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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Erfolg nicht klagen. Nach ihrem Sieg in Prum waren andere hanische Garnisonen vor ihnen geflüchtet.
    Er hielt an der Entscheidung fest, jeden Tag so weit zu marschieren, wie es seinen Männern möglich war. Irgendeinem rachsüchtigen hanischen Kommandeur Zeit zu geben, ein Gemetzel unter der umbrischen Landbevölkerung wie das in der Mine anzurichten, war das Letzte, was er wollte.
    Trotzdem kamen sie nicht so schnell voran, wie er gewünscht hätte. Denn jeden Tag wurden sie durch die Menschenmengen aufgehalten, die sich versammelten, um ihnen zuzujubeln. Wer hätte gedacht, dass Nicken, Winken und das Entgegennehmen von Schmeicheleien seiner Untertanen so ermüdend war? Rath konnte bereits ein Lied davon singen.
    Jede gebeugte Großmutter, die ihm einen zahnlosen Kuss zuhauchte, jedes Kind, das auf die Schultern seines Vaters gehoben wurde, um einen Blick auf den Wartenden König zu erhaschen, jeder junge Mann, der kam, um sich seiner bunt zusammengewürfelten Armee anzuschließen – sie alle beschwerten die Last, die er auf den Schultern trug.
    Er machte sich Sorgen, dass seine Truppen ihnen nichts mehr von der Ernte übrig ließen. Er machte sich Sorgen, dass sie Opfer von Gesetzlosen werden würden, sobald die Armee erst einmal vorbeimarschiert war. Am meisten aber befürchtete er, dass die Han zurückschlagen könnten. Danach wäre sein Volk schlimmer dran als vor dem Aufstand.
    In manchen Nächten hielten nur diese Gedanken ihn davon ab, sich in die Nacht hinauszustehlen, im Dunkeln zu verschwinden und wieder der Gesetzlose zu werden, in den niemand seine Hoffnungen setzte und von dem keiner etwas erwartete.
    Mit Maura an seiner Seite wäre er mit alldem besser zurechtgekommen. Vom ersten Augenblick an hatte diese Frau alles, was edel und heldenhaft an ihm war, ans Tageslicht gebracht. Aber Maura war nicht hier. Jeder Tag, der ohne eine Nachricht von Maura verging, raubte Rath mehr und mehr die Hoffnung, sie je wiederzusehen.
    Seine Rüstung fing an, locker an ihm herunterzuhängen. Rath legte sie ab und hüllte sich in ein wollenes Gewand. Im Augenblick schien es gut zu sitzen, doch kaum zu seiner normalen Größe geschrumpft, war es ihm zu groß. Danach richtete er seine Aufmerksamkeit auf ein mit Essen beladenes Tablett, das für ihn hingestellt worden war. Obwohl die Bauern des Langen Tals ihm die besten Früchte ihrer Ernte schickten, schmeckte er kaum etwas.
    Als er fertig war, fiel er auf die Knie und senkte mit einem Seufzen, das aus den tiefsten Tiefen seines Herzens kam, den Kopf.
Allgeber, ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Hilf mir einfach nur, den morgigen Tag zu überstehen, ja?
    Er wäre für ein Zeichen oder eine Antwort dankbar gewesen, selbst für das zarteste Flüstern in seinen eigenen Gedanken. Für einen Hinweis, dass er das Richtige tat, ganz gleich, wie falsch es sich manchmal anfühlte. Für eine Aufmunterung, weiterzumachen. Für die Versicherung, dass alles gut enden würde – wenn schon nicht für ihn, dann zumindest für das Königreich. Doch es kam keine Antwort. Sein Kopf und sein Herz fühlten sich leer und hungrig an wie kurz zuvor sein Bauch. Und er besaß nichts, womit er diesen Hunger hätte stillen können.
    Als er das leise Rascheln der Klappe am Zelteingang vernahm, unterdrückte er einen neuen Seufzer. Diesmal einen ungeduldigen. Er wusste vielleicht nicht, was er im Augenblick brauchte, aber er wusste genau, was er
nicht
brauchte – eine weitere Lektion von Idrygon. Widerstrebend hob er den Kopf und öffnete die Augen.
    Mit einem Mal füllte sich sein hungriges Herz bis zum Bersten, denn da stand Maura. Zerzaust, von der Reise gezeichnet und erschöpft, war sie ein Festmahl für seine Augen. Sie zögerte ein wenig, als wäre sie sich nicht sicher, wie er sie begrüßen würde. Rath tat es in der Seele weh, dass er ihr je Grund gegeben hatte, sein Willkommen in Frage zu stellen. Aufschluchzend sprang er hoch und riss sie in die Arme. Er musste alle seine Beherrschung aufbringen, um sie nicht mit seiner Umarmung zu erdrücken.
    “
Aira!”
Er ließ die Lippen über ihr Gesicht wandern, begierig, jeden Zentimeter zu küssen. “
Aira, Aira, Aira!”
    Er schien jedes andere Wort vergessen zu haben. Doch das war egal, denn er erinnerte sich ja an das wichtigste. Es war das einzige Wort, das er im Augenblick brauchte. Voller Verlangen und Liebe überließ Maura sich seinen Armen. Die Wochen ihrer Trennung schienen eine Ewigkeit gedauert zu haben. Ein Teil

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