Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
Vom Netzwerk:
diesen Wesen? Bedenke, dass nur ein kleiner Teil ihres Blutes menschlich ist.“
     
    „Woher willst du das wissen?“ fragte Yorn. „Hat sie nicht erzählt, dass alle Mitglieder ihrer Familie von menschlicher Gestalt waren und dass immer nur Verbindungen unter ihresgleichen stattfanden? Wie hätte der Fremde mit Vaneas Großmutter ein Kind zeugen können, wenn sie nicht menschlich gewesen wäre? Kann es Nachkommenschaft unter ungleichen Lebewesen geben? Nein, nein, ich glaube, dass Vaneas Familie menschlich war, und nur der Einfluss dieses gespenstischen Landes sie verändert hat. Sie waren nicht von gleicher Art wie M'Nor und die anderen Bewohner des Nebelreiches. Wer weiß, ob nicht irgendwann einmal Menschen unter Namindas Bann gerieten und nicht mehr fortkonnten? Im Lauf der Zeit haben sie sich dann dem Leben dort angepasst und wurden so, wie Vanea vorher war. Ich bin davon überzeugt, dass Vanea völlig menschlich wird, wenn sie erst einige Zeit in unserem Land gelebt hat. Doch still jetzt! Sie kommt zurück.“
     
    Reven und Vanea traten ans Feuer. Jeder von ihnen trug einen Arm voll Holz, das sie auf einem Haufen niederlegten. Sie setzten sich zu Yorn und Kandon, und Vanea streckte ihre Hände dem Feuer entgegen.
     
    „Ach, tut das gut!“ seufzte sie. „Nie hätte ich gedacht, dass ich Wärme einmal so genießen würde. Aber du solltest an das Eis denken, Yorn. Ich spüre, dass es wärmer wird, und wenn es nicht mehr friert, schmilzt der Eiskasten und mit ihm das Stück des Wasserfalls.“
     
    „Ach je!“ rief Yorn erschreckt und sprang auf. „Über meinem knurrenden Magen habe ich das Wichtigste vergessen. Reven, ist die Kürbisflasche dort sauber?“
     
    „Ja, es war immer nur Trinkwasser darin“, antwortete Reven. Auch er sprang auf und ergriff eine irdene Schale, die er im Teich säuberte. „Bring' das Eis hierher!“ rief er Yorn nach. „Wir werden es in dieser Schale auftauen lassen und das Wasser dann in die Flasche füllen.“
     
    Kurze Zeit später kehrte Yorn mit dem Eiskasten zurück, den er am Eingang im Schlitten vergessen hatte. Da es milder geworden war, hatte der Kasten bereits angefangen zu tauen, aber das Stück des Wasserfalls darin war noch unversehrt. Die aus ihren Fassungen geschmolzenen Edelsteine hatte Yorn eingesammelt und sicher in seiner Gürteltasche verstaut. Nun legte Yorn das Eis in die von Reven bereitgehaltene Schale und setzte sie neben dem Feuer nieder. Gespannt beobachteten die vier, wie das Eis langsam zerrann. Als es völlig geschmolzen war, füllte Yorn das Wasser sorgsam in die Kürbisflasche um. Dann verkorkte er sie fest und versiegelte den Stopfen mit flüssigem Wachs.
     
    „So! Dort ist es gut aufgehoben“, meinte er zufrieden. „Nun brauchen wir nur noch Bloors Herz zu finden, um dessen Glut mit dem Wasser zu löschen.“
     
    „Nur noch ist gut!“ lachte Reven. „Ich glaube kaum, dass der zweite Teil unserer Aufgabe so leicht zu lösen ist. Nicht überall gibt es eine Vanea, die uns dabei hilft.“
     
    „Das will ich auch nicht hoffen!“ fuhr Vanea auf. Als sie jedoch das Grinsen auf Revens und Kandons Gesichtern sah, überzogen sich ihre Wangen mit einer feinen Röte und sie stotterte: „Ich meine ... ich wollte sagen ... ich ... ich ...“ Verwirrt brach sie ab.
     
    Yorn legte sanft seine Hand auf die ihre. „Wir wissen schon, wie du es meinst“, sagte er. „Ein Mädchen wie dich gibt es nur einmal, und besonders für mich wird es keine zweite Vanea geben.“
     
    Die Röte auf Vaneas Wangen vertiefte sich. Abrupt sprang sie auf und rannte in die Dunkelheit hinein.
     
    „Nun geh' ihr schon nach!“ sagte Reven ungehalten zu Yorn. „Siehst du nicht, dass sie nicht mehr weiß, woran sie mit dir ist? Sie weiß nicht, wie sehr sie sich in der kurzen Zeit verändert hat und glaubt immer noch, du würdest von ihr abgestoßen. Sag ihr endlich, dass das nicht mehr so ist. Du liebst sie doch, oder?“
     
    „Ja, aber ich ...“. Yorn war durch Revens direkte Aussprache völlig perplex.
     
    „Wieso aber?“ unterbrach ihn Reven da auch schon. „Wenn du sie liebst, kannst du es ihr doch auch sagen. Oder stört dich immer noch, dass sie ein wenig anders ist als andere Frauen? War es nicht gerade das, was dich an ihr so faszinierte, schon als sie noch die unheimliche Königin des Nebelreichs war? Dass du dich ihr dort nicht genähert hast, kann ich verstehen, denn auch mir schien sie furchterregend. Aber jetzt? Hast du nicht selbst

Weitere Kostenlose Bücher