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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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verschlossenes Herz noch einmal für dich.“
     
    „Saadh hat uns aus Todesnot gerettet“, sagte Yorn. „Glaubst du, er habe nichts Besseres zu tun, als einem Verliebten zu seiner Braut zu verhelfen? Nein, Reven, um so etwas wage ich den Gott nicht zu bitten. Aber wenn wir zu Hause sind, werde ich Arin, der Göttin der Liebe opfern. Vielleicht erhört sie mein Gebet.“
     
    Langsam näherten sich die Reisenden ihrem Ziel. Als sie nur noch etwa vier Tagesritte vom Tal der Niveder entfernt waren, weckte sie Reven des Morgens vor Sonnenaufgang, da sie frisches Fleisch brauchten. Wie gewöhnlich wollten die Männer losen, wer von ihnen auf die Jagd gehen sollte.
     
    Da sagte Vanea: „Ich würde gern einmal mit auf die Jagd gehen, wenn es euch recht ist und ich nicht störe.“
     
    „Wenn das Los auf mich fällt, kannst du gern mitkommen“, sagte Kandon, „aber dann musst du dich genau nach dem richten, was ich sage, damit du nicht womöglich das Wild verscheuchst.“
     
    Auch Yorn und Reven wollten Vanea mitnehmen, wenn das Los auf sie fiele, und so riss Yorn drei Grashalme ab, damit sie losen konnten. Heimlich kniff er jedoch von seinem Halm ein Stück ab, damit er den kürzesten bekam und somit jagen gehen musste. Er wollte die Gelegenheit ergreifen, einmal mit Vanea allein sein zu können. Kandon und Reven schienen seinen Trick jedoch zu durchschauen, denn Kandon grinste und Reven kniff ein Auge zu. Yorn lächelte verlegen und griff nach seinem Bogen.
     
    „Komm, Vanea“, sagte er, „ wir werden es dort drüben versuchen. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich dort gestern Wildschafe gesehen. Das gibt einen schmackhaften Braten - wenn wir eines kriegen!“
     
    So kletterten die beiden auf den Berghang zu einer der hochgelegenen Bergwiesen, auf der Yorn die Schafe gesehen hatte. Um zu der Wiese zu gelangen, mussten sie über einen Felsgrat, der an einer Seite etwa vier Mannslängen tief in einen breiten Spalt abfiel, in dem ein dünnes Rinnsal floß. Feiner Morgennebel lag über dem Berg, doch der Himmel war klar, und eben ging die Sonne auf.
     
    „Gib Acht!“ sagte Yorn zu Vanea, die hinter ihm ging. „Der Fels ist rissig. Du könntest leicht stolpern.“
     
    Doch Vanea lächelte nur. Geschickt setzte sie ihre Schritte und lief leichtfüßig in den kurzen Stiefelchen aus weichem Leder, die Kandon für sie gemacht hatte, hinter Yorn her.
     
    „Oh, sieh nur! Ist das nicht niedlich?“ rief sie auf einmal. Im Nu war sie an Yorn vorbei und lief den Grat entlang auf einen kleinen Überhang zu, der mit hunderten schneeweißer Blütensterne übersät war.
     
    „Bei allen Göttern!“ rief Yorn erschreckt. „Rühr' sie nicht an! Sie haben giftige Stacheln.“
     
    Er wollte hinter Vanea hereilen, um sie zurück zu reißen. Dabei glitt sein Fuß in einen der Felsrisse. Yorn verlor den Halt und stürzte mit einem Schrei in den Abgrund. Entsetzt fuhr Vanea herum. Sie hatte Yorns Warnung wohl gehört und die Blumen nur noch betrachten wollen. Nun stand sie einige Sekunden wie erstarrt, als sie Yorn neben dem kleinen Bach in dem Spalt liegen sah. Er rührte sich nicht, und Vanea glaubte, ihr Herz bliebe stehen. Gehetzt sah sie sich um. Gab es denn nirgendwo eine Stelle, an der sie in den Abgrund hinuntersteigen konnte? Doch die Wand fiel steil und glatt ab, und nirgends zeigten sich Vorsprünge oder Spalten, die dem Fuß Halt zum Hinunterklettern gegeben hätten. Vanea war halb wahnsinnig vor Angst. Was, wenn Yorn tot war? Verzweifelt wünschte sie, im Nebelreich zu sein. Dort hätte ihr das Hinabkommen keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Der Nebel hätte sie sanft nach unten getragen. Doch wer konnte es wissen, vielleicht reichte ja ihre Kraft noch dazu? Vanea schloss die Augen und konzentrierte sich auf die dünnen Nebelschwaden. Dann hob sie einen Fuß über den Abgrund. Obwohl ihr Fuß nun in der freien Luft schwebte, fühlte sie einen sanften Widerstand. Vanea jubelte innerlich auf. Es ging! Sie hatte noch einige ihrer Kräfte behalten. Entschlossen zog sie den zweiten Fuß nach. Sanft, als schwebe sie auf einer Wolke, sank sie in den Abgrund. Doch kurz vor dem Boden verlor sie die Kontrolle und stürzte hart neben Yorn nieder. Doch ohne sich um die schmerzenden Stellen an ihrem Körper zu kümmern, sprang sie wieder auf und kniete bei Yorn nieder.
    Wieder durchfuhr sie ein heißer Schrecken, denn Yorns Gesicht war blu tüberströmt. Auch von seiner linken Schulter zog sich eine hässliche

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