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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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mit uns vorhat?“
     
    „Was hätten wir tun sollen?“ fragte Yorn ungehalten. „Umkehren? Du weißt, was auf dem Spiel steht! Und wären wir gegen den Befehl der Königin weiter ins Land eingedrungen, was glaubst du, wie weit wir gekommen wären? Kannst du ermessen, welche Macht diese Wesen besitzen? Ich bin gewiss kein Feigling, doch immer noch habe ich eine Gänsehaut, und die kommt nicht von der Kälte! Unsere einzige Chance, zum Wasserfall zu kommen, ist Vanea. Daher müssen wir versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen.“
     
    „Wenn es nicht so absurd wäre, würde ich behaupten, du hast es bereits gewonnen“, sagte Reven nachdenklich. „Es ist verrückt, aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass du Vaneas Interesse erregt hast, Yorn.“
     
    „Ich? Red' keinen Unsinn, Reven!“ fuhr Yorn auf. „Was an mir sollte das Interesse eines so fremdartigen Wesens erregen?“
     
    „Das weiß ich auch nicht“, antwortete Reven. „Aber wäre sie ein normales Mädchen - ich würde sagen, sie hat sich in dich verliebt.“
     
    „In mich verliebt! Du musst verrückt sein!“ wehrte Yorn entrüstet ab. „Wie könnte sich ein Nebelwesen in einen Mann aus Fleisch und Blut verlieben? Was sollte sie sich davon versprechen?“
     
    „Frag' mich nicht!“ Reven zuckte die Achseln. „Ich weiß ja nicht einmal, ob ein Wesen wie sie überhaupt Liebe empfinden kann, und wenn, von welcher Art diese sein könnte. Ich sagte ja auch nur, dass es genauso aussieht, als habe sie sich in dich verliebt. Ich wüßte sonst nicht, wie ich die Blicke deuten sollte, die sie dir zuwarf.“
     
    Yorn wollte wieder auffahren, aber Kandon ergriff ihn am Arm. „Ruhe, Ruhe, mein Junge!“ sagte er. „Sei es, wie es wolle, irgendetwas hat Vanea jedoch dazu bewogen, uns den Wasserfall zu zeigen. Ich weiß zwar nicht, was uns das bringen soll, oder glaubst du, man wird uns dort auch nur eine Minute aus den Augen lassen, wenn wir uns dem Heiligtum nähern? Wir werden unserem Ziel zum Greifen nahe sein und doch keine Möglichkeit haben, es zu erreichen. Und selbst wenn es uns gelingen sollte, ein Stück des Wasserfalls zu erlangen, wie sollen wir von dort entfliehen? Alle Geister des Nebels würden auf unseren Fersen sein. Was glaubst du, wie weit wir mit unserer Beute kämen?“
     
    „Ich weiß es nicht, Kandon“, sagte Yorn resigniert. „Aber soll ich denn jetzt schon aufgeben? Lasst uns erst einmal beim Wasserfall sein, vielleicht ergibt sich dann eine Lösung.“
     
    „Yorn hat Recht!“ stimmte Reven ihm bei. „Uns war von Anfang an klar, dass diese Reise kein Spaziergang werden würde. Nith hat uns gesagt, dass unser Unternehmen gefährlich ist. Aber bis jetzt lief doch alles völlig glatt. Wir können nicht so naiv sein und glauben, dass es so weitergeht. Wir wissen alle, was auf dem Spiel steht, und darum müssen wir es versuchen. Wir wollen darauf vertrauen, dass Saadh uns auch hier, wo man andere Götter als ihn verehrt, nicht im Stich läßt. Und nun lasst uns nicht mehr grübeln, sondern schlafen. Ich bin hundemüde, und diese Pelze sehen trotz ihrer eisigen Unterlage sehr verlockend aus.“
     
    Er ging zu der riesigen Lagerstatt und warf sich auf die Felle. Mit einem zufriedenen Grunzen zog er eines davon über sich, und Sekunden später hörten die beiden anderen sein leises Schnarchen. Trotz der beklemmenden Atmosphäre mussten sie lachen.
     
    „Er macht es richtig!“ seufzte Yorn und legte sich neben den Bruder. „Sein gesunder Sinn für das Praktische läßt ihn auch hier nicht im Stich. Was wäre ich ohne ihn? Ich hoffe nur, dass ich auch so leicht in den Schlaf finde wie er. Unsere ungewisse Zukunft macht mir doch einiges Kopfzerbrechen.“
     
    Aber auch er war genau wie Kandon kurze Zeit später eingeschlafen. Keiner der drei hörte Wynns ängstliches Knurren, als wenige Minuten später ein schreckliches, schattenhaftes Wesen eintrat. Wynn verkroch sich winselnd unter den Fellen. Das Wesen jedoch legte einige Dinge auf dem Tisch ab und trat dann an das Lager, um die drei Schläfer zu betrachten. Ein dünner, durchsichtiger Arm glitt aus den verschwommenen Umrissen der Gestalt und zog sachte die Pelze ein wenig beiseite. Eine Weile blickten drei riesige, lidlose Augen mit unverhohlener Neugier auf die drei Männer nieder und streiften mit offensichtlicher Verachtung den winselnden Hund. Dann sank das Fell sanft wieder auf die Schläfer zurück, und - geräuschlos, wie es gekommen war - verschwand das

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