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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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dem Bild Frau Hédouins erhoben. Mouret folgte ihrem Blick und schrak zusammen, denn es war ihm, als hätte seine Frau diese Worte gesprochen, so vertraut kamen sie ihm vor. Er fand bei Denise den gesunden Sinn, jenes wohltuende seelische Gleichgewicht wieder, das auch sie besessen hatte, bis hin zu der sanften Stimme, die nicht mehr sprach, als notwendig war. Er war betroffen und wurde noch trauriger als zuvor.
    »Sie wissen jetzt, daß ich ganz Ihnen gehöre«, murmelte er, um zu einem Ende zu kommen; »machen Sie mit mir, was Sie wollen.«
    Da sagte sie in heiterem Ton:
    »So ist’s recht, Herr Mouret; es ist immer gut, auf eine Frau zu hören, und mag sie noch so niedrig stehen, wenn sie nur ein wenig Verstand besitzt. Ich werde aus Ihnen nichts anderes als einen rechtschaffenen Menschen machen, wenn Sie sich mir anvertrauen wollen.«
    Sie brachte diesen Scherz in ihrer schlichten Art vor, die so reizvoll war. Nun lächelte auch er und geleitete sie zur Tür wie eine Dame.
    Am folgenden Tag wurde Denise zur Direktrice ernannt. Die Geschäftsleitung teilte die Konfektionsabteilung und schuf nur ihretwegen eine Abteilung für Kinderkleidung, die gleich daneben eingerichtet wurde.
    Seit der Entlassung ihres Sohnes hatte Frau Aurélie in fortwährender Angst gelebt, denn sie sah, daß die Herren ihr gegenüber kühler geworden waren und daß die Macht des jungen Mädchens immer mehr zunahm. Würde man sie nicht bei der erstbesten Gelegenheit Denise aufopfern? Als diese nun als Direktrice in die Abteilung für Kinderkleidung hinüberzog, war Frau Aurélie darüber so glücklich, daß sie nur noch das Gefühl wärmster Zuneigung und Ergebenheit für sie zur Schau trug. Sie überhäufte Denise mit Freundschaftsbeweisen, behandelte sie von nun an als völlig gleichgestellt und ging oft zu ihr hinüber, um sich mit ihr zu besprechen.
    Denise war jetzt auf dem Gipfel ihrer Macht. Ihre Ernennung zur Direktrice hatte den letzten Widerstand ihrer Umgebung vernichtet. Wenn auch hinter ihrem Rücken immer noch geklatscht wurde, so verneigten sich doch alle vor ihr bis zur Erde. Marguerite, die zur Zweiten in der Konfektionsabteilung ernannt worden war, floß über von Lobeserhebungen. Selbst Claire, von geheimem Respekt vor solchem Glück erfüllt, duckte sich.
    Noch vollständiger war Denises Triumph über die Männerwelt, über Jouve, der ihr nur mehr mit tiefster Demut begegnete, über Hutin, den jetzt die Angst packte, weil er seine Stellung wanken sah, über Bourdoncle, der endlich zur Ohnmacht verurteilt war. Als er sie aus dem Zimmer der Geschäftsleitung hatte treten sehen, lächelnd, mit sanfter Miene, und als der Chef am folgenden Tag in der Besprechung die Einrichtung einer neuen Abteilung gefordert hatte, gab er sich besiegt. Diesmal war die Frau die stärkere geblieben, und er war darauf gefaßt, daß das Verhängnis auch ihn hinwegfegen würde.
    Denise genoß indessen in aller Liebenswürdigkeit ihren Triumph. Sie war gerührt von den Beweisen der Achtung, die sie umgaben, sie wollte darin nur eine ausgleichende Teilnahme für die Härte ihrer Anfangszeit erblicken. Sie nahm lächelnd die ihr dargebotenen Freundschaftsbeweise entgegen und brachte es dahin, daß sie von einigen wirklich geliebt wurde. Nur gegen Claire bewahrte sie eine unüberwindliche Abneigung. Sie hatte erfahren, daß diese sich tatsächlich den grausamen Scherz erlaubt hatte, eines Abends Colomban mit zu sich zu nehmen. Ganz fortgerissen von seiner endlich befriedigten Leidenschaft, brachte er seither öfter die Nacht außer Haus zu, während die arme Geneviève langsam dem Ende entgegenging. Im »Paradies der Damen« wurde viel davon gesprochen, man fand die Sache sehr spaßig.
    Allein dieser Kummer vermochte Denise nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Es war eine Freude, sie in ihrer Abteilung zu sehen, umgeben von ihrem kleinen Völkchen, von Knirpsen jeden Alters. Sie vergötterte Kinder, und man hätte keinen geeigneteren Platz für sie finden können. Sie lebte unter ihren Kleinen wie in einer natürlichen Familie, selbst verjüngt durch diese Unschuld und Frische, die sich um sie her immer wieder erneuerte.
    Es kam jetzt zuweilen vor, daß sie lange Unterredungen mit Mouret hatte. Wenn sie sich zur Geschäftsleitung begeben mußte, um Aufträge entgegenzunehmen oder Bericht zu erstatten, hielt er sie zurück, um mit ihr zu plaudern, denn er liebte es, ihr zuzuhören. Das war es, was sie lachend »einen rechtschaffenen Menschen aus

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