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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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die von Lord Idrygon angebotene Gastfreundschaft eine große Ehre dar.
    Doch bei der Erwähnung ihrer Wunden fielen ihr die anderen Verpflichtungen ein, die sie noch hatte. “Nehmt unseren Dank entgegen, Sire. Aber in unserem Kampf mit den Han wurden auch zwei Männer der Mannschaft verwundet. Sie könnten mich während der Nacht benötigen.” Sie klopfte auf ihren Schultergürtel. “Ich bin eine Heilerin, wenn wahrscheinlich auch nur eine mit geringen Kenntnissen, verglichen mit den Heilern auf den Inseln.”
    “Die verwundeten Männer sollen auch an Land gebracht werden”, bestimmte Lord Idrygon, noch bevor Maura geendet hatte. Seine edlen Gesichtszüge erweckten dabei den Eindruck, als müsse er eine bittere Medizin schlucken. “Man wird sie an einen Ort bringen, wo sie die bestmögliche Pflege erhalten.”
    In diesem Fall konnte Maura die Einladung des Mannes nicht gut ablehnen, oder? Sie sah Rath mit fragend erhobenen Brauen an.
    Er antwortete mit einem schuldbewussten Schulterzucken. Seine kriegerische Haltung war verschwunden. “Gehen, bleiben, mir ist es gleich. Tun wir, was du für das Beste hältst,
Aira.”
    “Ich glaube, wir sollten Lord Idrygons großzügige Einladung annehmen. Er hat recht, wenn er sagt, dass wir uns etwas herrichten sollten, bevor wir mit irgendjemandem zusammentreffen.”
    Sie wollte nicht riskieren, auf den Rat der Weisen einen genauso schlechten Eindruck zu machen wie auf Lord Idrygon. Er schien zwar gewillt zu sein, ihnen eine zweite Chance zu geben, andere waren da aber vielleicht weniger nachsichtig.
    “Sehr gut.” Lord Idrygon verbeugte sich wieder. “Die verwundeten Mitglieder der Mannschaft finden wir wohl im Unterdeck?”
    Als Maura nickte, drehte er sich um und gab drei Männern, die er mit an Bord gebracht hatte, einige geflüsterte, aber energische Befehle. Alle trugen die gleichen Stiefel mit leicht nach oben gebogenen Spitzen, eng anliegende Beinlinge und Tuniken mit hohen Kragen, die allerdings kürzer waren als die von Idrygon.
    Kaum hatte er zu Ende gesprochen, begaben sich zwei seiner Männer zur Luke, während Idrygon und der dritte Mann Rath und Maura zu einem schlanken Boot geleiteten, das längs der Phantom vertäut war.
    Als sie zum Boot hinunterkletterten, hörte Maura, wie Idrygon Gull über die Schulter hinweg zurief: “Sorgt dafür, dass ihr nicht fortsegelt, bevor wir Gelegenheit hatten, miteinander zu sprechen!”
    Rath versuchte ihm zu erklären, dass Gull keine Schuld an all dem trug, doch Idrygon ließ nicht erkennen, ob er überhaupt zuhörte. Schweigend ruderten sie zur Küste. Im schwindenden Licht des Mittsommermondes konnte Maura einige helle Gebäude ausmachen. Sie schmiegten sich in Gruppen an die sanften Hügel, die eine kleine Bucht umrahmten. Der Ort strahlte Sicherheit und Ruhe aus. Es war, als würde er die Arme öffnen und sie willkommen heißen. Einst waren ihr Langbards Hütte und Hoghills Farm wie sichere, friedliche Häfen erschienen, doch selbst dort hatte immer Gefahr gelauert. Hier spürte sie wahren Frieden, wie sie ihn noch nie zuvor kennengelernt hatte.
    Endlich machte das Boot an einem kleinen Anlegeplatz fest. Idrygon stieg mit raschen, geschmeidigen Bewegungen aus, wandte sich um und streckte Maura die Hand hin. Nachdem er ihr an Land geholfen hatte, bot er Rath die Hand an. Der übersah sie geflissentlich und brachte fast das Boot zum Kentern, als er auf den Kai torkelte.
    Von der Bucht her wehte eine sanfte Brise, doch sie roch nicht nach Fisch wie in Duskport. Stattdessen erinnerte der feine Duft nach Blumen und Kräutern Maura an ihren Garten hinter Langbards Hütte und an den warmen Frühling in den Hügeln am Fuße des Blutmondgebirges, wo sie und Rath während ihrer Reise gerastet hatten.
    Einen Moment lang erstarrte Idrygon, als würde er etwas beobachten oder auf etwas warten. Dann schritt er in die Nacht und rief leise: “Hier entlang.”
    Maura hatte zwar keine Ahnung, wohin sie gingen, doch schien ihr, dass Idrygon einen selten genutzten Umweg nahm. Dann und wann blieb er einen Augenblick lang stehen und lauschte. Er benahm sich, als würde er etwas Verbotenes oder Gefährliches auf die Insel schmuggeln.
    Nachdem sie eine Weile bergauf gelaufen, dann kehrtgemacht hatten und doppelt so lange zurückgegangen waren, erreichten sie endlich ein großes, hell gestrichenes Haus. Wieder blieb Idrygon stehen, horchte und sah angestrengt in die Dunkelheit, bevor er eine Tür mit geschnitztem Gitterwerk aufzog und

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