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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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die Fackel hoch, doch das Licht vermochte den dichten Schleier der Nacht nur wenige Schritte weit zu durchdringen.
    Doch da sahen die Freunde auf einmal eine schattenhafte Bewegung, und ein grauer Schemen, der sich kaum von der Umgebung a bzeichnete, kam auf sie zu. Das Unbehagen der Männer wurde immer größer, und weiß traten die Knöchel ihrer Hände hervor, als sie die Schwerter fester fassten. Wynn stieß ein heulendes Jaulen aus und verkroch sich hinter Kandons Beinen. Und dann starrten die drei verblüfft auf die Gestalt, die nun in den Lichtkreis der Fackel trat.
    Vor ihnen stand eine Frau, ein Mädchen - fast noch ein Kind. Die zarte G estalt schien von Nebelschleiern eingehüllt, die mit der Umgebung zu verschmelzen schienen. Das jugendlich-weiche Gesicht mit den großen, dunklen Augen wirkte rührend hilflos, und doch lief den Männern beim Anblick des Mädchens ein kalter Schauer über den Rücken. Eine Aura von Kälte und Schrecken umgab das unwirkliche Geschöpf wie der Atem des Todes.
    Die drei Freunde waren wie zu Eis erstarrt. Vergeblich versuchten sie sich einzureden, dass von einem jungen Mädchen nichts zu befürchten sein konnte. Ein Schlag von Kandons schwerer Hand würde die zarte Gestalt zerbrechen wie eine Puppe. Doch die spürbare Drohung, die von ihr ausging, lähmte die Zungen der Männer, und keiner von ihnen wagte, sie anzusprechen.
    Da zog ein kleines Lächeln über den Mund des Mädchens. Es schien heiter und etwas spöttisch zu sein, doch die großen Augen spiegelten es nicht wieder. In ihren unergründl ichen Tiefen glomm ein Funkeln auf - kurz nur - dann wischte ein Schlag der schweren Lider es fort.
     
    „Nun, wollt ihr mich nicht willkommen heißen, wie ihr es verspracht?“ Die Stimme des Mädchens war leise und undeutlich, als dämpfe auch sie der umgebende Nebel. Die schattenhafte Gestalt trat auf die Männer zu, und zu deren Verwunderung wurden die Umrisse des Mädchens nicht klarer, obwohl es nun dicht vor ihnen stand. Ihr Körper schien nicht mehr Substanz zu haben als der Nebel. Obwohl er sich eines Gefühls des Grauens nicht erwehren konnte, löste sich Yorn aus seiner Erstarrung.
     
    „Sei uns willkommen, wenn du in Frieden und Freundschaft kommst“, sagte er. „Wer bist du, und was führt dich zu uns?“
     
    Ein leises Lachen wie das Klirren von kleinen Eiszapfen klang auf. „Was wolltest du tun, wenn ich nicht in Frieden gekommen wäre?“ fragte sie, und in ihren Augen blitzte erneut der Spott auf. „Und glaubst du nicht, dass ich viel eher das Recht habe zu fragen, wer ihr seid? Dies ist mein Land, und ihr seid es, die hier eindringen. Doch ich will euch sagen, wer ich bin, damit ihr wißt, wem ihr Rede und Antwort stehen müsst. Ich bin Vanea, die Königin des Nebelreiches. Keinen Schritt habt ihr bis jetzt in diesem Land getan, der mir entgangen wäre, denn wir lieben es nicht, dass Fremde unser Gebiet betreten.“
     
    „Verzeih, dass wir ohne deine Erlaubnis in dein Land kamen, edle Königin“, antwortete Yorn, „doch wir wussten nicht, dass wir dieser Erlaubnis bedurften. Wir wissen wohl, dass dieses Land von einem seltsamen Volk bewohnt wird, doch niemand weiß genug über seine Bewohner, um uns darüber zu unterrichten. Doch nun bitten wir dich, uns zu gestatten, noch ein Stück weiter in deinem Land zu reisen. Nicht Mutwillen oder kriegerische Absicht führte uns hierher. Uns sendet der Befehl Saadhs, des Herrn der Götter. Auf sein Gebot hin sind wir hier. Mein Name ist Yorn, und meine Gefährten heißen Reven und Kandon. Wir sind Antaren vom Stamme der Niveder. Nichts weiter ist unser Begehr als ein kleines Stück Eis aus dem gefrorenen Wasserfall. Dir wird es wenig bedeuten, denn dein Land ist reich an Eis und Schnee, doch für uns ist es kostbar. Darum sind wir gern bereit, dir Bezahlung dafür zu geben.“
     
    Er wollte weitersprechen, doch Vanea fuhr zornig auf: „Was wollt ihr? Ein Stück des gefrorenen Wasserfalls? Dieser Wasserfall ist von überirdischer Schönheit und unser Heiligtum! Nur einen Flecken Erde gibt es in unserem Land, über dem nicht der ewige Nebel liegt. Das ist die Felsenhöhe, von der einst das Wasser viele Klafter tief in einen See stürzte, bevor das Land in ewigem Eis erstarrte. Nur dort fällt das Licht der Sonne ungehindert auf die Erde. Dieser Ort ist geweiht, und kein fremder Fuß hat ihn je betreten. Und ihr wagt es, ein Stück von unserem Heiligtum zu verlangen? Was maßt sich euer Gott an, ein solches

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