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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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glücklich, von dieser wachsenden Sympathie getragen. Mein Gott, war das möglich! Sie sah sich wieder, wie sie angekommen war, in ihrem ärmlichen Kleidchen, scheu, verloren inmitten des Räderwerks dieses ungeheuren Betriebes; lange Zeit hatte sie das Gefühl gehabt, ein Nichts zu sein, kaum ein Hirsekorn unter den Mühlsteinen, die eine Welt zermalmten. Und heute war sie die Seele dieser Welt, sie allein zählte, mit einem Wort konnte sie den ihr zu Füßen liegenden Riesenapparat schneller oder langsamer laufen lassen. Und doch hatte sie nichts davon gewollt; sie war ohne Berechnung, ihre Herrschaft überraschte sie manchmal selbst. Was hatten sie nur, daß sie ihr alle gehorchten? Sie war nicht schön und schon gar nicht hintertrieben, sie besaß nichts als ihre Güte und ihre Klugheit, ihre Aufrichtigkeit und ihre Logik.
    Zu Denises größten Freuden in ihrer neuen Lage gehörte es, daß sie Pauline nützlich sein konnte. Diese war schwanger und lebte in fortwährender Angst, denn zwei Verkäuferinnen hatten im siebenten Monat binnen vierzehn Tagen das Haus verlassen müssen. Die Geschäftsleitung duldete solche Zwischenfälle nicht. Ehen wurden allenfalls gestattet, Kinder aber waren entschieden verboten. Um die voraussichtliche Kündigung so lange wie möglich hinauszuschieben, schnürte Pauline sich zum Ersticken. Eine der beiden entlassenen Verkäuferinnen hatte einige Tage zuvor ein totes Kind geboren, nur weil sie es ebenso gemacht hatte; man wußte nicht einmal, ob sie selber durchkommen würde. Bourdoncle bemerkte indessen, daß Paulines Gesichtsfarbe immer bleierner und ihr Gang immer schwerfälliger wurde. Eines Morgens war er eben in der Nähe, als ein Laufbursche, der ein Paket forttragen wollte, sie aus Versehen so hart anstieß, daß sie aufschrie und beide Hände auf ihren Bauch drückte. Sogleich führte er sie fort, verhörte sie, bis sie beichtete, und stellte in der nächsten Besprechung mit den Herren von der Geschäftsleitung den Antrag auf ihre Entlassung. Mouret, der an dieser Beratung nicht teilgenommen hatte, konnte seine Meinung erst am Abend abgeben. Allein bis dahin hatte Denise Zeit gehabt, sich ins Mittel zu legen, und er schnitt Bourdoncle kurzerhand das Wort ab, gerade in Hinsicht auf die Interessen des Hauses. Ein solches Vorgehen, sagte er, müßte alle Mütter, alle jungen Wöchnerinnen unter der Kundschaft verletzen. Und zu guter Letzt wurde beschlossen, daß jede verheiratete Verkäuferin, wenn sie schwanger wurde, einer besonderen Hebamme anvertraut werden sollte, sobald ihre Anwesenheit im Geschäft anstandshalber unmöglich wurde.
    Als Denise am Tag danach in das Krankenzimmer hinaufging, um Pauline zu besuchen, die sich infolge des erlittenen Stoßes hatte zu Bett legen müssen, küßte diese sie dankbar auf beide Wangen.
    »Wie gut Sie sind! Ohne Sie hätte man mich hinausgeworfen … Machen Sie sich keine Sorgen; der Arzt sagt, es habe nichts zu bedeuten.«
    Das Krankenzimmer war ein langer, heller Raum mit zwölf Betten, die mit sauberen, weißen Vorhängen versehen waren. Hier wurden die Angestellten gepflegt, die im Haus wohnten, wenn sie nicht ausdrücklich zu ihren Familien gehen wollten. An diesem Tag lag Pauline allein hier, ihr Bett stand in der Nähe eines der großen Fenster, die auf die Rue Neuve-Saint-Augustin gingen.
    »Er tut also alles, was Sie wollen? Wie grausam von Ihnen, ihn so zu quälen! Erklären Sie mir das mal, da wir schon davon sprechen. Hassen Sie ihn denn?«
    Sie hielt Denise, die neben ihrem Bett saß, bei der Hand. Angesichts dieser direkten und unerwarteten Frage ließ das junge Mädchen, von einer plötzlichen Erregung ergriffen, sich das Geheimnis ihres Herzens entschlüpfen. Sie verbarg das hochrote Gesicht in den Kissen und flüsterte:
    »Ich liebe ihn!«
    Pauline war ganz verblüfft.
    »Wie, Sie lieben ihn? Nun, dann ist es doch sehr einfach: sagen Sie ja!«
    Denise aber sagte nein, indem sie energisch den Kopf schüttelte. Sie sagte nein, gerade weil sie ihn liebte, ohne daß sie die Sache hätte näher erklären können. Es war gewiß lächerlich, doch sie war nun einmal so und konnte sich nicht plötzlich ändern.
    Die Verwunderung ihrer Freundin stieg immer höher. Endlich fragte sie:
    »Sie tun das also nur, um seine Frau zu werden?«
    Da richtete sich Denise mit einem Ruck auf. Sie war ganz verstört.
    »Wie, um seine Frau zu werden? Ich schwöre Ihnen, daß ich nie daran gedacht habe! Nein, nie ist mir eine solche Berechnung

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