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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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sie hineindrängte. In einer Wandhalterung neben der Tür brannte eine kleine Lampe, in deren Licht Maura erkennen konnte, dass sie einen von Mauern umschlossenen Hof betreten hatten, in dessen Mitte ein kleiner Brunnen plätscherte. Hier und da standen Gruppen von Kübelpflanzen und gaben dem Hof den Anschein einer Lichtung, die man ins Innere eines Hauses verpflanzt hatte.
    “Wie schön!”, flüsterte Maura. “Hier könnte ich wunderbar schlafen.” Wobei sie überall wunderbar hätte schlafen können, wo der Boden nicht gar zu hart war. Seitdem sie aus dem Boot gestiegen waren, genoss sie es, festen Grund unter den Füßen zu haben.
    “Das muss nicht sein.” Idrygon schien die Idee, sie könnten die Nacht im Innenhof verbringen, zu bestürzen. Maura musste lächeln. Er konnte ja nicht ahnen, dass dieser Schlafplatz weit komfortabler wäre als die meisten Lager, die sie und Rath auf ihrer Reise aufgeschlagen hatten.
    “Es gibt ein Gästezimmer.” Idrygon nahm die Lampe aus ihrer Halterung und ging auf einen weiten Bogengang zu. Nach einigen Schritten blieb er so abrupt stehen, dass Maura und Rath fast in ihn hineinliefen. Als Maura um ihren Gastgeber herumspähte, konnte sie ein schwaches Licht entdecken. Es flackerte und wurde heller, als jemand sich ihnen mit einer Lampe näherte.
    Kurz darauf tauchte ein Mann im Bogengang auf. Auf den ersten Blick ähnelte er Idrygon so sehr, dass Maura an ein Trugbild glaubte. Der andere Mann erschrak, als er sie erblickte. “Du kommst spät zurück!”
    “Und du gehst spät zu Bett, Delyon”, erwiderte Idrygon in tadelndem Tonfall. “Was hielt dich wach?”
    Delyon streckt die rechte Hand aus, in der er eine kleine Schriftrolle hielt. “Lesen, was denn sonst?” Es klang fast schuldbewusst. “Hast du Gäste mitgebracht?”
    Er hielt die Lampe hoch, um besser sehen zu können. Seine Kleidung war fast identisch mit der Idrygons, nur sah er etwas zerzauster aus. Sein Haar trug er länger und die Art, wie es sich um seine feinen, ebenmäßigen Züge kringelte, ließ sein Gesicht weicher erscheinen.
    “Ja, ich habe Gäste mitgebracht.” Idrygon trat einen Schritt auf ihn zu. “Aber es ist spät. Ich werde euch morgen miteinander bekannt machen.”
    “Sicher.” Delyon gähnte und ging dann über den Hof. Er hob die Schriftrolle zu einem freundlichen Gruß. “Schlaft gut, Gäste. Ich freue mich, Euch morgen zu treffen.”
    “Mein Bruder”, sagte Idrygon, und als wollte er etwas erklären oder entschuldigen, fügte er hinzu: “Delyon ist Gelehrter.”
    Sie liefen an etlichen Türen beiderseits einer breiten, gefliesten Galerie vorbei, die mit Gruppen von kleinen Tischen mit Stühlen ausgestattet war.
    Schließlich blieb Idrygon vor einer Tür stehen und stieß sie auf. “Ich hoffe, dies wird für heute Nacht seinen Zweck erfüllen.”
    Maura hörte, wie Rath hinter ihr kurz auflachte. Sie wusste, was er dachte. Dieses geräumige Gemach konnte leicht als der luxuriöseste Ort durchgehen, an dem sie je die Nacht verbracht hatten … von der Geheimen Lichtung einmal abgesehen.
    An der gegenüberliegenden Wand stand ein breites, niedriges Bett mit einem Baldachin, über den ein feines Netz drapiert war. Zwei Stühle und ein kleiner Tisch füllten eine Ecke nahe einem mit Holzläden verschlossenen Fenster aus, während in der anderen Ecke der kunstvollste Waschtisch stand, den Maura je gesehen hatte. Dicht gewebte Matten bedeckten den Boden, aus denen ein feiner Duft nach getrockneten Blumen aufstieg.
    “Es ist völlig ausreichend, Mylord.” Maura bemühte sich, nicht zu lachen. “Wir danken Euch sehr für Eure Gastfreundschaft.”
    “Es ist mir eine Ehre.” Er setzte die Lampe auf dem wunderbaren Waschtisch ab. “Ich denke, Ihr werdet hier alles finden, was Ihr für die Nacht braucht. Ich möchte Euch bitten, am Morgen zu warten, bis ich Euch holen komme.”
    Die Bitte war nicht ungewöhnlich, doch irgendwie verursachte sie Maura ein unangenehmes Gefühl. Bevor Rath auf die Idee kommen konnte, zu protestieren, antwortete sie: “Wenn Ihr es wünscht. Ihr seid unser Gastgeber.”
    “Sehr wohl. Eine angenehme Nacht.” Idrygon trat in den Gang hinaus und zog die Tür fest hinter sich zu.
    Als Maura sich umdrehte, hatte Rath bereits das Netz beiseite geschoben und es sich auf dem Bett bequem gemacht.
    “Ah! Hoffe, es wird seinen Zweck erfüllen! Also wirklich! Die Hälfte von Gulls Mannschaft hätte hier noch Platz!” Er hob die Arme, um sie hinter dem Kopf zu

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