Das Orakel von Antara
gesamtes Vermögen einziehen und alle deine Ländereien unter denen aufteilen, die du für deinen Luxus geschunden hast. Dann kannst du mit deiner Hände Arbeit deinen Lebensunterhalt verdienen. Seid z ufrieden, dass wir euch so viel lassen! Was ließet ihr uns, wenn ihr kamt, raubend und mordbrennend? Vielen nicht einmal das nackte Leben! Hat noch jemand etwas einzuwenden?“
Die Moradonen senkten die Köpfe und schwiegen. Yorn ließ sich wieder auf dem Thron nieder.
„Gut!“ sagte er. „Dann wäre das geklärt. Die weiteren Änderungen und die Durchführung dieser Dinge überlasse ich nun eurer Königin Sabrete, die ab sofort die Regierungsgewalt über Moradon erhält. Bis jedoch nicht klar ist, dass meinen Anordnungen auf Dauer Folge geleistet wird, bleibt in Blooria eine antarische Besatzung zurück. Außerdem stelle ich Sabrete einen antarischen Berater zur Seite, der ihr und ihrem gewählten Gatten bei der Verwaltung helfen wird. Schorangar, ein Fürst aus edelstem antarischem Geblüt, wird der Erste Minister des Reiches. Seinen Anordnungen habt ihr genauso zu folgen wie denen Sabretes und ihres Gatten.“
Schorangar war völlig überrascht. Yorn hatte ihm nichts von seinem Plan erzählt. Schon wollte er sich Yorn zu Füßen werfen, aber Yorn hielt ihn durch einen kleinen Wink zurück. Er stand auf, ging zu Sabrete und nahm sie bei der Hand. Dann führte er sie zum Thron und hieß sie, sich niederzusetzen.
„Sprich zu deinen Untertanen, Königin Sabrete!“ sagte er. „Denn ich setze dich heute als Königin über Moradon ein, obwohl wir die offizielle Krönung noch nachvollziehen werden.“ Er beugte vor Sabrete das Knie. „Heil, Königin Sabrete!“ rief er.
„Heil, Königin Sabrete!“ stimmten alle Anwesenden in seinen Ruf ein.
Sabrete hob die Hand. „Ich danke euch allen. Und besonders dir, Yorn von Niveda, danke ich für die Milde, mit der du das deinem Volk angetane Unrecht an uns vergiltst. Und ich verspreche dir, dass ich alles in meinen Kräften Stehende tun werde, um mich des Vertrauens würdig zu erweisen, das du in mich setzt. Mein Gatte und ich werden dich stets auch als unseren Hochkönig anerkennen, obwohl auch du“ - sie lächelte verschmitzt - „noch nicht offiziell gekrönt bist.“
Dann wandte sie sich wieder an die Moradonen. „Ich hoffe, dass mich meine Edlen in meinen Plänen unterstützen, denn“, sie erhob drohend die Stimme, und aus ihren Augen blitzten Autorität und Willensstärke, „ich werde unweigerlich jeden seines Amtes und seiner Würden entheben, der mir zuwiderhandelt! Ich hoffe, ihr habt mich alle verstanden!“
Da trat Vereios eine Schritt vor. „Erlaube mir zu sprechen, Königin“, sagte er. Mit einem Wink ihrer Hand gestattete sie es.
„Gern werden wir unserer schönen Königin die Treue halten“, schmeichelte er. „Aber ich glaube, was uns hier alle brennend interessiert ist, wer der König sein wird, dem unsere Treue zu gelten hat!“
Sabrete sah ihn verächtlich an. „Du nicht, Vereios!“ Sie spuckte dem Erbleichenden die Worte förmlich entgegen. „Und auch du nicht, Pelegar!“ schleuderte sie dem schadenfroh grinsenden Pelegar ins Gesicht. „Reven, der Bruder Yorns von Niveda, wird mein Gatte und somit der Garant für einen dauerhaften Frieden zwischen Moradon und Antara sein!“
Yorn schrak bei Sabretes Worten zusammen. Das war zu früh! Er hatte die Moradonen mit dieser Tatsache erst später vertraut machen wollen, wenn schon alles in die Wege geleitet worden war. Aber nun war es heraus! Mochte Saadh wissen, was daraus entstand.
„Verräter! Du hast mich betrogen!“ kreischte da Pelegar auf und stürzte auf Vereios zu. „Ich hätte die Stadt halten können, wenn du mich nicht zur Aufgabe überredet hättest. Hast du mir nicht erklärt, du wüßtest, dass Sabrete mich wählen wird? Lügner! Falscher Hund! Du stehst mit den Antaren im Bunde!“
Er warf sich auf Vereios und wollte ihn erwürgen. Da zog dieser einen Dolch, den er unter seiner Kleidung verborgen gehalten hatte, und stieß ihn Pelegar bis ans Heft in die Brust. Ein ungläubiger Ausdruck breitete sich auf Pelegars Gesicht aus, dann brach er lautlos in sich zusammen.
Im gleichen Augenblick schwirrte eine Streitaxt, geschleudert von der starken Hand Verens, des Guranenfürsten, und Vereios fiel mit gespalt enem Schädel neben seinem Opfer nieder.
Tumult erhob sich ihm Saal, aber schon öffneten sich die Türen und eine
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