Das Paradies liegt in Afrika
DreiÃig Pfund Sterling hatte er verlangt!
»Das ist es mir wert«, murmelte Mathew vor sich hin. Denn ihn erwartete nicht nur ein exzellentes Dinner, sondern auch eine bedeutende Kunstausstellung. Maria Koopman-De Wet, die Hausherrin, gehörte zur besten Gesellschaft der Stadt. Wer bei ihr eingeladen war, zählte zur Crème de la Crème Die elegante junge Frau war nicht nur Kunstmäzenin, sie engagierte sich auch politisch, und so waren Diplomaten ebenso eingeladen wie Geschäftsleute, Musiker und Maler.
Mathew Browling, der einst mit viel Enthusiasmus ein Kunststudium begonnen hatte, war schon lange nicht mehr bestrebt, seine Zeichen- und Malkunst zu vervollkommnen. Als Landschaftsmaler hatte er sich einen Namen machen wollen â lange war das her! Seit fast zwei Jahren hatte er keinen Pinsel mehr in die Hand genommen. Das letzte Bild, an dem er sich versucht hatte, war ein Porträt von Hannah gewesen. Das Resultat war höchst unbefriedigend gewesen â vielleicht weil seine Liebe zu der blonden jungen Frau mit FüÃen getreten worden war.
Nun, es gab andere Möglichkeiten, von sich reden zu machen! Und â es gab noch viele schöne, wohlhabende Frauen, um die es sich zu bemühen lohnte! Der heutige Abend war eine Gelegenheit, solch eine junge Dame kennenzulernen.
Mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen stieg er vor dem Haus der Familie Koopman-De Wet aus. Ein paar Herzschläge lang blieb er stehen und sah zu der neoklassizistischen Fassade hoch, die eine der elegantesten der ganzen Stadt war. Zwei Säulen flankierten den Eingang, die hohe Fensterfront war beeindruckend. Als zwei weitere Kutschen vorfuhren, beeilte er sich, ins Gebäude zu kommen.
Richard, den er vor Monaten in einem Lokal am Hafen kennengelernt hatte, stand etwas abseits an einem Türbogen. In dem angrenzenden Raum wurde die Garderobe der Gäste aufbewahrt.
»Mister Browling! Es ist ein Vergnügen, Sie hier zu sehen.« Mit öligem Lächeln kam der hagere, etwa vierzig Jahre alte Mann auf Mathew zu. Während sie sich die Hände schüttelten, wechselte eine Geldrolle den Besitzer. »Amüsieren Sie sich â und genieÃen Sie den Abend. Wir sehen uns später.«
Mathew nickte nur und ging in den angrenzenden Raum, in dem schon etliche der Gäste zusammenstanden und von den angebotenen Getränken nahmen. Drei schwarze junge Mädchen reichten, auf Silbertabletts angerichtet, delikate Häppchen herum.
Da er niemanden kannte und so wenig wie möglich auffallen wollte, schlenderte Mathew von Raum zu Raum. Er war überrascht, wie geräumig das Gebäude war, denn von auÃen wirkte es nicht allzu groÃ. Es war, so hatte er erfahren, schon 1701 errichtet worden und gehörte immer noch zu den schönsten privaten Gebäuden der Stadt. Von auÃen war es schon von seltener Eleganz, innen zeugten sowohl die wertvollen Möbel als auch die vielen Silbersachen und Kunstgegenstände aus Glas und edlem Delfter Porzellan vom Reichtum der alteingesessenen Kaufmannsfamilie.
Maria Koopman-De Wet, die Gastgeberin, war mit schlichter Eleganz gekleidet. Das zimtfarbene Kleid betonte ihre schlanke Gestalt, das dezente Dekolleté war nur mit einer schmalen Spitze verziert; so kamen die kostbaren schwarzen Perlen, die auf ihrer Haut schimmerten, besonders gut zur Geltung. Lange Ohrringe, aus Perlen und Diamanten, zogen manch bewundernden Blick auf sich.
Charmant plaudernd ging die Hausherrin von einem zum anderen und machte die Gäste auf einige herausragende Exponate aufmerksam.
Der heutige Abend war ganz den italienischen Künstlern gewidmet. An den Wänden hingen, besser anzuschauen als in jedem Museum, Werke von Tizian, Belotto, Canaletto und sogar zwei Werke von Botticelli.
»Venedig ⦠eine wundervolle Stadt.« Eine ältere Lady in violetter Robe stellte sich neben Mathew und sah bewundernd zu einem Bild von Canaletto hin, das, wie so viele Werke des Malers, eine Ansicht von Venedig darstellte. »Das ist die Piazza San Marco mit dem Dogenpalast.« Die Engländerin hob ihr Lorgnon und schaute sich das Bild intensiver an. »In meiner Jugend war ich dort ⦠ach, was waren das Zeiten!« Ein rascher Blick streifte Mathew.
»Ja, eine Stadt voller Wunder«, beeilte er sich zu versichern. »Ich beneide Sie darum, dass Sie alles in natura anschauen konnten.«
»Ja, mein Gemahl, Gott hab ihn selig, hat viele
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