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Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Titel: Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gewesen war.
    Tanner schloß die Augen und atmete langsam aus. Seine Lüge hatte funktioniert. Besser als er das angenommen hatte. Jetzt war es leichter für ihn, leichter, die Tatsachen zu verändern.
    Fassett hatte recht gehabt; er konnte sie alle im Griff behalten.
    Selbst Ali.

21.
    Er stand am Schlafzimmerfenster. Kein Mond am Himmel, nur Wolken, die sich kaum bewegten. Er blickte hinunter auf seinen Rasen und das Gehölz dahinter und fragte sich plötzlich, ob seine Augen ihm vielleicht einen Streich spielten. Da war ganz deutlich das Glühen einer Zigarette zu sehen. Jemand ging vorbei und rauchte eine Zigarette, so, daß man es sehen konnte! Großer Gott! dachte er; ob dem Betreffenden wohl klar war, daß er damit alles verriet?
    Und dann sah er genauer hin. Die Gestalt trug einen Morgenrock. Es war Osterman.
    Hatte Bernie etwas gesehen? Etwas gehört?
    Tanner ging schnell und möglichst lautlos zur Schlafzimmertür, öffnete sie und trat ins Freie.
    »Ich hab’ mir schon gedacht, daß du auf sein könntest«, sagte Bernie, der in einem Liegestuhl saß und auf das Wasser im Pool blickte. »Dieser Abend war eine Katastrophe. «
    »Da bin ich nicht so sicher.«
    »Dann muß ich annehmen, daß du dein Hör- und Sehvermögen verloren hast. Das war eine nasse Nacht in Malibu. Wenn wir alle Messer gehabt hätten, würde dieser Pool jetzt rot sein.«
    »Deine Hollywood-Mentalität macht wieder einmal Überstunden.« Tanner setzte sich neben ihn.
    »Ich bin Schriftsteller. Ich beobachte und destilliere.«
    »Ich glaube, du hast unrecht«, sagte Tanner. »Dick hatte geschäftliche Sorgen; das hat er mir gesagt. Joe hat sich betrunken. Na und?«
    Osterman schwang die Beine von der Fußstütze und setzte sich vor. »Du fragst dich, was ich hier mache. Das war so etwas wie eine Eingebung, ein Instinkt. Ich dachte, du würdest
vielleicht herunterkommen. Du hast auch nicht so ausgesehen, als könntest du schlafen, ebensowenig wie ich.«
    »Jetzt machst du mich neugierig.«
    »Keine Witze bitte. Es ist höchste Zeit, daß wir miteinander reden.«
    »Worüber?«
    Osterman stand auf und stellte sich neben Tanner. Er zündete sich am Stummel der letzten eine frische Zigarette an. »Was wünschst du dir am meisten? Ich meine, für dich und deine Familie?«
    Tanner konnte nicht glauben, daß er richtig gehört hatte. Osterman hatte mit der abgedroschensten Einleitung angefangen, die man sich vorstellen konnte. Trotzdem antwortete er, als nähme er die Frage ernst.
    »Frieden, denke ich. Frieden, genug zu essen, ein Dach über dem Kopf; all die Grundbedürfnisse. Sind das die Worte, die du erwartest?«
    »All das hast du. Für deinen augenblicklichen Bedarf jedenfalls. «
    »Dann verstehe ich dich wirklich nicht.«
    »Ist dir je in den Sinn gekommen, daß du nicht mehr über das Recht verfügst, irgend etwas auszuwählen? Dein ganzes Leben ist darauf programmiert, eine vorherbestimmte Funktion zu erfüllen; ist dir das klar?«
    »Das ist eine ganz universelle Erscheinung, stelle ich mir vor. Ich streite es nicht ab.«
    »Du kannst es nicht abstreiten. Das System wird es nicht zulassen. Du wirst für etwas ausgebildet; du erwirbst dir Erfahrung – und das ist es, was du den Rest deines Lebens tust. Keine Einwände.«
    »Ich wäre ein mieser Kernphysiker; und du würdest als Gehirnchirurg nicht gerade beliebt sein«, sagte Tanner.
    »Natürlich ist alles relativ; ich erzähle hier keine Märchen.
Ich sage nur, daß wir von Kräften kontrolliert werden, die wir selbst nicht mehr kontrollieren können. Wir sind in das Zeitalter der Spezialisierung eingetreten, und das ist unsere Totenglocke. Wir leben und arbeiten in unseren vorgegebenen Kreisen; es ist uns nicht erlaubt, die Grenzen zu überschreiten, uns auch nur umzusehen. Du mehr als ich, fürchte ich. Ich zumindest habe ein gewisses Maß an Wahlmöglichkeit, was für ein Stück Kacke ich schreiben möchte. Aber Kacke ist es trotzdem. Das erstickt uns einfach.«
    »Ich bin’s zufrieden; ich beklage mich nicht. Außerdem gehe ich ja gewisse Risiken ein.«
    »Aber du hast nichts hinter dir, keine Stütze! Nichts! Du kannst es dir nicht leisten, dich hinzustellen und zu sagen, das bin ich! Nicht, wenn du damit dafür bezahlen mußt! «
    Osterman machte eine weit ausholende Handbewegung, die Tanners Haus und sein Grundstück einschloß.
    »Mag sein, daß ich das nicht kann. Wenn es auf das Geld ankommt. Aber wer kann das schon?«
    Osterman zog sich den Stuhl heran und setzte sich.

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