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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Ausschau nach einem anderen Hauslehrer halten.«
    Â»Meinetwegen. Wenn ich nur nicht mehr in die Schule gehen muss. Da kenne ich niemanden, und alle hänseln mich, weil ich nicht so gut lesen kann wie sie.« Er warf den Stift zur Seite. »Aber im Rechnen bin ich besser. Viel besser!«
    Â»Na also! Du bist ja auch mein kluger Junge.« Hannah, die die Kinder ihres Bruders liebte wie eigene, zog ihn an sich. »Hier, eine kleine Aufmunterung.« Aus ihrer Tasche zog sie eine Tüte mit Bonbons. Auch ein paar Lakritzstangen hatte sie besorgt, weil sie wusste, wie gern Victor diese Leckerei hatte. Seine kleine Schwester würde sich mehr über drei bunte Lutscher freuen, auch die hatte sie bei ihrem Stadtbummel besorgt.
    Â»Hast du die Annonce aufgegeben?«, erkundigte sich Sophie.
    Â»Ja, selbstverständlich. Wollen wir hoffen, dass sich bald jemand findet, der bereit ist, nach Hopeland zu siedeln und sich dort um Victor zu kümmern.«
    Der Junge verzog das Gesicht. »Aber nicht wieder ein Fräulein. Die sind so langweilig!«
    Hannah lachte. »Dann wollen wir hoffen, dass sich ein Hauslehrer meldet.«

    Keine zehn Tage waren vergangen, dann hatten sich vier Lehrerinnen vorgestellt. Zwei von ihnen waren jung und unerfahren, sie lebten erst seit wenigen Wochen am Kap und hofften, so ein Zuhause zu finden. Zwei ältere, spitznasige Fräuleins wären zwar auch gern bereit gewesen, in die Einsamkeit zu ziehen und einen einzigen Schüler zu unterrichten, doch Sophie und Hannah waren sich einig, dass diese ältlichen, verbittert wirkenden Frauen nicht die geeigneten Personen waren, Victor Freude am Lernen zu vermitteln.
    Ein junger Holländer stellte sich vor und entsprach in vielen Punkten den Vorstellungen von Sophie, doch als er hörte, wie weit das Weingut, auf dem er dann leben sollte, von der Stadt entfernt lag, zog er seine Bewerbung wieder zurück.
    Â»Das war leider der letzte Lehrer, der sich auf die Stelle gemeldet hatte«, meinte Sophie resignierend. »Was wird jetzt?«
    Â»Wir warten einfach ab. Eventuell bewirbt sich doch noch jemand.«
    Und so war es in der Tat: Drei Tage später kam Victor in Begleitung eines großen, breitschultrigen Mannes nach Hause, der sich als Mathew Browling vorstellte.
    Â»Ich unterrichte Victor in Mathematik und Zeichnen«, erklärte er, nachdem ihn das Hausmädchen in Sophies Salon geführt hatte. »Bitte verzeihen Sie, dass ich unangemeldet herkomme, doch von Victor erfuhr ich, dass Sie jemanden suchen, der ihn privat unterrichtet.« Fragend ging sein Blick von Sophie zu Hannah, die gerade eben aus dem Wintergarten kam. »Sie sind Victors Mutter, nehme ich an.« Er erhob sich und ging auf Hannah zu. Bewundernd sah er in ihr apartes Gesicht, mit einem Blick umfing er die schlanke Gestalt im weinroten leichten Wollkleid. Es war schlicht geschnitten, als einzigen Schmuck trug Hannah eine zweireihige Perlenkette, dazu schlichte Perlohrringe.
    Â»Nein, ich bin die Tante des Jungen. Seine Eltern befinden sich zurzeit auf dem Gut der Familie, weiter draußen im Weinland.«
    Â»Dann verstehe ich …« Mathew Browling nahm, nachdem ihn Hannah mit einer knappen Geste dazu aufgefordert hatte, wieder in einem Sessel Platz. »Victor geht demnach nicht regelmäßig zur Schule.«
    Â»Nein. Aber das sollte ja bekannt sein«, sagte Sophie.
    Er nickte. »Bitte verzeihen Sie, aber ich bin erst seit kurzem in Kapstadt. Diese Stelle an der Schule habe ich nur für den Übergang angenommen, da ein älterer Kollege erkrankt ist. Ich möchte mich in erster Linie meiner Kunst widmen. Allein … davon kann man nicht leben. Zumindest ich kann es nicht«, fügte er mit einem selbstironischen kleinen Lächeln hinzu.
    Â»Sie sind – Künstler?« Ein kritischer Blick von Hannah begleitete die Worte.
    Â»Ich versuche mich als Maler. Als Landschaftsmaler, exakt gesagt. Die Engländer, vor allem John Constable und William Turner, haben mich inspiriert.«
    Â»Alle Achtung, da haben Sie sich große Meister zum Vorbild genommen«, warf Sophie ein. Wohlwollend schaute sie zu dem großen, breitschultrigen Mann hoch. Er besaß volles hellbraunes Haar, das er ein wenig zu lang trug. Sein brauner Anzug mit der karierten Weste darunter war nicht gerade elegant, im Gegenteil, man sah dem Kleidungsstück an, dass es schon recht lange getragen wurde.
    Â»Es wäre

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