Das Orakel von Margyle
verschränken, und zuckte zusammen. Doch bald schon verzog er das Gesicht zu einem spitzbübischen Grinsen. “Trotzdem bin ich froh, dass wir sie nicht eingeladen haben.”
“Du kannst aufhören, mich so anzuschauen, Rath Talward!” Maura inspizierte den Waschtisch, auf dem ein Krug mit Wasser stand. Dazu gab es noch ein passendes Becken und einige Tücher zum Waschen und Abtrocknen. “Dass du mir zutraust, ich würde mich mit einem heruntergekommenen Raufbold einlassen, ist schlicht die Höhe!”
“Aber Maura …”
“Aber was?” Sie füllte das Becken und brachte es zum Bett. Einige Tücher hatte sie sich über den Arm gehängt. “Gull hat meine Ehre heute Abend nicht verletzt. Er zeigte mir nur, wie man tanzt – und das ist eine ganze Menge mehr, als man von dir behaupten kann.” In etwas sanfterem Ton fügte sie hinzu: “Jetzt zieh das Hemd aus, damit ich sehen kann, wie schlimm deine Quetschung ist.”
Sie setzte das Becken neben dem Bett ab und feuchtete eines der Tücher an. Nachdem Rath sich aus dem Hemd gequält hatte, wischte sie ihm mit dem Tuch das getrocknete Blut vom Kinn. “Du darfst nicht vergessen, dass du kein Gesetzloser mehr bist, sondern ein König. Du kannst nicht immer mit den Fäusten antworten, wenn du glaubst, beleidigt worden zu sein.”
“Das Gespräch hatten wir schon einmal.” Rath warf sein Hemd auf den Boden und packte sie am Handgelenk. “Außerdem dachte ich, du magst den Gesetzlosen.” Seine Augen glühten. “Dachte, du verzehrst dich nach ihm.”
Maura versuchte, an ihrem Ärger festzuhalten, doch er verpuffte einfach. Zumal es eine Schande gewesen wäre, ein so schönes Bett zur Verfügung zu haben und dennoch nicht zu benutzen.
“Jetzt benimm dich!” Sie hauchte ihm einen Kuss auf den Nacken, weil sie wusste, dass er an dieser Stelle kitzlig war. “Lass mich dich wenigstens etwas säubern und dir dort einen Verband anlegen, wo Gull dich getreten hat – das wird dich lehren, nie mehr einen Mann zu attackieren, der nur halb so groß ist wie du.”
Sie legte ihren Schultergürtel ab, stellte eine kräftige Mischung aus Fadenkraut, Sumpfwurz, Mondmalve und Winterwurz her und vermengte sie mit etwas Wasser, das sie zuvor an der Lampenflamme erwärmt hatte. Dann bestrich sie Raths Bauch mit der Paste und umwickelte alles mit ihrem letzten Leinenstreifen.
“Das erinnert mich daran, wie du mich nach meinem Kampf mit Turgen gepflegt hast.” Rath gluckste. “Als ich unter deiner Berührung zusammenzuckte, hattest du Angst, du hättest mir
wehgetan.”
Dieses Mal gab er sich keine Mühe, seine wahren Gefühle zu verbergen.
“Machst dich wohl über meine Unschuld lustig, was?” Maura wusch sich die Hände und ließ sie dann über seinen Körper gleiten, um ihn noch ein wenig länger zu quälen. Als sie ihn so weit hatte, dass er sich unter ihren Berührungen wand und vor Lust leise stöhnte, erhob sie sich von der Bettkante. Sie schraubte die Lampe so weit herunter, bis sie nur noch ganz matt leuchtete. Dann legte Maura die Kleider ab und wusch mit einem feuchten Tuch ihren nackten Körper. Was keineswegs ihr Verlangen kühlte.
“Komm ins Bett,
Aira”
, flehte Rath. “Es tut mir leid, dass ich mir diesen Kampf mit Gull geliefert habe. Es war dumm. Ich hätte wissen müssen, dass so ein kleiner Kerl niemals das Kommando übernehmen könnte, wenn er nicht wie der Teufel selbst zu kämpfen wüsste. Ich werde ihn beim nächsten Treffen um Verzeihung bitten, ich schwöre es.”
“Das hoffe ich …” Maura ging ums Bett herum und zog das feine Netz herunter. “Versprichst du mir, dass du das nächste Mal deinen Verstand gebrauchst, bevor du die Fäuste fliegen lässt?”
“Aye!” Er breitete die Arme weit aus. “Du hast mein Wort darauf.”
“Das Wort eines Königs?” Maura lüpfte eine Ecke des Netzes und schlüpfte darunter hindurch. “Oder das Wort eines
Gesetzlosen?”
“Wieso nicht?” Als sie zu ihm kroch, streckte Rath die Hand aus und streichelte ihre nackten Brüste. “Er ist es schließlich, der deine Hilfe braucht, um anständige Manieren zu lernen.”
Maura ließ ein leises, tiefes Lachen hören, das schon fast wie ein Schnurren klang. “Ich bin mir nicht sicher, ob ich in jeder Hinsicht auf anständige Manieren Wert lege.” Sie setzte sich rittlings auf ihn, stützte sich auf die Arme und lehnte sich einladend über ihn. Dann beugte sie sich noch tiefer und strich mit den Brüsten über seinen Oberkörper, wobei sie es vermied,
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