Das Paradies liegt in Afrika
zugeeilt und boten Hilfe an.
»Missis Ruhland braucht ganz dringend einen Arzt. Und auch wir müssen verbunden werden.«
»Doktor McAllister ist am Fluss und sucht nach Diamanten.«
»Dann holt ihn her, verdammt noch mal!«
Aber es dauerte lange, bis der knorrige Schotte endlich eintraf. Er trug verschmutzte Kleidung und sah, alles in allem, absolut nicht vertrauenerweckend aus. Aber er war, soweit Betty Cleveland wusste, der einzige Arzt weit und breit.
»Gehen Sie rüber zu Zimmer vier«, sagte sie. »Das ist gestern frei geworden. Ich lasse Ihnen heiÃes Wasser und saubere Kleidung bringen. So, wie Sie aussehen, können Sie nicht zu der Kranken.«
»Ich hab einen der Burschen in die Praxis geschickt, er holt unterdessen meine Arzttasche.« Andrew McAllister verschwand im Zimmer und säuberte sich. Die Kleider, die er dann trug, waren zwar nicht von bester Qualität, aber sauber.
Karoline rührte sich kaum, als er an ihr Bett trat, den Verband, der bereits wieder blutig war, löste und die Wunde untersuchte. »Die Kugel muss raus, aber ⦠es ist riskant, sie mit einer Pinzette rauszuholen. Sie steckt viel zu nah am Herzmuskel.« Er biss sich auf die Lippen und schluckte schwer.
Niemand hier in der Stadt wusste, warum Andrew McAllister seine Heimat verlassen hatte. Der Grund waren seine Alkoholsucht und seine Spielleidenschaft gewesen. Sein ganzes ererbtes Vermögen hatte er leichtfertig vertan. Er hatte seine Familie ins Elend gestürzt und seine Berufsehre verloren. Hier, an diesem gottverlassenen Flecken Erde, wollte er noch einmal neu anfangen. Die Männer in den Minen waren nicht zimperlich, ihnen konnte er helfen, wenn sie sich verletzt hatten.
Aber jetzt lag eine zarte Frau vor ihm â mit einer Kugel in der Brust! Die Gier nach einem Schluck Gin stieg in McAllister auf, er schluckte und griff nach dem Wasserglas, das neben dem Krankenbett stand, leerte es in einem Zug.
Leise klopfte es, ein junger Bursche reichte die Arzttasche herein und machte gleich, dass er wieder davonkam.
»Wer kann mir assistieren?« Fragend blickte der Arzt erst Hannah, dann Betty Cleveland an.
»Das mache ich«, entschied Betty.
»Dann gehen die anderen bitte hinaus.«
Zögernd nur kamen Hannah und Frederic der Aufforderung nach, doch sie sahen ein, dass der Arzt recht hatte.
McAllister breitete zunächst ein weiÃes Laken über dem kleinen Nachttisch aus, legte einige Instrumente darauf und wandte sich dann an Karoline.
»Sie können mich hören, nicht wahr?«
Nur langsam, wie in Trance, öffnete Karoline die Augen und sah ihn verständnislos an. »Ja ⦠Aber warum â¦Â«
»Gut, wenn Sie mich verstehen können. Ich bin Arzt, Dr. McAllister. Sie sind verletzt, meine Liebe, und ich werde jetzt versuchen, die Kugel aus Ihrem Körper zu schneiden.« Er zögerte, dann fuhr er fort: »Leider habe ich kaum etwas hier, womit ich Sie betäuben könnte. Nur ein wenig Ãther ⦠ob es reicht, weià ich nicht. Sie sind also bereit?«
Hilfesuchend sah sich Karoline um. Als ihr Blick an der rothaarigen Hotelbesitzerin hängenblieb, streckte sie die Hand nach Betty aus.
»Ganz ruhig, Kindchen, das machen wir schon.« Betty lächelte aufmunternd. »Ich werde dem Doktor auf die Finger schauen, versprochen. Und Ihnen werde ich, wenn es notwendig sein sollte, einen doppelten Brandy einflöÃen. Der ist fast so gut wie eine Narkose.«
»Ich versuche erst mal, mit einer Pinzette die Kugel herauszuholen.« Konzentriert beugte sich der Arzt über seine Patientin. Seine Finger zitterten kaum merklich, als er sich abmühte, die Kugel zu fassen. Doch es gelang nicht, nur die Blutung verstärkte sich, und er hatte Mühe, sie mit Mullkompressen zu stoppen.
»So geht es nicht. Ich muss einen Hautschnitt machen. Sie sind damit einverstanden?«
Karoline wollte antworten, doch es war unendlich mühsam, Worte zu formen. Sie fühlte sich so elend wie nie zuvor im Leben. Schmerzen quälten sie, aber da war auch eine dumpfe Angst in ihr. Angst, nie wieder von hier fortzukommen. Sie seufzte auf und wollte aufstehen, sie wollte fliehen, heimlaufen nach Hopeland . Aber ⦠es ging nicht. Mit einem wehen Laut sank sie zurück und verlor erneut das Bewusstsein.
»Drei Tage hält das Fieber jetzt schon an.« Hannah sah sorgenvoll zu ihrem Mann hoch. »Ich
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