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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hat
rumgerätselt, wer der Erpresser sein könnte. Denn niemand sonst, sagte er,
wisse über die drei Bescheid. Trotzdem scheint er es nicht für möglich zu
halten, daß Egge dahinter steckt. Vielleicht weil es zu naheliegend ist.
Sicherlich — einen Beweis habe ich auch nicht. Aber ein ganz sicheres Gefühl.
Wir werden schon sehen. Na, und wenn ich Egge bei der Sache erwische, dann habe
ich ihn in der Hand. Dann muß er mir gehorchen und den Koffer rausrücken.“
    „Ich komme mit“, sagte Karl.
„Wann und wo treffen wir uns?“
    „Ich bin auch dabei“,
begeisterte sich Klößchen. „Freunde, das wird Klasse!“
    Mit belegter Stimme sagte Gaby:
„Was gäbe ich darum, wenn ich euch begleiten könnte. Vor Aufregung werde ich
kein Auge zumachen. Natürlich drücke ich euch die Daumen. Hoffentlich nervt
mich Evi nicht so — mit ihrem Gerede vom Faschingsfest.“

10. Um Mitternacht am Friedhof
     
    Um zehn nach neun trafen Tarzan
und Klößchen im Internat ein. Mit rotgefrorenen Nasen und nassen Füßen. Beim
EvD, dem Erzieher vom Dienst, meldeten sie sich zurück. Mißbilligend sah er auf
die Uhr, sagte aber nichts. Bei Elternbesuch wurde grundsätzlich der Ausgang
verlängert, und die Schüler brauchten nicht zum Abendessen zu erscheinen.
    Klößchen ging gleich auf ihre
Bude, das ADLERNEST, wo er mittags versehentlich die Heizung abgedreht hatte. Jetzt
war es eiskalt. Er schimpfte wie ein Rohrspatz.
    Inzwischen rief Tarzan im
KAISERHOF an und verlangte seine Mutter. Sie freute sich, als sie seine Stimme
hörte, und versuchte fröhlich zu sein. Aber er kannte sie zu genau und spürte
ihre Traurigkeit. Er versuchte sie zu trösten und sagte, er werde bald
herausfinden, wer den Dokumentenkoffer gestohlen hat.
    „Nichts ist so wichtig, daß du
dich in Gefahr bringst“, sagte Frau Carsten. „Versprich es mir!“
    Als Tarzan ins ADLERNEST kam,
lag Klößchen schon im Bett. Er kaute und hatte Schokoladenkrümel am Mund.
    „Ich schlafe auf Vorrat. Wann
brechen wir auf?“
    Tarzan grinste. Klößchen machte
mal wieder Witze. Daß er nicht mitkonnte, war eine traurige Tatsache.

    Das ADLERNEST lag im zweiten
Stock des Haupthauses, wo die Schüler der Mittelstufe ihre Buden hatten. Nachts
schloß Hausmeister Mandl alle Haustüren sorgfältig ab, und wer abhauen wollte,
mußte durchs Fenster klettern. Wenn man im zweiten Stock wohnte, hieß das:
Abseilen. Tarzan, dem gelenkigen Turner, machte das keine Schwierigkeit. An
einer Stelle neben dem Flurfenster hakte er sein Nylonseil fest, kletterte
hinunter und später wieder hinauf; und jedesmal mußte Klößchen neidvoll
zusehen. Zu gern hätte er Tarzan während der nächtlichen Ausflüge begleitet.
Aber Klößchens Unsportlichkeit machte das leider unmöglich. Er war einfach zu
dick. Nicht mal einen halben Klimmzug kriegte er fertig. An der Reckstange hing
er wie ein Kartoffelsack. Und ein Seil hochzuturnen — daran war gar nicht zu
denken.
    Deshalb hatte Tarzan die
Bemerkungen seines Freundes von Anfang an als Spaß aufgenommen.
    „Also“, sagte Klößchen, „wann
hauen wir ab?“
    „Hast du neuerdings einen
Hausschlüssel?“
    „Nee. Wozu auch?“
    „Wie willst du dann raus? Wenn
ich dich huckepack nehme, komme ich selbst am Seil nicht mehr hoch. Außerdem —
welches Seil hielte das aus. Es müßte ein Schiffstau sein.“
    „Auf deine Hilfe“, meinte
Klößchen großartig, „bin ich nicht angewiesen. Ich klettere selbst rauf und
runter.“
    „Seit wann denn das? Hast du
ein Seil mit Flaschenzug?“
    „Das nicht. Aber ‘ne
Strickleiter!“
    „Wie bitte?“ Tarzan glaubte,
nicht richtig zu hören.
    Klößchen feixte von Ohr zu Ohr
über sein sommersprossiges Vollmondgesicht. „Klar. Oder denkst du, ich bin ewig
der Dumme. Mit ‘ner stabilen Strickleiter komme ich überall rauf. Die habe ich
mir besorgt. Heimlich natürlich. Bis gestern — wo Schrankappell war — hatte ich
sie auf dem Speicher versteckt. Jetzt ist sie im Wäschefach. Unter meinen
langen Unterhosen.“
    „Mich haut’s um. Und warum
erzählst du das erst jetzt?“
    „Es sollte ‘ne Überraschung
sein.“
    „Die ist dir gelungen. Aber
denk’ dran: Auch eine Strickleiter ist nicht unbegrenzt belastbar. Also hör’
auf, deinem Vater die Schokoladenfabrik leerzufuttern.“
    „Du gönnst mir nicht mal vier,
fünf Tafeln pro Tag.“
    „Solange du so dick bist, ist
schon eine Cognacbohne zuviel.“
    Tarzan zog sich aus und
schlüpfte ins Bett.
    Klößchen las zum achten Mal

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