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Das Orakel von Antara

Das Orakel von Antara

Titel: Das Orakel von Antara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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drückte Beherrschung und eine gewisse Überlegenheit aus. Kaum hatte der Mann die Eintretenden gesehen, als er auch schon mit langen Schritten um die Theke herum auf sie zukam.
     
    „Seid gegrüßt!“ sagte er. „Ich bin Schorangar, der Wirt. Neue Gäste sind mir immer willkommen - wenn sie friedlich ihr Bier trinken!“ ergänzte er mit einem Seitenblick auf die gewaltige Gestalt Kandons, der gerade hereingekommen war und nun zu den anderen trat. „Doch sagt mir, warum ihr dieses Mädchen bei euch habt? Wenn ihr sie hier vermieten sollt, seid ihr nicht am richtigen Platz. Solche Geschäfte betreibe ich nicht!“
     
    „Nein, nein“, beeilte sich Yorn zu sagen, „wir haben sie nur hierher begleitet, da man ihr davon abriet, allein hierher zu gehen. Sie hat eine Botschaft zu überbringen.“
     
    „Eine Botschaft?“ fragte Schorangar irritiert. „Von wem?“
     
    „Hier, das soll ich dir geben“, sagte Vanea leise und drückte ihm mit einer heimlichen Bewegung Finias Ring in die Hand, da die anderen Gäste sich bereits neugierig nach ihnen umsahen. Schorangar warf nur einen flüchtigen Blick auf das Ding in seiner Hand, doch als er die Gefährten dann ansah, blitzten seine Augen in einem geheimen Feuer. Ohne eine Miene zu verziehen führte er dann Vanea und die Männer zu einem Tisch, der etwas abseits stand.
     
    „Bleibt hier!“ sagte er leise zu den Männern. „Ich lasse euch gleich Wein bringen. Das Mädchen nehme ich mit in die Küche. Sie sollte nicht hier in der Gaststube bleiben. Das könnte Ärger geben, und wir können kein Aufsehen gebrauchen.“
     
    Dann rief er einem der Schankmädchen ein paar Worte zu und verschwand mit Vanea durch eine Tür hinter der Theke. Kurze Zeit später war er zurück, doch schien er die neuen Gäste vergessen zu haben. Mit Scherzworten wandte er sich an einige Männer, die an einem der Tische saßen, dann ging er wieder auf seinen Platz hinter dem Ausschank zurück. Yorn, Reven und Kandon schlürften inzwischen den guten Wein, den man ihnen gebracht hatte, und bald darauf wurde auch eine reichhaltige Mahlzeit aufgetragen.
     
    „Ein sehr beherrschter Bursche, dieser Schorangar!“ brummte Reven anerkennend, als sie mit dem Essen fertig waren. „Niemand hätte ihm angesehen, wie erregt er war, als Vanea ihm den Ring gab. Dabei muss er diesen Augenblick herbeigesehnt haben, seit er bei den Moradonen ist.“
     
    „Still!“ mahnte Yorn. „Wir wollen nicht von der Sache sprechen, bis Schorangar uns dazu auffordert. Ihr seht ja selbst, dass hier etliche Moradonen sind. Ich frage mich nur, was die hier tun.“
     
    „Ich weiß, was die hier tun!“ flüsterte Reven. „Hast du nicht gesehen, dass dort immer wieder einige durch diese Tür verschwinden, oder dass dort immer wieder einer herauskommt? Sie werden im Hinterzimmer Sor-a-sen spielen. Das ist ein Glücksspiel, das hier in Moradon nur die Adeligen spielen dürfen. Einer der Sklaven erzählte es mir, als du mit Lyth Tan-Tan spieltest. Du siehst ja, dass es nur Moradonen sind, die dort hineingehen. Kein Antare dürfte es wagen, die Sor-a-sen-Karten anzurühren, da sie Bloor geweiht sind.“
     
    „Du weißt mal wieder mehr als ich, Bruder“, lächelte Yorn. „Aber du hast auch Augen wie ein Luchs, denen nichts entgeht. Aber da kommt Schorangar. Ich bin gespannt, wie es nun weitergeht.“
     
    Tatsächlich war der Wirt an ihren Tisch getreten. Prüfend flogen seine Blicke von einem zum anderen. Dann sagte er zu Yorn: „Ihr könnt heute Nacht hier schlafen. Ich habe euch ein Zimmer richten lassen. Wenn hier Ruhe eingekehrt ist, werde ich zu euch kommen. Jetzt aber solltet ihr gehen. Neben dem Haus ist ein Tor. Geht hindurch und steigt die Stiege hinauf in das Zimmer über dem Stall. - Saadh sei Dank!“ setzte er dann noch leise hinzu.
     
    Dann wandte er sich mit völlig unbeteiligtem Gesicht wieder ab. Yorn gab dem Schankmädchen einige Münzen, und dann verließen die drei Männer das Gasthaus. Niemand kümmerte sich um ihren Aufbruch, und niemand sah sie, als sie durch das Tor verschwanden.
    In dem angegebenen Zimmer fanden sie Vanea, die es sich auf dem einen der Betten b equem gemacht hatte. Als die Männer eintraten, sprang sie auf.
     
    „Nun, was hat Schorangar gesagt?“ fragte sie erwartungsvoll.
     
    „Nichts!“ antwortete Kandon knapp. „Es war keine Gelegenheit, viel zu sagen. Wir müssen warten.“
     
    Er ließ sich auf dem Bett nieder, gähnte und reckte seine mächtigen Glieder.

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