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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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genau das gesetzt, was dann eintraf: Der Herr versprach Schorangar die Freiheit nach seinem Tode. Da dieser Moradone schon sehr alt war, ist Schorangar seit über fünfzehn Jahren ein freier Mann, der sich ungehindert in ganz Moradon bewegen darf. Nur das Land darf er nicht verlassen. Er hat eine kleine Schänke in einem der schlechteren Viertel von Blooria. Dort verkehren viele Männer der königlichen Palastwache, so dass Schorangar stets über alles gut unterrichtet ist. An ihn müssen wir uns wenden, wenn wir einen Weg in den Palast finden wollen. Schorangar wird uns helfen, wenn wir ihm den Ring zeigen, den Finia mir gab. Sie hat ihn einst von Schorangar bekommen. Er weiß genau, sendet sie ihm diesen Ring, steht das Schicksal der Antaren auf dem Spiel. Wir können ihm völlig vertrauen, denn er war nicht nur Finias Geliebter, er war auch einer der Waffengefährten deines Vaters. Er wird sein Leben wagen, um uns weiterzuhelfen.“
     
    „Das ist ja ein ganzer Sack voll guter Neuigkeiten!“ jubelte Kandon. „Ich muss schon sagen, das gibt der ganzen Sache eine erfreuliche Wendung.“
     
    „Ich habe nicht nur gute Neuigkeiten“, widersprach Vanea ernst. „Es hat seinen Grund, dass ich dich bat, mich mit Gewalt von Finia wiederzuholen. Durch sie erfuhr ich nämlich auch, dass viele der Antaren sich nach der langen Zeit willig in die Sklaverei fügen, ja, dass sie zum Teil ganz auf der Seite der Moradonen stehen. Viele sind schon hier geboren oder leben schon Jahrzehnte hier, und es geht ihnen nicht schlecht. Je entgegenkommender sie sich ihren Herren zeigen, desto leichter ist ihr Leben. So haben viele den Weg des geringsten Widerstandes gewählt. Nur wenige werden bereit sein, ihr Leben zu wagen für einen Kampf und ein Ziel, die ihnen nichts mehr bedeuten oder die sie sogar nur als Sage kennen. Sie sind abgestumpft gegen die Leiden ihrer Brüder, die sich nicht mit der Versklavung abfinden wollen, weil ihnen die Freiheit und ihre Würde mehr bedeuten als ein Leben, dass ihnen zwar schwere Arbeit, aber auch eine gewisse Sicherheit beschert. Sie haben sich damit abgefunden, dass sie fast völlig rechtlos sind, dass die Kinder, welche die Sklavinnen ihren Herren gebären, gleich nach der Geburt getötet werden, damit die Rasse der Moradonen rein bleibt. Sie erdulden es, dass jeder Antare unter dem Schwert stirbt, der es wagt, seine Augen zu einer moradonischen Frau zu erheben, und dass jede Antarin ihrem Herrn zu Willen sein muss.“ Vaneas Stimme war bitter geworden. „Ich spürte diese Gleichgültigkeit und diese Resignation ganz deutlich, als Kandon mich von Finia wegzerrte. Ich hatte nicht glauben wollen, was ich in Finias Gedanken las. Doch keiner der Antaren wagte, auch nur mit Worten gegen Kandons angebliche Willkür einer schwachen Frau gegenüber anzugehen. Es tut weh, ein so stolzes Volk zu einer Herde Schafe heruntergekommen zu sehen. Ich bete zu Saadh, dass sie ihren Stolz und ihren Mut wiederfinden, wenn es darauf ankommt. Es wäre schrecklich zu erfahren, dass alle unsere Opfer an Unwürdige verschwendet waren.“
     
    „Bist du nicht sehr ungerecht, Vanea?“ fragte Reven verstimmt. „Ja, es mag stimmen, dass der Mut der Antaren durch die lange Sklaverei gebrochen ist. Es wird wohl wahr sein, dass viele unserer Brüder geworden sind wie Lyth. Aber denke einmal daran, dass Antaren wie er nie die Heimat gesehen haben, nie ein anderes Leben kannten. Für sie ist die Freiheit nur ein Wort, dessen wahren Geschmack sie nie kennengelernt haben. Und die anderen? Sollten sie sich aufreiben im sinnlosen Kampf gegen eine Macht, der sie nichts entgegenzustellen hatten? Bedenke, noch hält der Bann des Magierherzens dieses Land in seinem Würgegriff! Ist er erst einmal gelöst, werden viele unserer Brüder und Schwestern ihren Stolz und damit auch ihren Mut wiederfinden. Glaube mir, welches Opfer auch immer gebracht werden musste und noch gebracht werden wird - keines davon wird vergebens gewesen sein! Willst du weniger Vertrauen in unser Volk setzen als der Herr der Götter? Er hält die Antaren dessen für würdig, obwohl er doch am besten wissen muss, wie es jetzt um sie steht.“
     
    „Verzeiht!“ Vanea senkte beschämt den Kopf. „Du hast Recht, Reven, und ich bedauere, dass ich zweifelte. Doch es fiel mir schwer, Verständnis zu haben, da ich nie in solcher Lage war. Ich habe nie erfahren, was es heißt, nicht frei zu sein.“
     
    „Auch du warst nicht völlig frei, Vanea“, warf Yorn ein.

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