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Das Orakel vom Berge

Das Orakel vom Berge

Titel: Das Orakel vom Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip K. Dick
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angeblich war das der beste Schnitt des Jahres.
    Es kostete Joe beinahe zweihundert Dollar.
    Dazu brauchte sie drei Paar Schuhe, weitere Nylonstrümpfe, ein paar Hüte und eine neue handgearbeitete schwarze Lederhandtasche. Und dann stellte sie fest, daß der Ausschnitt des italienischen Kleides die neuen Büstenhalter erforderte, die die Brust nur zur Hälfte bedeckten. Sie bewunderte sich in dem Spiegel des Kleidergeschäftes und kam sich halb nackt vor und war etwas unsicher, ob sie sich nach vorn beugen könnte. Aber die Verkäuferin versicherte ihr, daß die neuen Halb-BH’s auch ohne Träger halten würden.
    Die BH’s kosteten auch eine ganze Menge; ebenfalls importiert, erklärte die Verkäuferin, und handgearbeitet. Das Mädchen zeigte ihr auch Sportkleidung, Shorts und Badeanzüge und ein Strandkleid aus Frotteestoff, aber plötzlich fing Joe an, unruhig zu werden. Also gingen sie weiter.
    Während Joe die Pakete und Tüten in den Wagen lud, fragte sie: »Glaubst du nicht, daß ich großartig aussehen werde?«
    »Ja«, sagte er abwesend. »Besonders dieses blaue Kleid. Du mußt es tragen, wenn wir dort hingehen zu Abendsen; verstehst du?« Das letzte Wort stieß er scharf hervor, wie einen Befehl. Der Ton überraschte sie.
    »Ich habe Größe achtunddreißig oder vierzig«, sagte sie, als sie den nächsten Laden betraten. Die Verkäuferin lächelte freundlich und führte sie zu den Kleiderregalen. Was brauchte sie eigentlich noch? fragte sich Juliana. Aber besser jetzt so viel wie möglich kaufen, solange es noch ging: Ihre Augen schweiften herum, da waren Blusen, Röcke, Pullover, Hosen, Mäntel. Ja, einen Mantel.
    »Joe«, sagte sie. »Ich brauche einen langen Mantel. Aber keinen Tuchmantel.«
    Sie entschieden sich für einen der Kunstfasermäntel aus Deutschland; er war dauerhafter als ein echter Pelz und billiger. Aber sie war dennoch enttäuscht. Um sich selbst aufzumuntern, begann sie, sich den Schmuck anzusehen. Aber es war billiger Modeschmuck ohne Phantasie oder Originalität.
    »Ich muß irgendwelchen Schmuck haben«, erklärte sie Joe. »Zumindest Ohrringe. Oder eine Nadel – die zu dem blauen Kleid paßt.« Sie führte ihn in ein Juweliergeschäft. »Und deine Kleider«, erinnerte sie sich dann etwas schuldbewußt. »Wir müssen für dich auch einkaufen.«
    Während sie sich Schmuck ansah, ging Joe in ein Friseurgeschäft, um sich die Haare schneiden zu lassen. Als er eine halbe Stunde später wieder erschien, staunte sie; er hatte sich nicht nur das Haar so kurz wie möglich schneiden lassen, sondern es auch färben lassen. Sie hätte ihn kaum erkannt; er war jetzt blond. Großer Gott, dachte sie und starrte ihn an. Warum?
    Joe zuckte bloß die Achseln und sagte: »Ich habe es satt, Itaker zu sein.« Mehr sagte er nicht und lehnte es auch ab, weiter darüber zu reden, als sie in ein Herrenkonfektionsgeschäft gingen und anfingen, für ihn auszuwählen.
    Sie kauften einen gut geschnittenen Anzug aus einer der neuen Dupont Kunstfasern, Dacron. Und neue Socken, Unterwäsche und ein Paar moderne Schuhe mit scharfen Spitzen. Was jetzt? dachte Juliana. Hemden. Und Krawatten. Sie und der Verkäufer wählten zwei weiße Hemden mit Klappmanschetten, einige in Frankreich hergestellte Krawatten und ein Paar silberne Manschettenknöpfe aus. Das Einkaufen für ihn nahm nur vierzig Minuten in Anspruch, und sie staunte, wie leicht und schnell das, verglichen mit ihren Einkäufen, ging.
    Sein Anzug sollte geändert werden, dachte sie. Aber Joe war erneut unruhig geworden; er zahlte mit den Reichsbankscheinen, die er bei sich trug. Ich weiß noch etwas, fiel Juliana plötzlich ein. Eine neue Brieftasche. Also wählten sie und der Verkäufer eine schwarze Alligatorbrieftasche für ihn aus. Dann war das auch erledigt. Sie verließen den Laden und gingen zum Wagen zurück; es war jetzt vier Uhr dreißig, und die Einkäufe waren – zumindest was Joe betraf – vorüber.
    »Möchtest du nicht, daß die Jacke etwas enger gemacht wird?« fragte sie Joe, als er sich in den Stadtverkehr von Denver einreihte. »Bei deinem Anzug.«
    »Nein.« Seine Stimme klang brüsk und unpersönlich und erschreckte sie.
    »Was ist denn los? Habe ich zuviel gekauft?« Ich weiß, daß es das ist, sagte sie zu sich. Ich hab’ zu viel ausgegeben. »Ich könnte ja ein paar von den Röcken zurücktragen.«
    »Gehen wir Abendessen«, sagte er.
    »O Gott«, rief sie plötzlich aus. »Ich weiß, was ich vergessen habe. Nachthemden.«
    Er

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