Das Orakel von Antara
nte. Ließ sie ihn jedoch in dem Glauben, sie sei durch Xeros Tod als Pfand wertlos, wäre sie vielleicht in Sicherheit. Sie wollte zwar keine Dankbarkeit von Yorn, aber sie glaubte nicht, dass er die Retterin seines Freundes an seine Feinde ausliefern würde.
Alle diese Gedanken waren blitzschnell durch Sabretes Kopf geschossen, während Yorn sprach. Nun entschied sie sich rasch dafür, erst einmal abzuwarten, was weiter g eschah. So entgegnete sie ruhig:
„Du brauchst kein Mitleid für mich zu empfinden, Yorn von Niveda. Der Tod des Königs bedeutet mir weniger, als du annimmst. Dass ich ihn nicht liebte, magst du daran sehen, dass ich aus freien Stücken mit Reven ging, nachdem ich ihn aus dem Kerker befreite. Dass ich den Vater und mein Volk verließ, wird dir zeigen, dass ich die Versklavung der Antaren und die Unterwerfung der Moradonen unter Bloors Macht nicht billigte. Ja, ich rettete Reven schon aus dem Grund, weil er der Anlass dafür werden sollte, mich dem Ritual der Vereinigung mit Bloor zu unterziehen. Ich wollte meine Hände nicht mit dem Blut Revens beflecken, den ich dabei hätte töten müssen. Und ich wollte nicht durch die Verbindung mit Bloor werden wie mein Vater. Daher schuldest du mir keinen Dank für die Befreiung deines Freundes, denn ich tat es für mich, nicht um dem Feind meines Volkes einen Dienst zu erweisen.“
„Ich bin nicht dein Feind, Sabrete“ widersprach Yorn unwillig. „ich nicht und keiner der Antaren! Wie könnten wir für einen Menschen Feindschaft empfinden, in dessen Adern das Blut eines der edelsten Geschlechter der Niveder rinnt? Hat dir Reven nicht erzählt, dass deine Mutter eine Antarin war?“
Wieder wich das Blut aus Sabretes Wangen. So hatte Reven also doch die Wahrheit gesagt! Denn welchen Grund sollte nun dieser Yorn haben, sie zu belügen? Es hätte ihm nicht wie Reven im Kerker einen Vorteil gebracht. Leise sagte sie:
„Doch, er hat es mir gesagt. Aber ich habe ihm nicht geglaubt. Ich dachte, er wolle mich damit nur dazu bringen, mit ihm zu gehen, damit er eine kostbare Geisel bekam.“
„Nun, so solltest du zumindest mir jetzt Glauben schenken“, sagte Yorn, „und deinem eigenen Herzen!
Hast du dich denn nie gewundert, dass dir als einziger aus dem Volk der Moradonen das Schicksal der Antaren nicht gleichgültig war? Hast du dich nie gefragt, wieso du sahst, wo alle anderen blind zu sein schienen? Welchen Grund fandest du dafür, dass du Widerwillen empfandest bei dem Gedanken an die Vereinigung mit Bloor, wo jeder Moradone alles für diesen Vorzug gegeben hätte?
Das an tarische Blut in dir ist die Ursache, warum du nicht bist, wie du als Moradonin sein solltest! Wenn die Götter es schenken und die Zeit der Unterdrückung endet, sollst du die Frau sehen, die das Kind der antarischen Sklavin Clia in die Wiege der Moradonenprinzessin legte.“
„Clia?“ hauchte Sabrete und sank kraftlos auf einen Hocker nieder. „Clia war meine Mutter?“
Auf einmal liefen Tränen aus Sabretes Augen, und sie sagte schluchzend: „Clia zog mich auf, bis ich elf Jahre alt war. Sie umgab mich mit der zärtlichsten Fürsorge, was jeder darauf zurückführte, dass man ihr eigenes Kind getötet hatte. Doch niemand schien zu verstehen, dass auch ich Clia liebte - sie, eine Sklavin!
Kein Moradone liebt einen antar ischen Sklaven! Man benutzt sie, wofür auch immer man sie brauchen würde, aber man liebt sie nicht! Man hätte Clia von mir getrennt, als man es merkte, aber mein Vater gab es nicht zu, weil ich sofort zu schreien anfing und die Nahrung verweigerte, wenn man mich ihr fortnahm. So durfte sie bei mir bleiben, bis sie starb.
Ihr Tod war für mich der größte Schmerz meines Lebens, doch niemand verstand, warum ich weinte. Aber ich weiß es jetzt! “
Vanea kniete voller Mitleid neben dem weinenden Mädchen nieder. Tröstend nahm sie Sabretes Hände in die ihren und sagte: „Weine nicht, Sabrete, denn jetzt bist du heimgekehrt zu den Menschen, die wie du Clia liebten und die auch sie liebte. Schau, auch ich habe wie du meine Wurzeln verloren. Ich fand bei den Antaren Glück und Freunde. Und auch du wirst die bei ihnen finden. Lass‘ mich deine Schwester sein!“
Sabrete hob den Kopf und schaute in die klaren, schwarzen Augen Vaneas, in denen sie echte Freundschaft und Zuneigung fand. Ein kleines Lächeln stahl sich durch ihre Tränen, und in ihrem Herzen keimte Hoffnung auf. Inzwischen hatte man sich um Reven bemüht,
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