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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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folgte er ihm in fieberhafter Hast. Nun war alles aus, die Mauer stürzte ein, noch ehe sie aufgerichtet war. Was nützte ihm dieser höchste Triumph seines Stolzes, wenn der bloße Name einer Frau, ihm leise zugeflüstert, ihn derart quälen konnte?
    Oben befanden Bourdoncle und Jouve es für gut, zu verschwinden. Deloche entfloh, und Denise stand Mouret allein gegenüber; sie war blasser als sonst, blickte ihm aber frei und offen ins Gesicht.
    »Folgen Sie mir, Fräulein«, sagte er mit harter Stimme.
    Sie ging wortlos hinter ihm her die zwei Stockwerke hinab und durch die Möbel- und Teppichabteilung. Als sie vor seinem Arbeitszimmer ankamen, öffnete er die Tür.
    »Treten Sie ein, Fräulein.«
    Er schloß die Tür und ging zu seinem Schreibtisch. Sein neues Arbeitszimmer war mit größerem Luxus eingerichtet als das frühere, der grüne Rips war durch Samt ersetzt worden, eine Wand war vollständig von einem mit Elfenbein eingelegten Bücherregal ausgefüllt. An der Wand hing noch immer das Bild Frau Hédouins, einer jungen Frau mit schönem, sanftem Gesicht, die aus ihrem Goldrahmen herablächelte.
    »Fräulein«, sagte er und suchte kühl und streng zu bleiben, »es gibt gewisse Dinge, die wir nicht dulden können. Eine anständige Aufführung ist in unserem Haus unerläßlich …«
    Er hielt inne und suchte nach Worten, um dem aus seinem Innern aufsteigenden Zorn nicht nachzugeben. Wie, diesen Burschen liebte sie also, diesen kümmerlichen Verkäufer, das Gespött seiner Abteilung? Den Niedrigsten, den Ungeschicktesten von allen zog sie ihm, dem Chef, vor? Er hatte ja gesehen, wie sie ihm ihre Hand überlassen und er sie mit Küssen bedeckt hatte.
    »Ich war sehr gut zu Ihnen, Fräulein«, fuhr er fort, »aber diesen Lohn habe ich von Ihnen nicht erwartet.«
    Denise betrachtete, seit sie über die Schwelle getreten war, unablässig das Porträt von Frau Hédouin; trotz ihrer Verwirrung konnte sie die Augen von dem Bild nicht abwenden. Sooft sie das Zimmer der Geschäftsleitung betrat, kreuzten sich ihre Blicke mit denen von Frau Hédouin. Sie fürchtete sich ein wenig vor ihr, fand sie andererseits aber wieder sehr gütig.
    »Sicher, Herr Mouret«, sagte sie sanft, »es war nicht recht von mir, daß ich mich dort oben aufgehalten habe, um zu plaudern, und ich bitte Sie um Verzeihung. Der junge Mann ist aus meiner Heimat.«
    »Ich werde ihn davonjagen!« schrie Mouret, der all seinem Leid in diesem wütenden Ausruf Luft machte.
    Verstört, wie er war, fiel er ganz aus der Rolle des Chefs, der eine Verkäuferin wegen eines Verstoßes gegen die Betriebsordnung zur Rechenschaft zu ziehen hat, und erging sich in heftigen Ausdrücken. Schämte sie sich nicht, sie, ein junges Mädchen, sich einem solchen Burschen hinzugeben? Dann kam er auf noch schwerere Anschuldigungen zu sprechen, er warf ihr Hutin vor und andere, und das alles in einer solchen Flut von Worten, daß sie sich nicht verteidigen konnte. Aber von nun an werde Ordnung herrschen, versicherte er, er werde alle mit Fußtritten hinausbefördern. Die strenge Auseinandersetzung, die er beabsichtigt hatte, verwandelte sich in eine wilde Eifersuchtsszene.
    »Ja, Ihre Liebhaber! Man hat mir schon längst berichtet, daß Sie welche haben, aber ich war dumm genug, daran zu zweifeln … Ich allein habe nicht daran geglaubt, ich allein!«
    Atemlos und benommen hörte Denise diese abscheulichen Vorwürfe an. Sie hatte anfangs gar nicht begriffen. Mein Gott, hielt er sie denn für eine Dirne? Bei einem sehr harten Wort wandte sie sich stillschweigend zur Tür; und da er sie mit einer Bewegung zurückhalten wollte, sagte sie:
    »Lassen Sie mich, ich gehe; wenn Sie von mir glauben, was Sie da sagen, will ich keine Sekunde länger in Ihrem Haus bleiben.«
    Da lief er zur Tür und stellte sich ihr in den Weg.
    »Verteidigen Sie sich doch wenigstens, sagen Sie etwas!«
    Sie stand aufrecht vor ihm und verharrte in eisigem Schweigen. In steigender Angst drang er mit Fragen in sie. Die stumme Würde dieses jungen Mädchens schien wieder einmal das wohlberechnete Spiel einer Frau zu sein, die in allen Winkelzügen der Verführungskunst bewandert ist.
    »Sie sagen, er sei aus Ihrer Heimat. Sie sind einander dort vielleicht schon begegnet … Schwören Sie mir, daß zwischen Ihnen nichts vorgefallen ist!«
    Als sie noch immer schwieg und die Tür öffnen wollte, um hinauszugehen, verlor er vollends den Kopf und überließ sich hemmungslos seiner Leidenschaft.
    »Mein Gott, ich

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