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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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nicht ganz, als ihm auch schon die Augen zufielen.
    Als Yorn den Raum verließ, zeugte bereits lautes Schnarchen davon, dass in dieser Nacht von Lyth keine Störung mehr zu erwarten war.
     
     
    *****
     
     
    Als Yorn den Schlafsaal verlassen hatte, setzten sich die drei anderen am Feuer nieder, um ihre nassen Kleider zu trockenen. Kandon hielt sich dabei ein ganzes Stück von den Freunden entfernt, als wolle er den Standesunterschied zwischen sich und ihnen demonstrieren. Die Folge davon war, dass ihn misstrauische, ja, sogar unverhohlen feindselige Blicke der antarischen Sklaven trafen. Der gutmütige Kandon litt unter dieser offenen Ablehnung, aber er ertrug sie tapfer, da sein Verhalten zu seiner Rolle gehörte. So nahm er die mit kalter Höflichkeit gereichten Speisen wortlos entgegen und zog sich noch mehr in seine Ecke zurück.
    Reven und Vanea jedoch wurden mit Herzlichkeit in den Kreis aufgenommen, und mitle idige Seelen reichten den beiden Decken und trockene Kleidung. Als sie dann wohlversorgt und in die warmen Decken gehüllt am Feuer saßen, begann einer der Sklaven, ein älterer, kräftig gebauter Mann, die beiden zu befragen. Er hatte seine Stimme zum Flüsterton gesenkt, damit der abseits sitzende Kandon nichts hörte. Während Reven die Geschichte erzählte, die die Gefährten sich zurechtgelegt hatten, saß Vanea schweigend daneben. Sie schien fast schon zu schlafen, und nur Reven bemerkte, dass ihr Gesicht jenen lauschenden Ausdruck bekam, der anzeigte, dass sie ihre Gedanken auf die Suche geschickt hatte. Nach einer langen Zeit stand sie jedoch mit einmal auf. Reven schaute sie fragend an, doch sie winkte ihm beruhigend mit den Augen. So wandte sich Reven wieder dem Gespräch zu, während Vanea in den hinteren Teil des langen Schlafraums ging. Reven sah, dass sie sich dort am Lager einer alten Frau niederließ.
    Eine Weile schien Vanea lebhaft auf die Alte einzureden, und die Frau nickte zustimmend. Dann saßen die beiden reglos beieinander.
    Auch Kandon hatte bemerkt, dass Vanea sich entfernte. Er hatte getan, als schliefe er, um die Leute in Sicherheit zu wiegen. Doch zwischen den halb geschlossenen Lidern hatte er Vanea beobachtet. Unschlüssig sah er zu ihr hinüber. Sollte er sie dort sitzen lassen, oder verlangte es seine Rolle, dass er sie zurückbeorderte, um sie unter Kontrolle zu haben? Bevor er jedoch eine Entscheidung treffen konnte, fühlte er, wie sich Vaneas Gedanken in sein Bewusstsein tasteten. Ihrer Belehrung gedenkend versuchte er, ihr keinen Widerstand entgegenzusetzen und sich ihr weit zu öffnen. Und tatsächlich hörte er nun ihre Stimme:
     
    „Komm herüber und tue so, als ob du wütend auf mich wärst, weil ich meinen Platz verlassen habe. Sei nicht zu sanft mit mir. Ich will testen, wie viele deiner Landsleute dein Tun missbilligen und wie viele bereits so umgedreht sind, dass sie dein Handeln kalt lässt. Es wird uns helfen herauszufinden, auf wie viele der antarischen Sklaven wir im Ernstfall rechnen können.“
     
    Skeptisch blickte Kandon zu Vanea hinüber. Es widerstrebte ihm, sie - wenn auch nur zum Schein - hart zu behandeln, denn er hatte das Mädchen ins Herz geschlossen.
     
    „Bitte, tue, was ich dir sage!“ Vaneas Mahnung wurde eindringlich.
     
    Innerlich seufzend gab Kandon nach. Mit einer heftigen Bewegung sprang er von seinem Platz auf und eilte mit großen Schritten auf Vanea zu. Erschreckt wichen die Leute vor ihm zurück. Als er Vanea erreichte, ergriff er sie hart am Arm und zog sie vom Lager der Alten hoch. Er tat so, als schüttele er sie derb und sagte laut:
     
    „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst deinen Platz nicht ohne meine Erlaubnis verlassen? Was hast du hier zu flüstern? Denk ja nicht, dass du noch einmal ausrücken kannst wie vor zwei Tagen! Und hoffe nicht, dass dir irgendjemand dabei hilft!“ Er schaute sich drohend um. „Ich würde jeden zermalmen, der es wagen würde! Unser Herr wird dich wohl erst einmal richtig erziehen müssen, bevor du etwas taugst.“
     
    Er zerrte Vanea hinter sich her zu ihrem Lager zurück. Einige der Sklaven warfen ihm hasserfüllte Blicke nach, und manch einer der Männer ballte zornig die Fäuste. Aber niemand wagte, dem riesigen Kandon entgegenzutreten. Ein paar der Leute jedoch betrachteten die Szene mit unbeteiligter Neugier und wandten sich bald wieder ab oder hüllten sich in ihre Decken.
    Nach und nach legten sich alle nieder, und als Yorn zurückkam, war bereits Stille eing ekehrt.

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