Das Orakel von Margyle
Leidenschaft umarmten, die auch der heranziehende Regen nicht würde löschen können.
Rath zog Maura auf sich, sodass ihre Beine rechts und links von ihm lagen und ihre festen, üppigen Brüste sich an seine Brust schmiegten. Die verführerischen Rundungen ihres Hinterteils passten perfekt in seine Hände. Der Sturm wurde schnell heftiger. Trotz des dichten Blätterdachs strömte bald warmer Sommerregen auf die Liebenden. Mauras Haar fiel wie ein nasser Schleier rund um Raths Gesicht, während ihre Lippen hungrig die seinen suchten.
Er reckte sich, um ihre Brüste mit dem Mund zu erreichen, und Maura wölbte den Oberkörper, bis Rath die Regentropfen, die von ihren Knospen rannen, mit der Zunge auffangen konnte. Jeder einzelne Tropfen machte ihn trunken. Er ließ die Hand über ihren Körper gleiten, liebkoste ihre verlockenden Kurven und erkundete ihre bezaubernden geheimsten Stellen. Die Hängematte schwang im Rhythmus ihrer Bewegungen. Zwei Wesen im Garten des Paradieses, die sich gegenseitig die größte aller Freuden schenkten.
Raths Puls schlug so heftig, wie der Regen auf das Dach prasselte. Sein Verlangen steigerte sich mit der wilden Kraft des Sturms über dem weiten Meer. Mauras Berührungen, ihr Geruch und Geschmack schürten seine Erregung, sein Körper schien vor Fieber zu glühen. Als sie sich auf ihn hinabsenkte, bäumte er sich auf, um ihr entgegenzukommen. Mächtige Wirbel hoben die Liebenden und rissen sie in unendliche Höhen, bis eine Welle sie auf den Gipfel trug und dann über ihnen zusammenbrach.
Rath entspannte sich, als der Regen gerade nachzulassen begann. Seine Brust hob und senkte sich, als wäre er wirklich nur mit Mühe dem Ertrinken entkommen. Er wusste aber: Solange er sich an Maura festhalten konnte, würden sie irgendwo zusammen auftauchen, an einem Ort, an dem sie sein wollten.
Der Regen hörte so schnell auf, wie er begonnen hatte, und die Sonne schien umso heller zu strahlen. Zum sanften Schwingen der Hängematte begannen Maura und Rath zufrieden zu dösen.
Rath war sich nicht sicher, ob eine Stunde oder nur ein kurzer Moment vergangen war, als der Klang einer Stimme ihn jäh weckte.
“Hallo?” Die Stimme gehörte Delyon – verdammt sollte er sein! “Hoheiten? Seid Ihr da?”
Als Maura und Rath gleichzeitig versuchten, nach ihren Kleidern zu greifen, verdrehte sich die Hängematte und schleuderte sie zu Boden. Rath knurrte einen leisen Fluch. Maura drückte ihm sein Lendentuch in die Hand. Gerade war es ihnen gelungen, sich wieder züchtig zu bedecken, als Delyon auch schon auftauchte. “Oh, hier seid Ihr! Ihr habt mir Angst eingejagt, als Ihr nicht geantwortet habt. Wurdet Ihr hier draußen vom Regen überrascht?”
Rath und Maura stammelten gleichzeitig Antworten, die nicht übereinstimmten, doch es war Delyon nicht anzumerken, ob er erriet, wobei er sie beinahe unterbrochen hatte. “Pech gehabt. Nun gut, Ihr habt noch Zeit, Euch abzutrocknen, bevor wir aufbrechen.”
“Aufbrechen?” Allein bei der Vorstellung hätte Rath den hübschen jungen Gelehrten am liebsten erwürgt. “Wir müssen fort? So bald?”
Delyon nickte bedauernd und errötete ein wenig. Vielleicht begann er zu erraten, womit sie beschäftigt gewesen waren. “Schließlich ist eine ganze Woche vergangen. Die Vorbereitungen für die Invasion sind fast beendet. Ich hoffe, Ihr konntet Euch ausruhen.”
“Invasion?” Rath und Maura starrten einander an und dann Delyon, als wäre er verrückt geworden.
“Die Invasion, um das Festland zu befreien … schon vergessen? Das war doch der eigentliche Grund, weswegen Ihr zu den Vestanischen Inseln kamt.”
Plötzlich erinnerte sich Rath. Dieser Trunk von Madame Verise hatte offenbar dafür gesorgt, dass sie alles vergaßen. Doch einmal geweckt kamen die unterdrückten Erinnerungen zurück. Umgehend prasselten eine Menge Sorgen auf ihn herab, unter deren Gewicht er zu schwanken begann.
Weil er diesem Druck für kurze Zeit hatte entkommen können, traf ihn die Bürde seines Schicksals nun umso härter.
Sich vorzustellen, dass sie und Rath sich erst gestern noch so unbekümmert im Regen miteinander vergnügt hatten! Maura musste ein Seufzen unterdrücken, als sie nun neben ihrem Ehemann im Ratszimmer saß. Wie herrlich wäre es, einfach in dieses abgeschlossene Inselparadies zurückkehren mit einem fürs ganze Leben reichenden Vorrat an Madame Verises Zaubertrank.
Maura zwang sich zuzuhören, wie Idrygon die Einzelheiten seines Invasionsplans
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