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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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besser, noch einige Zeit zu schweigen. Schließlich hatte die Entdeckung ihrer Abstammung ja nicht etwa irgendetwas an ihrer Loyalität geändert. Ihr Blut mochte eine unglückliche Mischung zweier verfeindeter Rassen sein, doch ihr Herz schlug umbrisch. Nichts würde daran etwas ändern.
    “Was den Stab betrifft”, meinte Rath, “wie hast du sein wahres Versteck herausgefunden?”
    “Delyon entzifferte eine alte Schriftrolle, die einen Zauberspruch enthielt. Der half mir, an Erinnerungen heranzukommen, die tief in meinem Unterbewusstsein vergraben waren. Erinnerungen von Abrielle, die durch ihre Ahnenlinie auf meine Mutter übergingen und durch Langbard auf mich.”
    Rath machte große Augen. “Es war wirklich gut, dass du darauf bestanden hast, mit Langbard das Sterberitual abzuhalten. Sonst wären wohl die meisten Erinnerungen verloren gegangen.”
    Daran hatte sie bisher gar nicht gedacht. “Es war gut, dass du mir die Zeit dafür gabst, anstatt mich außer Gefahr zu schaffen, wie du es eigentlich wolltest. Das war der erste Gefallen, den du mir je getan hast.”
    “Damals glaubte ich, dass es das Dümmste war, was ich je getan hatte.” Rath verdrehte die Augen. “Ich bin froh, dass es gut ausgegangen ist. Was hast du also mit Hilfe dieses Zauberspruchs herausgefunden? Wo hat Königin Abrielle den Stab versteckt, wenn nicht in ihrer Burg?”
    “Sie hat ihn ja in ihrer Burg versteckt”, sagte Maura zwischen zwei Bissen. “Aber in einer anderen. Einer alten Burg, die in Abrielles Tagen sehr schön gewesen sein muss und die der Wald noch nicht überwuchert hat.”
    “Meinst du Aldwood? Vangs Lager?”
    Maura nickte. “Wenn mich damals seine Männer nicht gefangen genommen hätten, hätte ich die Burg in meiner Vision nicht wiedererkannt.” Ein Schauer überlief sie. “Es ist ein seltsames Gefühl, zurückzuschauen und zu sehen, dass so vieles, was uns zugestoßen ist, Gutes wie Böses, unserer Bestimmung diente.”
    “Auf eine seltsame Weise tröstet es mich”, sagte Rath nach einem Augenblick des Nachdenkens. “Zu denken, dass es einen verborgenen Sinn haben kann, wenn uns etwas Schlimmes zustößt. Einen, den wir erst später verstehen.”
    “Hoheit!”, rief die Wache draußen vor dem Zelt. “Lord Idrygon bittet dringend um eine Audienz. Darf er jetzt eintreten?”
    Rath wechselte einen Blick mit Maura. “Hast du etwas dagegen?”
    Sie zupfte an der spärlichen Bekleidung, die Rath ihr gegeben hatte, um sich besser zu bedecken. Jedem, der Augen im Kopf hatte, wäre klar, womit sie gerade beschäftigt gewesen waren. Sollte das Idrygon schockieren – sein Problem!
    “Lass ihn eintreten.” Sie schenkte Rath ein spöttisches Grinsen. “Es zeugt von ungewohnter Zurückhaltung, dass er mit seinem Überfall so lange gewartet hat.”
    Rath grinste. Die Anspannung um seine Augen ließ ein wenig nach. Einen Moment lang sah er aus wie der unverschämte Gesetzlose, den sie im letzten Frühling zu Langbards Hütte geschleppt hatte.
    “Lasst Lord Idrygon eintreten”, rief er der Wache zu.
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, stand Idrygon auch schon im Zelt. Er sah genauso kraftvoll aus, wie Maura ihn in Erinnerung hatte – wobei er jetzt mehr in seinem Element zu sein schien: in Rüstung und kampfbereit. Falls er erriet, was sie und Rath kurz zuvor getan hatten, und es missbilligte, so zeigte er es nicht.
    “Hoheiten.” Er machte zuerst vor Rath, dann vor Maura eine knappe Verbeugung. “Man hat mir die Neuigkeiten mitgeteilt.”
    “Mir auch.” Rath bot Idrygon an, sich zu ihnen an den niedrigen Tisch zu setzen, an dem Maura ihr Essen einnahm. “Zu schade, dass die Küsten von Norest und der Südmark keine Wehrhaften Wasser besitzen wie die Inseln.”
    “Aye, Hoheit.” Idrygon sah finster drein. “Ich hoffte, bis das Imperium Wind von dem Aufstand bekäme, kontrollierten unsere Streitkräfte bereits das Königreich und wären bereit, Eindringlinge abzuwehren.”
    “Das hoffte ich auch.” Rath nahm sich eine dicke Scheibe Haferbrot und bestrich sie mit frischer Butter. “Die Vorstellung, zwischen zwei hanischen Armeen eingekeilt zu sein, gefällt mir nicht.”
    “Jetzt gibt es nur noch eins”, murmelte Idrygon. “Wir müssen uns so schnell wie möglich auf den Weg nach Aldwood machen. Der Wald wird unserer Armee Schutz so lange bieten, bis Ihre Hoheit den Stab gefunden hat.”
    Rath nickte kauend. “Die Sache hat nur einen Haken.”
    Idrygon hob eine Braue.
    “Vang Spear of

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