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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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steigerte
sich die Stimmung. Jemand, der bestimmt über den Durst getrunken hatte, warf
ein Glas gegen die Scheibe. Von innen natürlich. Die Scheibe hielt. Aber das
Klirren drang bis zu Tarzan. Er hörte auch, wie dieser seltsame Spaß mit lautem
Gelächter bedacht wurde.
    Ab und zu fuhren Autos vorbei.
Zwei vermummte Leute gingen die Straße hinunter. Ein etwa 10jähriger Junge kam,
der seinen Schlitten zog. Dann passierte eine Weile gar nichts. Tarzan wurde
ungeduldig. Er wippte auf den Fußspitzen, weil es hier im Neubau grimmig kalt
war und der Wind durch sämtliche Knopflöcher fuhr. Jetzt schmerzte auch die
Stelle am Rücken wieder, wo Oberst Grewe ihn versehentlich mit dem Spazierstock
getroffen hatte. Aber das ließ sich aushalten, und Tarzan war dem alten Mann
kein bißchen böse.
    Eine Gestalt näherte sich.
Gegen den Wind gestemmt, mit vorgerecktem Kopf kam sie aus Richtung Innenstadt
heran.
    Das ist er! dachte Tarzan. Der
Stämmige! Die Bewegungen, die Figur! Ich erkenne ihn. Hallo, Toni! Ahnte ich’s
doch! Nett, daß du kommst. Umgezogen hast du dich. Aber der Parka verkleidet
dich nicht. Da war die Strumpfmaske besser. Wetten, daß du zu Deeetleeef Egge
willst? Na also! Wette gewonnen! Er geht schon durchs Gartentor, der liebe
Toni.
    Tarzan beobachtete, wie er
klingelte.
    Vom Gesicht sah er nicht viel.
Der Typ hatte sich wie ein Eskimo verpackt. Als er jetzt die riesige Kapuze
runterschob, die das Gesicht verborgen hatte, kam ein dicker Kopf mit dunklen
Kraushaaren zum Vorschein.
    Der Butler ließ ihn ein.
    Dealer unter sich, dachte
Tarzan. Mal sehen, wie es weitergeht.
    Diesmal wurde seine Geduld auf
keine lange Probe gestellt.
    Nach einer Viertelstunde
öffnete sich die Tür.
    Detlef Egge verabschiedete
Toni.
    „Klasse, wenn du das für mich
machst. Okay, Toni! Ruf’ später nochmal an. Kannst Lembke sagen, ich halte es
für besser, wenn wir nachgeben. Bis wir rauskriegen, wer dahinter steckt. Dann
aber...“
    Er lachte hämisch. Mit der
Faust deutete er einen Schwinger an, der aber nicht viel Übung verriet.
    Toni fand’s trotzdem prima,
ließ ein wieherndes Lachen hören, brabbelte Unverständliches und kam dann zur
Straße.
    Die Haustür fiel zu. Toni
stampfte durch den Schnee zur Innenstadt. Von dem lautlosen Schatten, der ihm —
mal mit größerem, mal mit geringerem Abstand — folgte, bemerkte er nichts.
    Du schüttelst mich nicht ab!
dachte Tarzan. Ich kriege raus, wer du bist. Und noch einiges mehr.
    Es wurde ein langer Marsch. Bis
zu einem verrufenen Viertel in der Altstadt. Es galt als heruntergekommen —
seit einigen Jahren — und beherbergte die meisten Vergnügungsbetriebe, die man
nicht gerade nobel nennen konnte: Billardsalons, Kneipen, Spielsäle mit
Flipperautomaten, miese Kinos und Diskotheken, in denen die Polizei sich öfters
umsah. Einige dieser Lokalitäten waren den Schülern der Internatsschule
verboten.
    Tarzan rückte auf. Toni näherte
sich offensichtlich seinem Ziel, schritt forscher aus und hatte sich kein
einziges Mal umgesehen.
    Wer ist Lembke? überlegte
Tarzan. Und was hat Egge gemeint? Bekriegen die Dealer sich untereinander?
    Die Straße war eng und düster.
Von den Wänden der grauen Häuser zuckte die Leuchtreklame. Sobald irgendwo eine
Tür geöffnet wurde, hörte man das Jaulen der Musikbox. Trotz Kälte und Schnee
lungerten etliche Jugendliche vor den Eingängen herum. Die meisten standen —
wie könnte es anders sein! — vor der SUPER-SOUND-DISCO. Ihr Ruf war miserabel.
Aber eine bestimmte Sorte Jugendlicher fand sie Spitze. Abend für Abend konnte
man diese Typen hier antreffen.
    Toni ging hinein, und Tarzan
zögerte keine Sekunde. Wenn ich mich geschickt anstelle, dachte er, bemerkt er
mich nicht. Bestimmt sparen die dort drin an Licht, und proppenvoll wird’s auch
sein.
    Er drängte sich an einer Gruppe
vorbei. Schon vor der Tür brandete ihm der Lärm entgegen. Zwei Mädchen kamen
heraus. Sie waren nicht viel älter als Tarzan, hatten aber Gesichter, als
müßten sie auf schnellstem Wege ins nächste Krankenhaus.
    Tarzan ging durch die
Eingangstür. Ein ruppig aussehender Bursche im Vorraum verlangte drei Mark
Eintritt. Eine Karte gab’s nicht dafür, aber einen Stempel auf die Handfläche.

    „Geht das wieder ab?“ fragte
Tarzan.
    „Klar. In zehn Stunden verblaßt
das. Sonst hättest du ja schon den Eintritt für morgen abend.“
    „Falls ich wiederkomme“, sagte
Tarzan. Und dann, einer Eingebung folgend, fragte er frech: „Ist Lembke

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