Das Paradies am Fluss
Gemmas Überschwang eigentlich gern, außer natürlich, wenn er sich auf andere Männer richtet.«
Fest umklammert sie seinen Arm. »Was soll ich bloß tun? Wie kann ich allen helfen und gleichzeitig auf Guys Seite bleiben? Er ist mein Sohn. Ich liebe ihn. Und seine Kinder lieben ihn. Ich mag gar nicht an die ganze Zerrissenheit und Trauer denken. Wie sollen sie ihn je zu sehen bekommen, wenn er in Kanada ist und sie hier bei Gemma?«
Sie haben die schmale Straße überquert, die sich durch das offene Moor schlängelt, und bleiben stehen, um auf den Stausee hinunterzusehen; ein schmales Band schimmernden Wassers tief im Tal, das von Bäumen eingerahmt wird.
»Ich finde«, sagt er gelassen, »dass es richtig von Gemma ist, zurückzukommen.« Rasch, nervös blickt Kate zu ihm auf, doch er nickt und sieht immer noch ins Tal hinunter. »Ja. Sie soll nach Hause kommen, und dann warten wir ab.«
»Du denkst, dass Guy ihr fehlen wird?«
»Ich glaube, dass er Gemma und die Zwillinge viel stärker vermissen wird, als ihm jetzt klar ist, und ich vermute, dass weder seine Beziehung zu Mark noch sein Job für ihn die Trennung von Frau und Kindern wettmachen können. Wenn ich überhaupt etwas über Guy weiß, dann das: Er ist ein Mann, der nur eine Frau liebt, und er liebt seine Söhne. Ich bin überzeugt davon, dass er ihnen nachreisen wird.«
Kate würde ihm nur allzu gern glauben. »Aber was ist mit Gemma? Und wenn sie ihn nun nicht mehr liebt?«
»Das müssen wir riskieren. Für mich hört es sich nicht so an, doch wir müssen abwarten. Aber wenn sie dort draußen bleibt, ist die Ehe der beiden bestimmt nicht mehr zu retten.«
Sie stehen noch einen Moment da, und dann sieht Kate auf die Uhr und pfeift nach Flossie.
»Wir sollten zurückgehen. Dann kann ich also damit rechnen, dass es beim Mittagessen Streit wegen des kleineren Hauses gibt?«
»Aber ja«, erklärt Oliver zuversichtlich. »Ich habe beschlossen, Pas Partei zu ergreifen. Das wird ihn so schockieren, dass er vollkommen verwirrt sein wird und an seinem Urteilsvermögen zweifelt.«
Kate lacht. »Wenn das so ist, brauche ich noch einen Drink.«
»Ich begreife einfach nicht«, sagt Tom gerade, »warum Kate nicht wieder nach Tavistock zieht. Sie besitzt ein hübsches Cottage in der Chapel Street, aber sie wohnt weiter zur Miete in diesem Häuschen irgendwo unten in Cornwall. Das ist doch verrückt.«
»St. Meriadoc ist vielleicht ein wenig abgelegen«, gibt Cass zurück und stellt dabei die Bestandteile des Mittagessens zusammen: Ciabatta, Couscous-Salat mit Aprikosen, Schinken und Ziegenkäse-Flan, »doch für Kate hat es einen entscheidenden Vorzug, nämlich Bruno.«
»Ja, ich weiß, das ist deine Theorie«, meint Tom wegwerfend. »Aber sie zieht nicht zu ihm, oder? Er wohnt in seinem komischen Haus draußen auf der Klippe und Kate in einer Häuserreihe von winzigen Cottages unten an der Werft.«
»Bruno ist eben Schriftsteller«, entgegnet Cass ungeduldig. Sie ist dieses Gesprächs überdrüssig, das Tom ein ums andere Mal führt wie ein Hund, der einen unappetitlichen alten Knochen immer wieder ausgräbt. »Er zieht sich stundenlang zurück, doch die beiden verbringen auch viel Zeit zusammen. Ich finde den Plan sehr gut, dass jeder von ihnen seinen Freiraum hat. Und Kate ist bei ihren Männern an so etwas gewöhnt. Zuerst Mark, der immer auf See war, und dann David, der die Hälfte seiner Zeit in seinem Londoner Atelier gemalt hat, während sie hier unten blieb. Sie ist an solche lockeren Beziehungen gewöhnt, und sie bekommen ihr.«
Tom zuckt mit den Schultern. »Ich wäre lieber verdammt, als da draußen zu leben, obwohl ich ein schmuckes Häuschen in Tavistock habe. Die Makler haben mit diesem Cottage ein richtiges Schnäppchen für sie gemacht. Ich bin heute Morgen dort vorbeigegangen, während du bei Crebers warst, und habe ihnen erklärt, dass wir überlegen, dieses Haus hier zu verkaufen.«
Kurz verharren Cass’ Hände reglos. Verschiedene Gefühle steigen in ihr auf: Angst, Zorn und der Wunsch, kurz vor Olivers und Kates Rückkehr keinen Streit anzufangen. »Was haben sie gesagt?«
Ein kurzes Schweigen tritt ein; Tom gießt sich einen Tropfen Wein nach. »Dass der Zeitpunkt nicht schlechter sein könnte«, antwortet er widerwillig.
Cass stößt einen lautlosen Seufzer der Erleichterung aus. »Nicht erstaunlich, oder? Es wäre verrückt, wenn man derzeit versuchen wollte, einen solchen Besitz zu verkaufen.«
»Die Sache ist aber die«,
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