Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
Vom Netzwerk:
bleiben. Und Blooria wird fallen, denn ich weiß, dass schon jetzt in der Stadt der Hunger umgeht.
    En tscheidet euch! Wenn bis zum Mittag nicht alle Moradonen ihre Waffen abliefern und die Stadttore sich öffnen, werden die Antaren angreifen. Und ich bitte euch, mein Volk: Entscheidet gut, denn auch mein Leben liegt in der Waagschale!“
     
    Damit hob sie noch einmal grüßend die Hand, wendete ihr Pferd und sprengte im Galopp auf das antarische Heer zu. Yorn und die anderen folgten ihr, ohne sich umzusehen.
    Einen Augenblick noch hielt die Stille an. Doch dann brach lautes Geschrei los: Sabrete! Es lebe die Königin Sabrete! Öffnet die Tore! Wir wollen nicht sterben! Ich hatte nie einen Skl aven, nur immer die Reichen! Sollen wir für die Reichen sterben? Öffnet die Tore! Öffnet die Tore!
     
    Die Menge brandete von den Stadtmauern. Der Pöbel war los, und weder Pelegar noch Vereios hätten es verhindern können, selbst wenn sie es gewollt hätten.
     
    Als die großen Stadttore aufschwangen und das Volk herausströmte, war es auch um die Disziplin von Vereios’ Soldaten geschehen. Sie warfen ihre Waffen auf einen Haufen und mischten sich unter die brüllende Menschenmenge.
    Eine Stunde ließ Yorn die Erregung der Moradonen abklingen, während das antarische Heer wartete. Inzwischen waren von Sarwill Boten gekommen, die berichteten, dass auch das andere Tor geöffnet sei und die Soldaten ihre Waffen fortgeworfen hätten.
     
    Kurz nach seinen Boten erschien Sarwill selbst. Er hatte inzwischen von Yorns Zusicherungen an die Moradonen erfahren. Wie ein Wilder fegte er auf seinem Pferd heran. Sein Gesicht war rot vor Wut, und schon ehe er das Pferd anhielt und absprang, brüllte er Yorn zu:
     
    „So missachtest du meine Wünsche, Knabe? Wer bin ich, dass du wagst, meinen Willen zu ignorieren? Ich will Rache und ich will die strengste Bestrafung der Schuldigen! Wie kannst du es wagen, Absprachen im Namen aller Antaren zu treffen? Noch bist du nicht zum Hochkönig gewählt, und wenn es nach mir geht, wirst du es auch nie sein!“
     
    „Ja, wer bist du, Sarwill“, fragte Yorn kalt, „dass du es wagst, den Willen Saadhs zu ignorieren!? Mir, nicht dir, galt die Prophezeiung! Mir, nicht dir, gab Saadh das Schwert Waskors! Mir, nicht dir, half er, das heilige Wasser zu finden und mir, nicht dir, übergibt man nun die Stadt Blooria!
    Wer bist du, Sarwill, dass du mehr Mitbestimmung forderst als alle anderen, die mehr geleistet haben als du? Was tatest du mehr, als deine Männer in Bewegung zu setzten, damit sie auch für ihre und die Freiheit ihrer Angehörigen kämpfen?
    Hat Nith je gefordert, dass er mitbestimmen darf? Hat Reven eigene Entscheidungen getroffen? Hat die Königin Vanea sich für ihre Hilfe das Recht ausbedungen, über das Schicksal der Moradonen zu bestimmen? Und Schorangar, und Merian und Lagor, und all die anderen, ohne deren Hilfe wir das Ziel nicht erreicht hätten?
    Ich frage dich noch einm al, Sarwill: Wer bist du, dass du glaubst, dich über alle jene erheben zu können? Ich sage dir nur eines: Füge dich meinen Entscheidungen, oder geh deines Wegs! Doch ich warne dich: Sollte ich hören, das der Stamm der Kerter Übergriffe auf Moradon begeht, wird dir bald klar werden, wer ich bin!“
     
    Sarwill war aus dem Sattel gesprungen und stand wutschnaubend mit geballten Fäusten vor Yorn. Es sah so aus, als wolle er sich jeden Augenblick auf Yorn stürzen. Er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, doch er schnappte nur nach Luft. Sein Gesicht rötete sich noch mehr, die Augen traten ihm aus den Höhlen und er griff sich gurgelnd ans Herz. Dann stürzte der schwere Mann wie eine gefällte Eiche zu Boden.
    Bestürzt beugte sich Yorn über ihn. Auch Nith kniete nieder und fühlte nach dem Puls Sarwills. Dann erhob er sich wieder.
     
    „Er ist tot!“ sagte er laut zu den Umstehenden. „Er wurde ein Opfer seiner Rachsucht, seines Stolzes und seiner Unversöhnlichkeit. Wieder hat Saadh seinen Willen kundgetan. Wird nun noch jemand zweifeln, dass Yorn von Niveda auserwählt ist?“
     
    Alle schüttelten die Köpfe, auch die drei kertischen Hauptleute, die ihrem Fürsten ins Lager gefolgt waren und alles miterlebt hatten.
     
    „Reitet zurück zu eurem Heer“, sagte Yorn, „und nehmt Sarwill mit. Nun wird er hier begraben werden müssen, in dem Land, das er so hasste. Und bittet die anderen Fürsten eurer Abteilung, sie mögen mit je hundert ihrer Soldaten zu mir kommen. Auch von den

Weitere Kostenlose Bücher