Das Paradies liegt in Afrika
Haus.« Pandu zuckte geringschätzig mit den Schultern. »Als würde der feine WeiÃe so ein Mädchen wie Nelly achten! Ein Spielzeug war sie für ihn, mehr nicht!«
»Da magst du recht haben. Aber bewiesen ist damit gar nichts.«
David hatte für einen kurzen Moment erwogen, Mathew Browling nach Nelly zu fragen, es dann aber doch nicht getan. Der Mann würde ihm, so er etwas wusste und an Nellys Verschwinden beteiligt war, niemals die Wahrheit sagen! Zudem brachte ihm das Karoline nicht zurück.
Wo mochte sie nun sein? In Kapstadt, im Stadthaus, war sie nicht, das wusste er genau. Ob sie gemeinsam mit Missis und Mister Horseley nach England gereist war? Nein, den Gedanken verwarf er auch bald wieder. Niemals würde Karoline ihre Kinder so lange allein lassen.
Zwei der schwarzen Mädchen kamen lachend den schmalen Pfad herunter, der aus dem Weinberg direkt zum Gut führte. David erkannte in einer von ihnen Zoe, Nellys beste Freundin.
»Zoe!« Er stand auf und winkte das Mädchen heran.
Zögernd kam das junge Ding näher. Zoe war gerade mal fünfzehn Jahre alt, ein hübsches, leichtsinniges Ding, das sich oft des Nachts herumtrieb. Jetzt hatte sie Angst, der Kellermeister würde sie maÃregeln.
David ging ihr einige Schritte entgegen. »Du hast immer noch nichts von Nelly gehört, oder?«, fragte er unumwunden.
»Nein.« Zoe, erleichtert, dass es nicht um sie selbst ging, schüttelte den Kopf. »Sie ist einfach weggelaufen.«
»WeiÃt du das mit Bestimmtheit?«
»Na ja â¦Â« Zoe kam einen Schritt näher und senkte die Stimme. »Ich denke, sie musste weg. Wo sie doch ein Kind von Mister Browling bekommt.«
»Was sagst du da?« Fest umspannte David den Arm des Mädchens. »Lüg mich nicht an, du!«
»Sie hat es mir gesagt. Mir allein. Und â es ist die Wahrheit.« Zoe warf den Kopf in den Nacken. »Sie ist oft mit Mister Browling zusammen gewesen. Er ⦠er hat ihr Perlen geschenkt und ein seidenes Tuch. Ganz bestimmt, Mister David. Zoe lügt nicht.«
David lieà den Arm sinken. »Ich glaube dir, Zoe. Und jetzt geh schlafen.«
Er selbst blieb, von tausend tristen Gedanken gequält, auf seiner Veranda sitzen, bis der Morgen graute.
19
S ie braucht einen Arzt. Die Kugel steckt dicht neben dem Herzen, da kann ich gar nichts machen.« Betty Cleveland richtete sich auf und tauchte ihre blutverschmierten Finger in eine Schüssel. Seit einer halben Stunde bemühte sich die Hotelbesitzerin um Karoline; sie hatte den provisorischen Verband, den Hannah angelegt hatte, vorsichtig entfernt, die Wunde gereinigt und neu verbunden. Eine Küchenmagd, eine dralle Holländerin, kümmerte sich um Elias und Steve, nachdem sie Hannah frisches Verbandmaterial für Frederic gegeben hatte.
Karoline lag mit geschlossenen Augen auf ihrem Bett. Sie hatte viel Blut verloren, blass und wächsern war ihr sonst so frisches Gesicht. Der Pistolenschuss hatte sie in die Brust getroffen, knapp oberhalb des Herzens.
Wie sie zurück nach New Rush gekommen war, wusste Karoline nicht mehr, während der Fahrt war sie immer wieder ohnmächtig geworden.
Nach dem ersten Schreck war Hannah über sich selbst hinausgewachsen. Während die Männer wie wild um sich schossen und die zwei Banditen schlieÃlich erfolgreich in die Flucht jagten, riss sie ihren Unterrock entzwei und verband Karoline, so gut es eben möglich war.
Die Fahrt zurück nach New Rush war ihr und Frederic ewig lang vorgekommen. Elias saà neben Steve, den toten zweiten Wachmann hatten sie auf sein Pferd gebunden. Frederic ritt vorweg, immer wieder sah er sich um. Er war zum Glück nur leicht verletzt worden. Dass der Verband, den Hannah ihm angelegt hatte, durchblutete und er immer stärkere Schmerzen litt, sagte er nicht. Wichtig war nur eins: Sie mussten so rasch als möglich in die Stadt zurück! Karoline war am schwersten verletzt und drohte zu verbluten, wenn sie keine Hilfe bekam.
Elias hielt sein Gewehr schussbereit auf den Knien. So wie Frederic suchte er mit seinen Blicken die Umgebung ab, immer bereit zu schieÃen. Steve trieb die Pferde an, schonte die Tiere nicht eine Minute lang. Als sie endlich vor dem Diamond Hotel eintrafen, waren die Pferde schweiÃnass, Schaum troff ihnen von den Mäulern.
Frederic war noch nicht aus dem Sattel gesprungen, da kamen schon ein paar Männer auf ihn
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