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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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„Aber in den letzten Tagen ist mir Vanea mehr wie eine Gefährtin vorgekommen, die ich schon seit langer Zeit kenne.“
     
    „Ich bin ja auch nichts anderes mehr als das“, sagte Vanea und in ihrer Stimme schwang Traurigkeit mit, „denn die Königin des Nebelreiches gibt es nicht mehr. Doch wenn ihr mich als eure Kameradin nehmt, so weiß ich wenigstens, dass ich zumindest das bin. Denn wer bin ich sonst? Kein Wesen des Nebelreiches mehr, das weiß ich, und kein ganzer Mensch, das weiß ich auch. Was bleibt da? Als was könnte ich mich bezeichnen? Ich bin Vanea, das Nichts, wenn ihr mich nicht Gefährtin nennt.“
     
    „Du bist mehr als eine Gefährtin!“ sagte Yorn mit belegter Stimme. „Du bist unsere Retterin und - du bist unsere Freundin. Jeder von uns hier ist gern bereit, sein Leben für dich zu wagen. Und wenn wir mit Saadhs Hilfe zu den Nivedern zurückkehren, wirst du ein geachtetes Mitglied unseres Volkes sein. Du gehörst zu uns, und jeder wird sagen: Da kommt Vanea, die nivedische Edle!“
     
    Vanea schwieg. Yorn warf einen Blick zurück und sah, dass in ihrem Gesicht Trauer und Enttäuschung standen. Hatte er etwas Falsches gesagt? Doch dann wusste er auf einmal, was Vanea gern gehört hätte, obwohl sie es niemals zugeben würde. Yorn biss sich auf die Lippen. Warum nur hatte er ihr nicht zu verstehen gegeben, dass sie für ihn noch etwas anderes war? Aber irgendetwas hemmte seine Zunge, und auch die Gegenwart Revens und Kandons hielt ihn davon ab.
    Die beiden fühlten den Missklang, der da entstanden war, und so legten auch sie sich wieder wortlos in die Riemen. Als es dunkel wurde, erreic hten sie die Stelle, wo der Felsspalt in den Talkessel führte. Während Reven und Kandon durch den Zugang stürmten, beugte sich Yorn zu Vanea und hob das Mädchen auf. Instinktiv legte sie die Arme um seinen Hals, und er trug sie hinter den Gefährten her. Kandon hatte schon eine der zurückgelassenen Fackeln entzündet, und Reven kramte bereits eilig in den zurückgelassenen Vorräten. Die Pferde, die im hinteren Teil des Kessels grasten, hatten sie gewittert und kamen nun herbei. Vanea schrak zusammen, als sie die großen Tiere aus der Dunkelheit auftauchen sah.
     
    „Fürchte dich nicht“, sagte Yorn und ließ Vanea in ihrer Pelzhülle zu Boden gleiten. „Das sind nur unsere Pferde. Sie sind nicht bösartig, und du wirst dich schnell an sie gewöhnen. Das musst du sogar, denn auf einem von ihnen sollst du schließlich zurück in unsere Heimat reiten. Jetzt aber brauchen wir erst einmal etwas zu essen.“
     
    Doch so schnell wie sie alle gehofft hatten, konnten sie sich nicht über die Vorräte hermachen. Sie hatten nur Trockenfleisch und Mehl zurückgelassen, und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als erst einmal ein Feuer zu machen. Während Kandon Holz suchte und Reven das Essen vorbereitete, suchte Yorn aus den zurückgelassenen Kleidungsstücken einige Sachen für Vanea heraus. Bald flackerte ein lustiges Feuer, und mit unverhohlener Gier sahen die Männer Reven zu, wie er im Suppentopf rührte.
    Vanea war hinter einem Gebüsch verschwunden, um endlich die Pelze mit richtiger Kle idung vertauschen zu können.
     
    „Los doch! Beeil' dich!“ knurrte Kandon Reven an.
     
    So ausgehungert wie sie alle waren, hätte Kandon am liebsten versucht, das zähe Trockenfleisch so zu verschlingen.
     
    „Nun gut!“ gab Reven nach, der sich selbst kaum noch zurückhalten konnte. „Aber ich schätze, du wirst an den Brocken ersticken.“
     
    „Lass’ nur, Reven“, meinte Yorn und griff nach dem Topf. „Wenn erst der erste, quälende Hunger gestillt ist, können wir uns noch eine richtige Mahlzeit bereiten. Jetzt müssen wir und Wynn erst einmal etwas in den Magen bekommen. Bei Saadh, ich könnte einen ganzen Wolf verschlingen!“
     
    „Warum hast du das nicht getan?“ fragte Vaneas Stimme hinter ihnen. „Es waren doch genügend da!“
     
    Kauend drehten sich die Männer um, und dann prusteten alle vor Lachen los. Vanea sah aber auch zu drollig aus in den viel zu weiten Sachen. Yorns wollenes Hemd reichte ihr fast bis zu den Waden, und selbst Revens Hose hatte sie noch zweimal umkrempeln müssen. Kandons kurzer Pelzumhang ging ihr ebenfalls bis zu den Waden, und seine gefütterten Stiefel wirkten an Vaneas zierlichen Füßen wie Kähne.
     
    „Oh, ihr seid gemein!“ schluchzte Vanea los, als sie das Lachen der Männer hörte. „Ich weiß selbst, dass ich furchtbar aussehe.“
     
    Sie

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