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Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Titel: Das Paradies ist woanders! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Horst
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wenigsten Menschen, denen so etwas wiederfährt, besitzen allerdings die Größe, das zuzugeben.
    Du musst dich nicht schämen deswegen ... , schämen müssten sich diejenigen, die dir das angetan haben ... , und auch diejenigen, die dich hierher gebracht haben ...“

 
Weitere zwei Wochen darauf
     
    Er sitzt im großen Speisesaal und beobachtet seine Mitgefangenen unauffällig. Inzwischen weiß er ungefähr, welche Gruppen zusammengehören, wer ihm wohlgesonnen ist und wem er besser aus dem Weg geht. Es sind Mitglieder verschiedener, miteinander verfeindeter  Kartelle hier inhaftiert, aber die der einen Seite, sind eindeutig in der Mehrheit. Deshalb halten sich die anderen auch sehr zurück, es herrscht so etwas wie ein Waffenstillstand, ein von allen akzeptiertes Abkommen. Trotzdem kommt es immer wieder zu kleineren Reibereien, Faustkämpfen und sogar Messerstechereien. Es gelingt Joshua bisher recht gut, mit beiden Seiten auszukommen, er mischt sich in Streitigkeiten nicht ein. Die Tracht Prügel, die er nach dem Streit mit den anderen Jugendlichen bezogen hat, reicht ihm als Erfahrung. Noch einmal will er nicht in eine solche Lage kommen. Nicht, wenn er es vermeiden kann!
     
    Auch an diesem Morgen sind mehrere der Männer in den Waschräumen aneinander geraten, jetzt stehen sie, gemeinsam, draußen auf dem Hof, in der Sonne.
    Man hat sie an mehreren Holzpfosten, die dort im Boden verankert sind, festgebunden und lässt sie ein wenig im eigenen Saft garen. Joshua hatte, an diesem Vormittag, bereits über eine längere Zeit hinweg die Gelegenheit, sie dabei zu beobachten. Er gehörte zu einer Gruppe Jugendlicher, die Reparaturen an einer Mauer durchführen mussten. Jetzt ist er froh darüber, dass ihre Arbeit dort beendet ist, denn auf dem Hof, in der prallen Mittagssonne, herrschen unglaubliche Temperaturen. Bestimmt mehr als fünfzig Grad, vorsichtig geschätzt. Mehrere Stunden dort draußen, am Pfahl, können eine ziemliche Tortur sein!
     
    Er träumt beim essen ein wenig vor sich hin, sodass er nicht gleich bemerkt, dass sich zwei Männer neben ihn setzten. Einer an seiner rechten Seite, der andere gegenüber. Erst als ihn der eine leicht anstößt, reagiert er.
    „Hey, Junge, wir beobachten dich schon eine ganze Zeit lang. Wollen mal mit dir reden. Das heißt, unser Patron will was von dir. Komm heute Nacht, um zwei Uhr, raus auf den Hof, dort können wir alles besprechen.“
    Er versteht nicht ganz, was der Mann meint. Nachts sind die Schlafräume verriegelt. Die Wachen haben Angst davor, dass die Gefangenen einen Aufstand wagen könnten. Schließlich sind sie in der Überzahl.
    Als die Männer seinen fragenden Blick bemerken, müssen sie breit grinsen.
    „Du kannst uns vertrauen, Junge, die Türen sind offen, dafür sorgen wir schon. Lass dich nur nicht erwischen, dann bekommst du mächtigen Ärger.
    Schau da raus, auf den Hof, dann weißt du in etwa, was dir in diesem Fall blüht. Wenn die Wachen dich nicht lieber verprügeln ... ,aber auch darin hast du ja bereits Erfahrung, oder? Also sieh dich vor!“
    Der Mann kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als er Joshuas überraschtes Gesicht bemerkt. Woher wissen diese Kerle wohl davon, dass man mich verprügelt hat ...
    Eine Erklärung erhält Joshua von diesem Männern nicht, nach ihren letzten, warnenden Worten sind die Beiden rasch um die nächste Ecke herum verschwunden.

Eine Stunde später
     
    „Hey, Doc, der Junge hier behauptet, dass er starke Bauchschmerzen hat. Ich habe ihn sicherheitshalber hergebracht, wer weiß, was er sich eingefangen hat. Wir können uns jetzt nicht noch ´ne Seuche hier leisten, kurz vor den Wahlen. Senora Esteban legt großen Wert darauf, dass es den Gefangenen gut geht. Gesundheitlich, meine ich, Doc!“
    Der Arzt nickt daraufhin, dann schickt er den Aufseher nach draußen. Natürlich erst, nachdem man Joshua die obligatorischen Handschellen angelegt hat. Er wartet noch einen Moment, bis der Mann sich entfernt hat, dann sieht er den Jungen fragend an.
    „Bauchschmerzen? Dir ist wohl nichts besseres eingefallen, oder? Wenn das sie Chefin mitkriegt, befürchtet sie doch sofort, dass hier die Cholera ausgebrochen ist.
    Wir hatten solch einen Fall schon einmal, damals sind mehr als zwanzig Häftlinge daran verstorben. Unschöne Sache, die meisten Junkies sind nicht mehr in der Lage, diese Krankheiten zu verkraften. Aber vergessen wir das. Du hast doch nicht wirklich Bauchschmerzen, oder?“
    Joshua schüttelt

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