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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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jetzt kauft der Alte zwei Wildfänge, wo die Zeiten so unsicher sind! Er hat doch stets die Zahmen vorgezogen.“
     
    Yorn durchfuhr es heiß. Zwar hatte er durch Vanea alles erfahren, was Finia über den Händler und Höfling Patras wusste, aber Finia lebte schon lange nicht mehr in Blooria, und so waren ihre Auskünfte nicht umfassend gewesen. Wie sollte er sich nun herausreden? Da kam ihm ein Gedanke.
     
    „Du weißt, Herr, dass Patras die Musik sehr schätzt“, antwortete er schnell. „Die neuen Sklaven sind etwas Besonderes. Der Mann ist ein erstklassiger Soraspieler, und das Mädchen besitzt die wunderbarste Stimme, die ich je gehört habe.“ - Hoffentlich will er keine Probe!“ betete Yorn innerlich.
     
    Er wusste zwar nicht, ob Vanea singen konnte, aber dass Reven nicht einmal eine Sora von einer Kita unterscheiden konnte, wusste er nur zu genau. Reven war hoffnungslos unmusikalisch, was Yorn bei des Bruders gelegentlichen Gesangsversuchen mit lauten Hilfeschreien quittiert hatte.
     
    „Ah, so ist das!“ lächelte der Mann verständnisvoll. „Ja, ja, die kleinen Schwächen eines alten Mannes! Na, bei mir bekäme die Kleine noch eine andere Aufgabe! Wenn sie dann noch Zeit hätte, könnte sie meinetwegen auch noch singen. Aber vielleicht lädt mich dein Herr ja wieder einmal zu einem seiner Gastmähler ein, dann kann ich die beiden ja hören.“
     
    Yorn hatte Mühe, bei den anzüglichen Worten des Moradonen ruhig zu bleiben. Aber er hatte sich eisern in der Gewalt, und so lächelte er dem Mann verstehend zu. Dann zuckte er die Achseln und sagte:
     
    „Was mein Herr mit den beiden tut, darf mich nichts angehen. Aber wenn diese Vanea nur singen soll, kann mir das recht sein. Sie ist hübsch, und der Herr hat mir versprochen, dass ich demnächst ein Weib nehmen darf.“
     
    Nun lachte der Moradone. „Aha, daher weht der Wind! Da wirst du ihm wohl kräftig zum Kauf zugeredet haben. Na ja, dann viel Spaß! Übrigens, wenn du willst, könnt ihr gleich mit meiner Gruppe mitreiten. Es wird euch den Aufenthalt am Tor ersparen, und ihr werdet rechtzeitig bei Patras eintreffen. Der kleine Gefallen wird mich bei ihm in Erinnerung bringen, und es kann nur von Nutzen sein, zu seinem Kreis zu gehören.“
     
    Yorn fiel ein Stein vom Herzen. Durch diesen glücklichen Zufall hatten sie eine Möglichkeit gefunden, gefahrlos nach Blooria hineinzukommen.
    Der Moradone schien ein nicht unwichtiger Mann zu sein, und es war anz unehmen, dass man ihn am Tor kannte. Befanden sich die Freunde in seinem Gefolge, würde niemand sie kontrollieren.
     
    „Ich danke dir, Herr!“ sagte er darum schnell. „Deine Güte ist groß. Ich gestehe, dass mir dieses Problem Sorgen machte, denn Patras drohte mit strenger Strafe, falls wir uns verspäten sollten.“
     
    „Du kannst deine Dankbarkeit zeigen, wenn ich bei Patras eingeladen bin“, grinste der Mann lüstern. „Sorge nur dafür, dass das hübsche Vögelchen auch einmal für mich allein singt, dann sind wir schon quitt.“
     
    Mit Wut im Herzen und lächelndem Mund versprach Yorn, sein Bestes zu tun, doch am liebsten hätte er den Mann niedergeschlagen. Doch dann schalt er sich einen Narren. Dieser Mann würde ja nie seine schmutzigen Hände auf Vanea legen können. Warum also regte er sich auf? Doch dann beschlich ihn ein leises Unbehagen. Konnte er so einen Fall wirklich so einfach abtun? Was geschah, wenn sie scheiterten und wirklich in die Sklaverei der Moradonen gerieten? Dann wäre Vanea das Schicksal gewiss, das sie jetzt nur vortäuschten. Fast bereute Yorn, das Mädchen mitgenommen zu haben, aber was hätte er sonst tun können? Yorn zwang sich zur Ruhe. Es half nichts - das Schicksal war entschieden! Nur wenn sie weiter unbeirrt ihren vorgezeichneten Weg gingen, konnten sie es meistern.
    So folgte er dem Moradonen zurück in die Gaststube, wo die meisten Reisenden schon beim Aufbruch waren. Alle wollten noch vor Einbruch der Nacht die Stadt erre ichen. Rasch informierte Yorn die Gefährten von dem Angebot des Moradonen, und er sah die Erleichterung auf ihren Gesichtern. Jeder von ihnen hatte die Überprüfung am Tor gefürchtet.
     
    So jedoch passierten sie noch vor Sonnenuntergang unbehelligt das wuchtige Tor in den Stadtmauern von Blooria, denn der Moradone hatte sie kurzerhand als zu seinem Gefolge gehörig bezeichnet. Nun hielt die ganze Gruppe am Rande der stark belebten Straße, die zum Zentrum der Stadt führte. Der Moradone winkte Yorn zu

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