Das Paket mit dem Totenkopf
daran
hielt, verstand er jedes Wort.
„Whisky?“ fragte eine knarrige
Stimme.
„Aber immer.“ Das war Toni. Er
redete, als hätte er den Mund voller Brei.
„Schöner Mist!“ sagte Lembke.
Damit war nicht der Whisky
gemeint, sondern etwas, das Tarzan verpaßt hatte.
Toni verschluckte sich. Er
hustete gewaltig und war ganz außer Atem, als er keuchte: „Die Sache ist
eindeutig. Dieser Unbekannte kennt unsere Tricks. Er weiß, daß du im Geschäft
bist. Und von Detlef und mir weiß er alles. Detlef meint, wir sollen der
Erpressung nachgeben. Was sind denn schon 50 000 Mark bei deinem Verdienst? Ich
bin zur Zeit leider pleite. Später werde ich mich an der Summe beteiligen.
Detlef hat 10 000. Hier sind sie. Da! Den Rest mußt du aufbringen.“
„40 000? Ich allein? Ihr spinnt
wohl?“
„Was sollen wir denn machen?“
Sekundenlang blieb es still.
Tarzan stellte seinen Atem auf
Sparflamme. Alle Sinne waren gespannt. Er lauschte in jede Richtung. Und wußte:
Wenn ich erwischt werde, muß ich mich freiprügeln. Sonst kann ich mir
gratulieren.
„Also gut!“ meinte
Lembke. „Im Moment müssen wir kuschen. Es wäre Blödsinn, das ganze Geschäft zu
gefährden — wo’s jetzt so gut läuft. Den Kies kriegen wir wieder rein. Ich
möchte nur wissen — verdammt noch mal! — wer dieser Erpresser ist! Warum ruft
er nur Detlef an? Nicht mich. Dich auch nicht. Ich verstehe das nicht. Außer
uns dreien weiß doch niemand Bescheid. Ich habe dicht gehalten. Detlef schwört,
er hätte sich nirgendwo verquatscht. Und du hast...“
„Zu niemandem, Dieter. Ehrlich,
zu niemandem habe ich ein Sterbenswörtchen gesagt. Es muß jemand sein, der uns
irgendwann, irgendwo beobachtet hat.“
„Okay. Leben und leben lassen.
Das eine Mal lasse ich’s mir gefallen. Und bleche die 40 Riesen. Aber wenn sich
der Spaß wiederholt, nehme ich harte Bandagen.“
„Klar, Dieter. Aber jetzt...
Das Risiko, daß uns dieser Mistkerl an die Polizei verzinkt (verrät), ist einfach zu groß. Wenn er den Polypen Lampen macht (einen Tip gibt), sind wir geliefert.“
„Weiß ich“, erwiderte Lembke
gereizt. „Und wie soll die Sache laufen?“
„Als der Kerl vorhin bei Detlef
anrief, hat er eine Frist gesetzt. Um...“
„Was? Das auch noch?“
„Und wie! Richtig pampig sei er
geworden, sagt Detlef. Jedenfalls: Um Mitternacht will er das Geld haben.“
„Und wie?“
„Ich soll’s überbringen.“
„Wohin?“
„In die Pennerbaracke hinterm
Westfriedhof.“
„Will er dort auf dich warten?
Dann könnten wir ihn schnappen.“
„Glaube nicht, daß der so blöd
ist. Er verlangt, daß ich das Geld in eine helle Tasche packe. Die soll ich in
den hintersten Raum bringen. Dort stünde ein alter Billardtisch. Auf den soll
ich die Tasche stellen. Und dann verduften. Wenn wir irgendwelche Tricks
versuchen, sagt der Erpresser, würde das mit einer Katastrophe für uns enden.
Er wäre bewaffnet. Außerdem hätte er einen Brief hinterlegt. Bei seinem Freund.
Der Brief würde um ein Uhr morgens der Polizei in den Briefkasten flattern,
falls wir eine krumme Tour versuchen.“
„Dieser Saukerl!“ fluchte
Lembke.
„Jedenfalls scheint es ein
harter Junge zu sein.“
„Habt ihr Zaulich von der Sache
erzählt?“
„Kein Wort. Weißt doch, wie der
ist. Der legt größten Wert darauf, daß alles heimlich und still abrollt. Der
würde uns nicht mehr beliefern. Nein, mit der Sache, Dieter, müssen wir allein
fertigwerden. Und das beste ist, wir zahlen. Es war schon riesig nett von
Zaulich, daß er im KAISERHOF den Dokumentenkoffer geklaut hat. Sonst... Naja,
Detlef meinte, es wäre die einzige Möglichkeit, diesen Mistbengel im Zaum zu
halten.“
Der Mistbengel, von dem jetzt
die Rede war, grinste, obwohl ihm das Herz bis in den Hals klopfte.
„Ob der dahintersteckt?“
mutmaßte Lembke.
„Nee. Unmöglich.“
„Wieso?“
„Na, daß der uns jetzt Sorgen
macht, verdanken wir einem lausigen Zufall. Die Sache heute nachmittag im
Stadtwald. Aber der Erpresser hat sich doch schon vor drei Tagen gemeldet.“
„Die Sache im Stadtwald“,
meinte Lembke verächtlich. „Man sollte es nicht für möglich halten! Zwei
17jährige lassen sich von einem kleinen Jungen verprügeln und...“
„Den solltest du mal sehen, den
kleinen Jungen. Der hätte auch dich noch geschafft. Detlef kennt ihn. Tarzan
wird der Typ genannt. Ist erst knapp über 13 und geht in die neunte Klasse,
gilt aber schon als bester Judokämpfer der Schule. Der hat
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