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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Gelächter aus, weil seine Drohung gewirkt hatte.
    “Kommt herunter, Maura”, rief Delyon auf Umbrisch. “Wir werden einen anderen Weg finden müssen. Ich kann nicht riskieren, dass Ihr getötet werdet.”
    Leise fluchend rutschte Maura zurück und den Stamm hinunter. Sie nahm ihren Schultergurt nicht ab in der Hoffnung, dass man ihr erlauben würde, ihn zu behalten. Doch dieser Han war vorsichtiger als der, der sie auf dem Weg nach Venard gefangen genommen hatte. Er befahl der Frau, die Songrid hieß, Maura den Schultergurt abzunehmen, bevor er sie und Delyon zur Wache brachte. Nachdem sie eingetreten waren, hielt er weiterhin den Bogen im Anschlag, während er Songrid befahl, die beiden Gefangenen an zwei schwere Stühle zu fesseln, die nahe dem Kamin standen.
    “Nun …” Er zielte zwar genau auf Mauras Brust, doch seine Worte richteten sich auf Delyon. “Sagt mir, wer ihr seid, wohin ihr wollt und warum ihr euch im Dunkeln an diesem Posten hier vorbeischleichen wolltet. Und keine Lügen mehr, oder das Weibsbild wird dafür büßen.”
    Delyon nannte ihm ihre Namen. “Wir wollten uns nicht an Eurer schönen Wache vorbeischleichen”, log er trotz der Warnung des Han. “Wir hätten hier angehalten, doch Eure Hunde hinderten uns daran.”
    Der Han schien zu schwanken, ob er ihnen misstrauen oder glauben sollte. “Wo wollt ihr hin und warum?”
    Maura glaubte den Schweiß sehen zu können, der auf Delyons Stirn ausbrach. Er zögerte und sein Blick irrte unruhig umher, als suchte er nach einer Inspiration für eine glaubhafte Lüge. Wenn der Han auch nur einen Funken Verstand besaß, würde er nichts von dem glauben, was gleich über Delyons Lippen käme.
    Also ergriff sie das Wort. “Es hat keinen Zweck, den Mann zu belügen, Delyon. Es sieht viel zu klug aus, als dass man ihn mit irgendeiner Ausrede zum Narren halten könnte.” Der Han tat, als läge ihm nichts an ihrer Schmeichelei, doch er ließ den Bogen ein wenig sinken. “Die Wahrheit ist”, fuhr sie fort, “wir hörten, die Minen seien von der Armee des Wartenden Königs angegriffen worden und viele der Männer, die dort arbeiten, seien befreit worden. Ich bin auf der Suche nach meinem Ehemann. Man hat ihn vor nicht langer Zeit in die Minen gebracht, und deshalb habe ich die Hoffnung, dass er noch am Leben sein könnte.” Sie ließ all ihre Sehnsucht nach Rath in die Geschichte einfließen. “Wir wollen keinem etwas tun. Ich flehe Euch an, lasst uns gehen! Ich habe Angst, er könnte im Gebirge umherirren, verletzt und hungrig.”
    “Genug!” Der Han schien ihr die Geschichte zu glauben, auch wenn er kein Verständnis dafür hatte. “Diese wilden Geschichten über eine umbrische Armee sind nichts als Lügen, die bei leichtgläubigen Leuten wie Euch für Aufsehen sorgen und Unruhe stiften sollen. Wenn Euer Mann zu den Minen gebracht wurde, dann ist er da, wo er hingehört. Ihr solltet besser dahin zurückgehen, wo Ihr hergekommen seid, und von jetzt an solchen landesverräterischen Lügengeschichten kein Gehör mehr schenken.”
    Würde er sie gehen lassen? Maura versuchte gar nicht erst, ihre Tränen der Erleichterung zurückzuhalten, doch sie benutzte sie, um Verzweiflung vorzutäuschen.
    Delyon nahm ihre Geschichte auf. “Ich sagte Euch doch, dass es dumm war, Eure Hoffnung an solchen verrückten Gerüchten festzumachen”, schalt er sie in völlig überzeugendem Ton. “Werdet Ihr jetzt nach Hause kommen und all den Unsinn vergessen?”
    Maura senkte den Kopf, damit der Han in ihren Augen nicht die Wahrheit sah, und nickte. Während der Han darüber brütete, wie er sich entscheiden sollte, bat sie den Allgeber still um Hilfe.
    “Ich werde euch am Morgen zum Verhör nach Venard zurückbringen”, verkündete der Han schließlich. Sein Ton ließ darauf schließen, dass er der Meinung war, er täte ihnen damit einen Gefallen. “Heute Nacht werdet ihr auf dem Heuboden über dem Stall schlafen.” Der letzte Funken Hoffnung erlosch, als er verkündete: “Gefesselt natürlich.”
    Als sie eine Weile später im Stroh lagen, kroch Maura näher zu Delyon. “Lasst sehen, ob ich Euch die Hände losbinden kann, bevor meine Finger zu taub werden.”
    Rücken an Rücken zog Maura an dem fest verknoteten Seil an seinen Handgelenken.
    “Da drinnen eben habt Ihr aber rasch reagiert.” In Delyons Worten schwang Bewunderung mit. “Mein Kopf war völlig leer.”
    Maura seufzte. “Hat uns viel Gutes eingebracht.”
    Wenn man sie morgen nach Venard

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