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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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hatten? Wie du diese Eier für uns geschält hast, die Sorsha uns gegeben hatte?”
    “Ja.” Raths dunkle Augen funkelten vergnügt. “Aber wenn ich gewusst hätte, was es bedeutet, hätte ich es mir zweimal überlegt.”
    Danach griffen sie nach Herzenslust zu, wählten zwischen fantasievoll geformtem Brot, würzig schmeckendem Käse und auf der Insel wachsenden Früchten, die auf hölzerne Spieße gesteckt ein farbenfrohes Muster ergaben. Sythwein und Lipmasaft flossen reichlich, ebenso wie andere herrliche Getränke, die Maura noch nie zuvor gekostet hatte.
    Nachdem Rath und Maura satt waren, riefen Madame Verise und Idrygon sie zu sich, damit sie die Krönungsgewänder für die Zeremonie anlegten, die am Mittag stattfinden sollte.
    Madame Verise lächelte unter Tränen, als sie Maura in das sonnengelbe Gewand half. “Gepriesen sei der Allgeber, dass ich es noch erlebe, wie die Auserkorene Königin gekrönt wird. Ich wünschte nur, Nalene und Langbard könnten hier sein. Sie haben ihr ganzes Leben dieser einen Sache geweiht. Wenn Ihr auch nicht ihre leibliche Tochter seid, Eure Krönung ehrt sie und erfüllt ihre Hoffnungen.”
    Maura ergriff zärtlich die Hand der alten Frau und weinte mit ihr. Der Geist Langbards und seiner Frau schien bei ihnen zu sein und ihnen ihren besonderen Segen zu schenken.
    “Genug jetzt.” Madame Verise drückte Maura ihr Taschentuch in die Hand. “Trocknet Eure Augen, Kind. Wir wollen doch nicht, dass die Auserkorene Königin während ihrer Krönung schnieft.”
    Die Krönungsfeierlichkeiten fanden in demselben heiligen Hain wie das Hochzeitritual statt. Rath sah sehr würdevoll aus in seinen Gewändern, die wirkten, als wären sie aus Fäden des tiefblauen vestanischen Himmels gewebt. Maura entdeckte, dass sie ihn in Gedanken nun auch bereits Elzaban nannte.
    Delyon las aus einer Schriftrolle vor, in der die Ankunft des Wartenden Königs prophezeit wurde. Dass das, was vor so langer Zeit vorhergesagt worden war, und die verkündeten Abenteuer, die sie und Rath vorher zu bestehen hatten, auf so unheimliche Weise übereinstimmten, ließ Maura verwundert erschauern.
    Nun sangen die versammelten Zeugen noch etliche Lieder, in denen sie um den Segen des Allgebers für den neuen König und seine Königin flehten. Rath gelobte, sein Königreich zu schützen und zu verteidigen. Dann war sie an der Reihe, zu versprechen, ihrem Volk zu helfen und es zu nähren.
    Sie und Rath knieten vor dem jungen Orakel nieder, das ein wenig unsicher dreinschaute. Maura schenkte dem Kind ein kleines aufmunterndes Lächeln, um es daran zu erinnern, dass sie beide auch nicht besser vorbereitet waren als das Mädchen. Doch der Allgeber war mit ihnen.
    Das Mädchen richtete sich ein wenig gerader auf und blickte die Versammelten an. “Ich bin hier vielleicht die Einzige, die die Erinnerungen an frühere gekrönte Könige und Königinnen von Umbria besitzt.” In seiner hohen jungen Stimme schwang die gesammelte Weisheit all ihrer Vorgängerinnen mit. “Doch noch nie hat ein Orakel die Kronen unseres Königreichs auf die Köpfe zweier würdigerer Herrscher gesetzt.”
    Es wandte sich zu Madame Verise um und nahm von ihr eine Krone aus geschnitztem Elfenbein entgegen, die dem Blütenkranz ähnelte, den Maura an diesem Morgen im Haar getragen hatte. Das Orakel setzte ihr die Krone auf und sagte: “Tragt diese Krone, Auserkorene Königin, als Zeichen der Weisheit, des Muts und des Mitgefühls unseres Allgebers. Möge Eure Regentschaft lange, friedlich und mit Reichtum gesegnet sein.”
    Dann nahm es von Idrygon eine größere Krone in Empfang, ebenfalls aus Elfenbein und wie ein Blätterkranz geschnitzt. So groß war die Kunstfertigkeit des Schnitzers gewesen, dass Maura zunächst glaubte, sie wäre aus echten, gebleichten Blättern zusammengesetzt. “Tragt diese Krone, Elzaban, Wartender König, als Zeichen der Weisheit, des Muts und des Mitgefühls unseres Allgebers. Möge Eure Regentschaft lange, friedlich und mit Reichtum gesegnet sein.”
    Das Orakel machte den frisch gekrönten Monarchen ein Zeichen, sich zu erheben. Dann wandte es sich zu den Gästen um und rief: “Umbria wartet nicht länger!”

10. KAPITEL
    “W as tun wir als Nächstes,
Aira?”
Rath lehnte sich in der sanft hin und her schwingenden Hängematte zurück, die zwischen zwei mächtigen Baumstämmen befestigt war und die ein Baldachin aus breiten Blättern überschattete. Maura kuschelte sich an ihn. “In der Lagune schwimmen

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