauwerk.
    „Eigentlich war es schon vor Jahren vollendet, Praetor“, entgegnete er. „Aber im vergangenen Jahr hat ein Erdbeben viele Steine beschädigt, und die Dekoration ist teilweise schon recht verwittert. Wir führen jetzt vor allem Restaurierungsarbeiten durch. Möchtet ihr das Bauwerk besichtigen?“
    „Gerne, wenn du uns vielleicht eine kleine Führung geben könntest.“
    Und so führte er uns durch das prachtvolle Theater und erklärte uns, wie die Konstrukteure und Architekten unzählige Probleme gelöst hatten, unter anderem komplizierte Fragen der Gewichtsverteilung oder das Problem, zwanzigtausend Besuchern den schnellstmöglichen Zugang zu ihren Plätzen zu ermöglichen. In weiser Voraussicht hatten sie sogar den freien Platz zwischen der Stadt und dem Amphitheater mit Platanen bepflanzt. Diese inzwischen hoch gewachsenen Bäume waren nicht nur schön anzusehen, sie waren auch Schattenspender für die Verkäufer, die zu jedem

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