Das Orakel von Antara
müssen.
Da jedoch weder Lyth noch die anderen sich dementsprechend geäußert hatten, blieb ihnen das Benehmen der Vorbeiziehenden völlig rätselhaft. So war auch kein Gespräch unter den Gefährten zustande gekommen, und sie rückten nur unbehaglich auf ihren Plätzen hin und her.
„ Ich muss wissen, was los ist!“ Yorn sprang unvermittelt auf. „Lasst uns rasch weiterreiten, bevor noch jemand auf die Idee kommt, uns unbequeme Fragen zu stellen“, sagte er unruhig. „Wir müssen herausfinden, was an uns so auffällig ist.“
Irgendwie erleichtert standen nun auch die anderen auf, und wenige Minuten später trabten sie bereits wieder die Straße entlang. Sie ritten schweigend, jeder in seine Gedanken versunken, die sich jedoch alle um das seltsame Verhalten der Passanten drehten.
„Da, das war der Grund!“ rief Kandon plötzlich. Seine scharfen Augen hatten das Gasthaus erspäht, ehe die anderen es hatten ausmachen können. „Ich Idiot!“ stöhnte er dann. „Beinahe wäre meine Fresslust uns zum Verhängnis geworden! Hätte ich nur noch kurze Zeit gewartet, wären wir nicht in diese verzwickte Lage gekommen! Wie sollen wir uns nun bloß verhalten? Am Gasthaus vorbeireiten können wir nicht, denn niemand würde verstehen, dass wir bei dieser Mittagshitze nicht nach einem kühlen Trunk verlangen. Aber dort sitzen bestimmt die Leute, die vorhin an uns vorbeikamen. Was werden die denken, wenn wir nun erneut rasten?“
Yorn winkte ihm beruhigend zu. „Keine Sorge! Ich weiß schon, was wir sagen“, lächelte er. „Wir erklären einfach, dass sich eines unserer Pferde einen Dorn in den Huf getreten hätte. Wir mussten ihn entfernen und dann dem erregten Tier etwas Zeit geben, sich zu beruhigen. Das ist eine Erklärung, die jedem einleuchtet, da wir ja noch bis zum Abend reiten müssen, um Blooria zu erreichen. Da kann man es nicht riskieren, dass sich der Huf entzündet und man womöglich gar nicht mehr weiterkommt. Ich werde den Wirt um eine Salbe für den Huf bitten. Das wird unsere Worte untermauern. Tut ganz unbefangen, dann wird sich niemand weiter Gedanken machen.“
Wenige Minuten später hielten sie vor dem Gasthaus, aus dem Stimmengewirr und Gelächter erklang. Zwei der Haussklaven kamen heraus, um ihnen die Pferde abzunehmen und zu versorgen. Kandon und Yorn führten die angeblich in ihre Obhut gegebenen neuen Sklaven in den Gastraum. In einem Winkel hieß Yorn die beiden mit lauter Stimme niedersitzen. Dann rief er nach Bedienung. Sofort eilte ein weiterer Sklave herbei.
„Bringe uns schnell kalten Kalak und einen kleinen Imbiß!“ bat Yorn. „Wir sind sehr in Eile, denn wir müssen die Stadt vor dem Schließen der Tore erreichen. Schon durch das Unwetter gestern haben wir einen Tag verloren, und heute dann noch das Missgeschick mit dem Dorn im Pferdehuf!“ Yorn stieß einen kräftigen Fluch aus und hielt den Sklaven, der sich schon entfernen wollte, am Ärmel zurück. „Warte, Bursche!“ grollte er. „Bringe mir eine Salbe, damit ich das verletzte Tier behandeln kann. Mein Herr Patras reißt mir die Ohren ab, wenn wir durch eine weitere Verzögerung die Nacht vor der Stadt zubringen müssen. Er erwartet uns spätestens heute zurück.“
Der Name des reichen Patras hellte die Züge des mürrischen Sklaven auf, denn da war ein gutes Trinkgeld zu erwarten. So eilte er davon und war kurze Zeit später mit dem Gewünschten zurück. Yorn nahm einen tiefen Schluck des kühlen Biers und erhob sich dann.
„Sieh zu, dass die beiden sich mit dem Essen beeilen!“ sagte er dann laut zu Kandon. „Ich sehe in der Zwischenzeit nach dem Pferd.“
Als er hinausging, stand an einem der anderen Tische einer der Männer auf und folgte Yorn in den Stall. Er kam dazu, als Yorn gerade den angeblich verletzten Huf von Vaneas Pferd dick mit Salbe beschmierte. „Ist die Verletzung schlimm?“ fragte er interessiert.
„Nein, Herr, Bloor sei Dank!“ antwortete Yorn und verneigte sich, denn er sah, dass er einem vornehmen Moradonen gegenüberstand. „Wir haben rechtzeitig gemerkt, dass das Tier zu lahmen begann. So wird es wohl den Weg bis zur Stadt noch schaffen, da ich den Dorn entfernen konnte.“
„Du gehörst Patras?“ forschte der Mann weiter. „Ja, Herr. Ich und der Große sind Leibsklaven. Wir bringen zwei wilde Antaren zu Patras, die er einem Geschäftsfreund abkaufte.“
„Das ist seltsam!“ wunderte sich der Moradone. „Ausgerechnet
Weitere Kostenlose Bücher