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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Für die Seeleute, die verzweifelt versuchten, ihre Schiffe zu retten oder zumindest die Ladung sicher an Land zu bringen, war es ein Kampf ums nackte Überleben, der von Minute zu Minute schwieriger wurde.
    Christopher Ruhland klammerte sich mit aller Kraft an der Bordwand fest, er hörte ein paar laute Rufe von den anderen Barken herüberschallen, doch er verstand nichts, nicht einmal die Kommandos, die der Schiffsführer des eigenen kleinen Schiffes herausschrie. Nur ein Wort war zu hören, es klang wie ein Alarmruf: »Hurrikan! Das ist ein Hurrikan!«
    Vom sicheren Land aus hatte er die RMS Athen gesehen, ein modernes Schiff mit eisernem Dampfkessel. Weit draußen in der Bucht hatte es geankert, die Besatzung wartete, wie alle anderen auch, darauf, dass die Fässer und Flaschen mit Whisky, die Stoffe und Eisengeräte, die die Athen geladen hatte, abtransportiert würden.
    Wie aus dem Nichts tauchte das Dampfschiff auf einmal vor ihnen auf, hoch schlugen die Wellen gegen den Rumpf. Christopher hörte panische Schreie, einer der Hafenarbeiter wies nach links, wo gerade zwei Seeleute über Bord gingen. Feuer drang aus zwei Luken, und der Schwarze schräg vor Christopher brüllte: »Es brennt! Feuer! Hilf, Himmel!«
    Noch ehe Christopher antworten konnte, fand im Kesselraum der Athen eine Explosion statt, Feuerregen ging über dem großen und dem kleinen Boot nieder. Gleichzeitig wurde der Sturm noch heftiger, keines der Schiffe in der Bucht war noch zu steuern, alle waren schutzlos der Macht des Hurrikans und den mannshohen Wellen ausgeliefert.
    Christopher Ruhland spürte einen Schlag an der Schulter, er sah dicht vor sich etwas aufblitzen, doch als er genauer hinsehen wollte, war da nichts mehr. Nur schaumgekrönte Wellen, die ihn noch für zwei Minuten trugen – und dann unter sich begruben.
    18
    D ieses Land ist Paradies und Hölle zugleich.« Karoline Ruhland zügelte ihre Fuchsstute, als sie die Kuppe des Hügels erreicht hatte. Mit tränennassen Augen sah sie in Richtung Südwesten, dorthin, wo schemenhaft der Tafelberg zu sehen war. Die Größe des Bergmassivs konnte man nur erahnen, wenn man auf der höchsten Erhebung stand, die zu Hopeland gehörte. Die beiden Ozeane, die sich hier am Kap vermischten, waren nicht zu sehen, doch man hörte die Möwen kreischen, aufgeschreckt durch Robben und Haie, die sich in den Buchten an der Südspitze Afrikas zuhauf versammelten. Die Robben liebten das relativ warme Wasser, und für die Haie waren diese Tiere ein Leckerbissen, der sich leicht erjagen ließ.
    Karoline biss sich fest auf die Lippen, um die Tränen zu unterdrücken, die ihr in die Augen steigen wollten. Wie oft war sie mit Christopher hierhergeritten, um bis zum Horizont zu schauen! Frei und ohne Pflichten hatten sie sich dann gefühlt – und waren sich unendlich nahe gewesen. Zwei Menschen, die sich ergänzten in ihrem Streben, etwas Gutes, etwas Nützliches und doch Schönes zu schaffen. Und es für die nächste Generation zu bewahren.
    Doch Christopher würde nicht mehr miterleben dürfen, wie seine Kinder aufwuchsen, wie sein Sohn das Gut leitete und in seinem Sinn weiterführte.
    Immer und immer wieder durchlebte Karoline den Moment, in dem man ihr von dem Unglück berichtete, das sich im Hafen ereignet hatte. Timothy Bennett, ein fünfzigjähriger Tuchhändler, den sie seit langem kannte, stand zwei Tage nach dem schrecklichen Orkan im Gutshof. Sein schwarzer langer Mantel war schwer vor Nässe, und von dem breitkrempigen Hut, den er verlegen in der Hand drehte, tropfte Wasser.
    Â»Missis Ruhland, ich … ich wollte es Ihnen selber sagen …« Er senkte den Kopf und strich sich müde über das hagere Gesicht. »Ihr Mann ist im Hafen verunglückt«, presste er schließlich hervor.
    Â»Aber …« Sie war nicht einmal in der Lage, Timothy Bennett ins Haus zu bitten. Wie erstarrt stand sie auf der unteren Stufe der Terrasse und sah den Mann aus brennenden Augen an.
    Â»Es tut mir so leid, aber dieser wahnsinnige Sturm … er hat achtzehn Schiffe total zerstört. Wie viele kleine Boote vernichtet sind, weiß niemand zu sagen.«
    Karoline stand ganz still. Nur ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie knetete die Finger und schüttelte immer wieder den Kopf. »Nein, ich glaube es nicht. Er wollte doch nur die Rebstöcke abholen!«,

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