Das Orakel von Margyle
Empore entlangging, die ihr nicht im Geringsten bekannt vorkam.
Keine Angst
, sagte sie zu sich selbst.
Dreh dich einfach um und gehe den Weg zurück, den du gekommen bist, bis du eine Stelle erreichst, an die du dich erinnerst.
Aber als sie sich umdrehte, sah sie eine Gruppe Männer auf sich zukommen. Bei den meisten handelte es sich um hochrangige hanische Soldaten in Uniform. Schweigend schritten einige Magier des Todes nebeneinander her, unter ihnen der mit dem grünen Zauberstab, in den Maura letzte Nacht beinahe hineingerannt wäre.
Doch viel interessanter fand sie zwei Männer, die Umbrianer zu sein schienen. Was machten sie hier? Sie sahen nicht verängstigt oder besonders beunruhigt aus. Es musste Zikary sein, Umbrianer, die mit den Han zusammenarbeiteten. Wie gerne hätte sie den Fuß ausgestreckt und sie zum Stolpern gebracht!
Stattdessen beschloss sie, vor ihnen herzugehen, bis sie dort ankamen, wo immer sie hin wollten. Sie war gerade einige Schritte die Empore entlanggegangen, als von der anderen Seite ein hanischer Soldat mit einem schwarzen Hund an der Leine auftauchte.
Maura erstarrte. Ein Hund brauchte keine Augen, um sie zu finden. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie versuchen sollte, sich einen Weg durch die Männer zu bahnen, die auf sie zukamen. Doch die füllten die ganze Breite der Empore aus und gingen dicht nebeneinander. So in der Zwickmühle stürzte sie durch die nächste offene Tür und fand sich in einem großen Raum wieder. Ein langer Tisch mit einer Platte aus Marmor und vielen dicht an dicht stehenden eisernen Stühlen nahm den größten Teil des Raumes ein.
Maura hatte den Raum kaum betreten, als auch schon der ganze Pulk aus Soldaten und Echtroi folgte und alle ausschwärmten, um ihre Plätze einzunehmen. Die einzige Möglichkeit, einen Zusammenstoß in diesem Gewimmel zu vermeiden, war, unter dem Tisch zu verschwinden.
Eine scharfe, heisere Stimme übertönte die leise gemurmelte Unterhaltung. Maura wunderte sich, dass sie die Worte verstehen konnte. “Wir haben eine Menge zu besprechen, lasst uns also keine Zeit verschwenden. Nehmt alle Platz und wir wollen anfangen.”
Womit anfangen? Sie wollte es gar nicht herausfinden, doch wie es schien, blieb ihr keine andere Wahl, denn die sich setzenden Männer blockierten ihr den Fluchtweg. Halt, nein!
Einen
Fluchtweg hatte sie noch. Ganz am anderen Ende war ein Stuhl leer geblieben. So schnell sie konnte, kroch Maura darauf zu. Der Lärm, den viele machten, als sie sich setzten und die Stühle an den Tisch rückten, übertönte glücklicherweise ihre leisen Geräusche. Maura unterdrückte einen Aufschrei, als eine Stiefelspitze ihr einen Stoß versetzte, doch der Besitzer des Stiefels murmelte nur etwas auf Hanisch. Wahrscheinlich entschuldigte er sich bei jemandem auf dem Platz neben ihn.
Sie wollte gerade unter dem Tisch hervorkriechen und hoffte, dass die Tür noch offen war, als ein letzter Mann auf den Stuhl zuging, um Platz zu nehmen. Er trug eine kostbar aussehende graue Robe und alle anderen sprangen auf, als er erschien. Das musste der Erste Gouverneur der Han höchstpersönlich sein.
Maura kroch wieder zurück und stellte resigniert fest, dass sie jetzt bis zum Ende der Zusammenkunft in der Falle saß. Der Erste Gouverneur setzte sich nicht sofort, sondern stand am Kopf des Tisches und wandte sich an die Versammelten. Er sprach mit dem festen, bestimmten Ton eines Mannes, der daran gewöhnt war, Befehle zu erteilen. Er erinnerte Maura an Lord Idrygon.
“Das ganze Nordland ist ein einziges Chaos.” Maura schrak zusammen, als wie ein Echo leises Gemurmel auf Comtung den Worten des Ersten Gouverneurs folgte. “Jetzt überschwemmt eine Horde Rebellen unsere Minen.”
Die Worte kamen ganz aus der Nähe. Einer der Zikary schien für den anderen zu übersetzen. Maura wagte sich näher an die Stimme heran und spitzte die Ohren. Soweit sie verstehen konnte, informierte der Erste Gouverneur die Anwesenden über die jüngsten Ereignisse und darüber, dass man sich alle Mühe gab, die angeblichen Gerüchte, die unter den Umbrianern im Umlauf waren, zu zerstreuen.
Nachdem er seine Rede beendet hatte, nahm der Erste Gouverneur wieder Platz und der Mann am anderen Ende der Tafel erhob sich. Maura wusste, dass er ein Todesmagier sein musste. Selbst wenn sie nicht den unteren Teil seiner charakteristischen schwarzen Robe hätte sehen können, sie hätte ihn an seiner hohl krächzenden Stimme erkannt.
“Die Echtroi
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