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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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gehen? Ein paar Fische fangen? Oder durch den Wald spazieren und schauen, ob wir irgendwelche Affen entdecken?”
    Nach ihrer Krönung hatten sie eine Woche voller Glückseligkeit in dem winzigen Inselparadies Tolin verbracht, wo, wie Madame Verise ihnen erzählte, bereits Langbard und seine Frau vor vielen Jahren ihre so genannten Nektarnächte verbracht hatten. Maura und Rath stand ein hübsches kleines Haus zur Verfügung, von dessen Schlafzimmerbalkon aus man eine traumhafte Aussicht auf die Lagune hatte. Die Speisekammer war mit allem bestückt worden, was sie für ihren Aufenthalt brauchten. Zudem gab es genügend Fische, die sie fangen konnten, und eine erstaunliche Vielfalt an reifen Früchten, die nur darauf warteten, gepflückt zu werden.
    Doch was Rath am besten gefiel, war die Abgeschlossenheit dieses Paradieses. Seitdem Gull und seine Mannschaft sie hierher gebracht hatten, waren sie auf keine lebende Seele mehr getroffen. Außer man zählte die Affen zu den lebenden Seelen, die man allerdings auch nie zu sehen bekam. Nur nachts waren aus dem Wald ihre Jagdschreie zu hören.
    “Warum müssen wir überhaupt irgendwo hingehen oder irgendetwas tun?” Maura streichelte Raths nackte Brust. Es war eine herausfordernde Liebkosung. “Wochenlang waren wir in Bewegung. Immer gab es etwas, das dringend getan werden musste. Ich glaube, wir haben uns diese hübschen, faulen Nektarnächte mehr als verdient.”
    Rath lachte. “Ich mag es, wenn du im Recht bist, geliebte Gattin.”
    Er hatte das vage Gefühl, sie müssten etwas tun oder planen, aber ihm fiel nicht ein, was. Und er war sich auch nicht sicher, ob er sich daran erinnern wollte.
    Madame Verise hatte ihnen ein Getränk mit auf die Reise gegeben mit den Worten, es handle sich um ein Hochzeitsgeschenk und müsse mit einem speziellen Trinkspruch getrunken werden, sobald sie auf der Insel angekommen waren. Sie hatten die Anweisungen brav befolgt, obwohl Rath der Geschmack nicht zugesagt hatte. Der Trunk sollte irgendetwas bewirken, aber Rath konnte sich nicht erinnern, was.
    Egal! Er hielt die begehrenswerteste Frau von ganz Umbria im Arm und befand sich in diesem herrlichen, einsamen Paradies.
    Maura blickte zum Sommerhimmel hinauf. Der Wind hatte dicke Wolkenhaufen zur Insel geweht. “Vielleicht sollten wir hineingehen. Es sieht nach einem weiteren Platzregen aus.”
    “Kann sein”, meinte Rath. Doch er machte keine Anstalten, sich aus der Hängematte zu erheben.
    Das Wetter auf der Insel war seltsam mit vielen kurzen, aber intensiven Regengüssen, die einen dampfenden Boden zurückließen, nachdem die Sonne sie wieder vertrieben hatte. Nachdem er sich einmal daran gewöhnt hatte, zog Rath dieses Wetter den langen grauen Tagen mit Sprühregen, wie sie manchmal das Diesseitsland heimsuchten, oder der alles austrocknenden Hitze der Südmarksteppe vor.
    “Weißt du …”, er schlang eine von Mauras Locken um seinen Finger, “… es lohnt sich doch kaum, hineinzugehen. Der Regen wird bald vorüber sein. Und es ist nicht kalt.”
    “Aber unsere Kleider werden nass.”
    Rath zuckte die Achseln. “Sie trocknen schnell wieder. Oder …”
    “Oder …?” Maura zog sich so weit hoch, dass sie das Kinn auf seine Brust legen konnte.
    “Wenn du so besorgt bist, sie könnten nass werden, könnten wir sie ja ausziehen und unter irgendetwas legen. Wie wär's damit?” Er deutete auf eine große leere, aus dünnen Holzspänen gefertigte Obstschale. “Wenn wir sie über unsere Kleider stülpen, werden sie trocken sein, wenn der Sturm vorüber ist.”
    “Aber
wir
werden nass sein!” Maura schenkte ihm ein schelmisches Lächeln. Rath konnte sich das köstliche Gefühl vorstellen, wenn seine Hand über ihren nassen, nackten Köper glitt. “Klingt verführerisch, oder?”
    Mauras Augen schimmerten wie nasse Blätter nach einem schwülen Gewitterregen. “Aus deinem Mund klingt alles verführerisch, Gesetzloser.”
    Ein entferntes leises Donnern antwortete auf sein tiefes Lachen. “Wir sollten uns besser schnell ausziehen, sonst haben wir keine Wahl mehr.”
    Glücklicherweise gab es nicht viel auszuziehen. Maura trug nur ein Leinentuch, das sie sich um den Körper gewickelt hatte, während ein noch kleineres Tuch Rath von der Hüfte bis zu den Oberschenkeln verhüllte. Nach einigen Verrenkungen befand sich ein kleines Leinenbündel sicher unter der Schale, während die frisch Vermählten ineinander verschlungen in der Hängematte lagen und sich mit einer

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