Das Orakel von Margyle
Suche Erfolg gehabt hatten.
“Er war nicht in Venard. Doch wir wissen, wo er ist, und hoffen, ihn bald zu finden.” Sie hatte die Kleider abgelegt, band nun sein Gewand auf und schlüpfte mit den Armen in seine nur lose hängenden Ärmel. Die sanfte Fülle ihres Hinterteils kuschelte sich an seinen Schoß, während ihr Busen sich an seine Brust schmiegte.
“Delyon unterrichtet seinen Bruder über alles, was in Venard geschah, so wie ich dich davon unterrichten will … nach angemessener Zeit.” Sie hob ihm das Gesicht entgegen und er konnte dieser Einladung keinen Augenblick länger widerstehen. “Es gibt nichts, was wir heute Nacht tun könnten, und ganz gewiss nicht in diesem Augenblick.” Sie küsste ihn aufs Kinn. “Wenn du mir noch länger widerstehst, könnte ich denken, du bist gar nicht so erfreut darüber, mich zu sehen, wie du behauptest.”
“Und das geht ganz und gar nicht, nicht wahr?” Er stieß ein tiefes, raues Lachen aus. “Nun gut.” Er zog sie zu sich auf die Matratze. “Lass mich dir zeigen, wie viel Freude es mir macht, wieder mit dir zusammenzusein.” Begierig küsste er ihre Lippen. All seine Reue, Sorgen und Sehnsucht, die während der langen Wochen der Trennung sein Herz bedrückt hatten, legte er in diesen langen Kuss. “Und lass mich dir zeigen, wie viel Freude ich dir schenken kann, jetzt, wo wir wieder zusammen sind.”
“Zusammen.” Etwas flimmerte heiß wie die Luft über dem sommerlichen Ödland in Mauras Blick. “Gibt es ein schöneres Wort?”
“Nicht, dass ich wüsste,
Aira.”
“Dann war Velorkens Stab also niemals in Venard?”, fragte Rath einige Zeit später, als Maura sich dem Essen widmete, das er für sie auf einem Tablett hatte bringen lassen. “Und deine Reise war nichts als Zeitverschwendung und hat dich unnötig in Gefahr gebracht?”
Er schien kurz davor, Delyon an die Kehle zu gehen.
Maura schüttelte den Kopf und beeilte sich, den Bissen in ihrem Mund hinunterzuschlucken. “Wenn wir nicht nach Venard gegangen wären, hätte ich nie herausgefunden, was die Han planen. Dann wäre vielleicht alles, was du getan hast, umsonst gewesen.”
Und außerdem hätte sie die beängstigende Wahrheit über ihre Abstammung nicht erfahren. Jetzt, nachdem der erste, selige Rausch des Wiedersehens ein wenig abgeklungen war, fragte sie sich, wann sie ihm wohl davon erzählen würde … und woher sie den Mut dazu nehmen sollte.
“Was können die Han schon planen, das wir nicht überstehen?” Rath drückte beruhigend ihre Hand. “Zum Glück haben wir anfangs nicht gegen ihre Armee kämpfen müssen. Doch nun, Wochen später, haben sich uns so viele Umbrianer angeschlossen, dass wir selbst ein starkes Heer sind. Ich glaube, wir könnten siegen. Selbst ohne Velorkens Stab.” Er runzelte die Stirn. “Was nicht schlecht wäre. Denn ich bezweifle, dass ich die Weisheit habe, mit dieser Art von Macht richtig umzugehen.”
“Ich traue es dir zu”, sagte Maura. “Und ich fürchte, wir werden diese Macht brauchen, trotz der Soldaten, die du versammelt hast.”
Und sie erzählte ihm, was sie unter dem Konferenztisch verborgen belauscht hatte: dass Raths Armee nach Osten gelockt wurde, um sie zwischen der hanischen Armee aus Westborne und der Armee, die aus Dun Derhan geschickt wurde, zu zermalmen.
“Ich verstehe das nicht.” Rath zuckte zusammen, als hätte ihn aus dem Nichts heraus ein harter Schlag getroffen. “Wie konnten sie in Dun Derhan wissen, dass es überhaupt einen Aufstand niederzuschlagen gibt?”
“Einer der Todesmagier behauptet, einen Zauberspruch zu beherrschen, der die Verbindung zum Imperium herstellt.” Maura beschrieb die unterirdische Kammer, in der sie ihn bei dem großen Kristall angetroffen hatte. “Der Kristall muss an irgendeine Kraftlinie tief unter der Erde rühren, die Gedankenbotschaften übertragen kann.”
Während sie beim Thema waren, drängte sie ihr Gewissen, Rath zu erzählen, was sie in dieser Nacht noch entdeckt hatte. Doch wo sollte sie anfangen?
“Dem Allgeber sei Dank, dass du zu mir zurückgekehrt bist,
Aira.”
Er streichelte mit dem Handrücken ihre Wange. “Selbst wenn du mir nicht diese Neuigkeiten gebracht hättest. Selbst wenn du keine Ahnung hättest, wo Velorkens Stab zu finden ist. Ohne dich würde mich die Last, den König spielen zu müssen, niederdrücken. Doch mit dir an meiner Seite fühle ich, dass ich tun kann, was immer ich tun muss.”
Wenn Rath sie als Stütze brauchte, war es wohl
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