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Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Titel: Das Paradies ist woanders! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Horst
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bleibt er kurz stehen, um einen kleinen Happen zu essen. Er hat keinen wirklichen Hunger, greift nur nach etwas Obst und trinkt einen Schluck Wasser. Anschließend nimmt er seine Waffe wieder an sich. Er sieht sich noch einmal um, dann tritt er durch die Tür ins Freie.

Minuten später
     
    Die Kugel hat ihn nur um wenige Zentimeter verfehlt, steckt jetzt im Rahmen der Tür, durch die er herausgekommen ist. Die beiden Männer, die hier mit ihm zusammen gewacht haben, hatten nicht soviel Glück!
    Er hat sich auf den Boden geworfen, liegt jetzt mit dem Gesicht nach unten dort und lauscht. Eigentlich weiß ich genau, dass es sinnlos ist. Die Schützen, oder der Schütze, der die Schüsse abgegeben hat, ist weit entfernt. Vielleicht achthundert, neunhundert, tausend Meter, vielleicht weiter . Ich kann ihn nicht hören, nicht sehen. Ich werde nie erfahren, wie sein Gesicht aussieht, oder ob es ihm etwas ausmacht, dass er gerade zwei Menschenleben ausgelöscht hat.
    Wenigstens liegt er jetzt etwas geschützt hinter einer steinernen Brüstung. Dort wo er sich befindet, kann ihn der Schütze nicht erwischen, wohl aber, sollte er versuchen, ins Zimmer zu kommen. Es beginnt bereits zu dämmern, bald wird es dunkel. Dann kann ich mein Glück versuchen, auch wenn ich gleichzeitig weiß, dass das nur eine vage Hoffnung ist.  Präzisionsgewehre , die, mit denen man auf diese Entfernung treffen kann, verfügen über Zielfernrohre, mit denen man auch in der Nacht sehen kann . Aber er hält sich an dieser Hoffnung fest, und daran, dass er vielleicht noch einmal soviel Glück hat, wie gerade eben. Wäre ich nicht ausgerechnet als Letzter zum essen gegangen , ... er führt diesen Gedanken nicht mehr zu Ende.

Später
     
    Es ist inzwischen stockdunkel. Joshua lauscht nochmals. Doch man kann nur die Geräusche der Nacht, den Gesang der Grillen und die leisen Gespräche der anderen Männer im Haus hören. Ein warmer Lufthauch streichelt seinen Rücken, trotzdem ist ihm eiskalt.
    Wenn er sich ein wenig umsieht, kann er in die Gesichter der beiden Toten blicken. Ihre Augen sind weit geöffnet, so, als wären sie erstaunt darüber, was mit ihnen passiert ist.
    Er weiß, dass er es irgendwann wagen muss, sich zu bewegen, dass er versuchen muss, ins Haus zu kommen. Tut er es nicht, wird er bis zum Morgen hier liegen und darauf warten, dass man auf ihn schießt.
    Ob der Schütze ebenfalls abwartet? Der Mann weiß schließlich, dass ich hier bin, hat mich gesehen, als ich nach draußen kam. Er weiß sicher auch, dass er sein Ziel verfehlt hat. Ja, ziemlich sicher weiß er das ...
    Joshua wischt diesen Gedanken weg, beginnt, sich auf dem Bauch in Richtung der Terrassentür zu ziehen. Es sind nur etwa drei Meter, nicht weit, normalerweise ...
    Aber es kommt ihm vor, als würde er eine Ewigkeit dafür benötigen. Er bemüht sich, an nichts anderes zu denken, konzentriert sich darauf, was er tut, schiebt sich langsam voran, die Waffe immer zuerst. Endlich ist er an der Tür, stößt sie leicht an. Sie öffnet sich geräuschlos. Er zieht sich über die Schwelle, ins Zimmer hinein, wartet dort einen Moment, kriecht weiter. Dann, endlich, ist er an der Tür zum Flur.

Mitternacht
     
    Joshua zittert am ganzen Körper, er muss sich an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er atmet stoßweise, als wäre er gerade eine große Strecke schnell gelaufen, sein Herz rast. Er bleibt eine Weile an diese Wand, im Flur, gelehnt stehen, weiß nicht genau, wie lange. Langsam beginnt sich sein Puls zu normalisieren, er kann wieder klar denken. Da er nicht genau weiß, was man nun von ihm erwartet, beschließt er, herunter zu gehen, in die Eingangshalle. Vielleicht wird mir dort jemand neue Anweisungen geben . Der Weg dorthin kommt ihm lang vor, viel länger, als er es auf dem Hinweg war. Immer wieder blickt er auf die schwere Waffe in seiner Hand, denkt darüber nach, dass auch die beiden Männer, oben auf der Dachterrasse, solch eine Waffe besessen haben. Sie hat ihnen nichts genützt. Keinen einzigen Schuss hatten sie abfeuern können, als man sie angegriffen hat. Was wird wohl noch auf mich zukommen? Werde ich vielleicht bald auf einen Menschen schießen müssen, um mich selbst zu verteidigen, um mein Leben zu retten? Kann ich das überhaupt? Und wenn ja, was unterscheidet mich dann noch von einem dieser Mörder, unter denen ich mich jetzt befinde? Auf welches Spiel habe ich mich da nur eingelassen ...
    Als er die breite Treppe zur

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